Slawomir Peszko (r.) und der 1. FC Köln reist mit zwei Siegen im Rücken zu Hertha BSC
Slawomir Peszko (r.) und der 1. FC Köln reist mit zwei Siegen im Rücken zu Hertha BSC

Trotz Niederlage: Köln auf dem richtigen Weg

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Berlin - Samstag, 1. Oktober 2011, 17:28 Uhr S75 von Potsdam zum Olympiastadion. "Erster Fußballclub Köln, erster Fußballclub Köln...", schallt es aus dem vorderen Teil des Waggons. Knapp zwei Dutzend Anhänger des 1. FC Köln diskutieren vor dem Spiel ihrer Mannschaft bei Hertha BSC lebhaft darüber, wie hoch der Sieg für den FC ausfallen wird.

Da war er wieder, dieser rheinische Übermut, für den die Kölner über die Grenzen ihrer Stadt hinaus bekannt sind. Vier Mal musste der dreimalige Deutsche Meister in den letzten 13 Jahren den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten - und bei jedem Wiederaufstieg gab es die Diskussion, ob es nun zwei oder drei Jahre dauern würde, bis man wieder im Konzert der Großen mitspielen würde.

Mit zwei Siegen im Rücken nach Berlin

Dabei liegt der letzte Europapokal-Auftritt mittlerweile mehr als 14 Jahre zurück. Im Juli 1997 scheiterten die Domstädter im UI-Cup-Halbfinale am SC Montpellier. Nach Berlin kamen die Kölner mit einem 4:1 beim Erzrivalen Bayer Leverkusen und einem 1:0 über 1899 Hoffenheim im Rücken. Und hatten die Hoffenheimer nicht erst vor wenigen Minuten dem übermächtigen FC Bayern einen Punkt abgetrotzt. Was soll da also beim Aufsteiger schiefgehen?

Nur ein Mahner erhob seine Stimme. Der augenscheinlich Älteste der Gruppe erhob seine Stimme. Aus jahrelanger, leidgeprüfter Erfahrung? "Ich hab' kein gutes Gefühl", trat er auf die Euphoriebremse.

"Punkte bekommt man nicht geschenkt"

Er sollte Recht behalten: Schon zur Halbzeit lagen die Berliner klar 3:0 vorn. Der Widerstand der Kölner war gebrochen. Die Hertha spielte den Vorsprung in Durchgang zwei locker nach Hause. Die Kölner Fans traten niedergeschlagen die Heimreise an.

"Wir haben den Schwung aus den letzten Spielen nicht mitgenommen", konstatierte Keeper Michael Rensing und stellte klar: "Punkte bekommt man in dieser Liga nicht geschenkt. Wir müssen hart dafür arbeiten."

Lob für den Gegner

Von einem Rückschlag wollte keiner der Spieler etwas wissen. "Hier darf man verlieren", lobte Sascha Riether die Gastgeber gegenüber bundesliga.de. "Wir haben ordentlich begonnen, aber Hertha hat jeden Fehler von uns gnadenlos bestraft."

Auf individuelle Fehler wollte sich der Ex-Wolfsburger nicht festlegen. "Ich mache niemandem einen Vorwurf. Wir haben die Fehler als Mannschaft gemacht und haben als Mannschaft verloren."

"Stehen gut da mit zehn Punkten"

Nach dem schwachen Saisonstart mit nur einem Punkt aus den ersten drei Spielen und der schweren Saison im Vorjahr scheint bei den Spielern nach acht Spieltagen und Rang 12 eher als bei den Fans Bescheidenheit die Tugend der Stunde zu sein.

"Wir stehen gut da mit zehn Punkten", zieht Lukas Podolski ein positives Fazit. "Diese Niederlage wirft uns nicht zurück. Die Siege gegen Leverkusen und Hoffenheim haben gezeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir dürfen nach solchen Erfolgen nur nicht abheben", warnt der Nationalspieler.

Fehler werden eiskalt bestraft

Das sieht auch der anfangs sehr in die Kritik geratene Stale Solbakken so. "Berlin hat verdient gewonnen. Wir haben zwei, drei sehr große Fehler gemacht, die Hertha eiskalt genutzt hat ", gab Kölns Trainer zu: "Aber ich habe auch einige gute Aktionen meiner Mannschaft gesehen."

Daher will der 43-Jährige das Spiel in der Hauptstadt auch nicht für sich allein bewerten. "Nach einem Spiel kann man immer schnell sagen, dass man vieles besser machen will. Man muss aber das Gesamte sehen. Gegen Leverkusen und Hoffenheim haben wir gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

Noch in der Entwicklungsphase

Aber eben noch auf dem Weg. "Natürlich ist unsere Entwicklung noch nicht zu Ende", weiß der Norweger. Wir werden die nächsten Wochen hart arbeiten." Da kommt dem FC-Coach die Länderspielpause sehr entgegen.

"Bis zum nächsten Spiel werden wir wieder einen Schritt weiter sein", verspricht Solbakken den Fans für das kommende Heimspiel. Da geht es am 16. Oktober im RheinEnergieStadion gegen Hannover 96. Und die Niedersachsen spielen da, wo die Anhänger der Kölner nach langer Zeit wieder hinwollen: auf der europäischen Bühne.

Aus Berlin berichtet Jürgen Blöhs