Von Altersmüdigkeit keine Spur: Giovanni Trapattoni
Von Altersmüdigkeit keine Spur: Giovanni Trapattoni

"Trap" hat auch mit 70 noch lange nicht fertig

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Giovanni Trapattoni gehört zu den erfolgreichsten Trainern der Welt - aber durch seine 116 Sekunden dauernde Wutrede vor elf Jahren ist der italienische Fußballlehrer in Deutschland zur Kultfigur geworden.

Sprüche wie "Was erlauben Strunz?", "Schwach wie eine Flasche leer" oder "Ich habe fertig" gehören seit dem emotionalen Ausbruch des "Maestro" am 10. März 1998 längst zum deutschen Allgemeingut. Am Dienstag vollendet "Trap" sein 70. Lebensjahr - und er hat noch lange nicht fertig.

Mit Irland zur WM 2010?

Seine Frau Paola träumt davon, dass ihr Ehemann bald als Fußballrentner in der Heimat den Ruhestand genießen wird. Aber Signor Trapattoni, der sich mit dem Fußball verheiratet fühlt, reagiert allergisch, wenn man ihn auf eine Pensionierung anspricht. Der Ex-Coach von Bayern München und des VfB Stuttgart, mittlerweile Nationaltrainer von Irland, steckt immer noch voller Tatendrang.

Der Coach kämpft mit seiner Mannschaft um die Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika. Auf dem Weg dorthin wartet auf Trapattoni in der Qualifikations-Gruppe 8 unter anderem sein Heimatland Italien. "Die Qualifikation wird schwer, aber wir haben eine gute Chance", meint "Trap", der tagtäglich offenbar mühelos seine Liegestütz-Serien hinlegt.

Klassische Musik für besseren Fußball

Trapattoni ist körperlich fit und kann auch junge Spieler immer noch begeistern. In Hinblick auf die WM 2010 hofft er auf göttlichen Beistand. Seine Schwester, eine Nonne, versorgt ihn mit Weihwasser. Auch von Papst Benedikt XVI. wurde der gläubige Christ empfangen. Neben der Religion ist für ihn auch klassische Musik ein Quell der Inspiration. "Wer Mozart hört, kann auch besser Fußball spielen", sagt der Trainer-Routinier, der über 2.000 CDs besitzt.

Nicht immer begeistert waren die Kritiker von Trapattonis taktischen Vorgaben auf dem Fußballplatz, obwohl ihm 22 Titel als Trainer eigentlich recht geben. Er war immer schon ein Verfechter einer eher starken Defensive und verhaltener Offensive. Aufgrund seiner ehemals blonden Haare, seiner stahlblauen Augen und seiner nüchternen Taktik wird er in Italien "Il Tedesco" (der Deutsche) genannt.

Vielleicht auch deshalb haben ihn die deutschen Fans stets in Herz geschlossen. Sein sympathisches Auftreten und sein untadeliger Charakter haben zudem unzweifelhaft zu seiner Popularität in Deutschland beigetragen. Kein Wunder, dass er sogar viele Jahre im deutschen Fernsehen für ein Joghurt-Produkt ("Isse cremig, isse fantastisch") warb.

Start der Trainerkarriere bei Milan

Viele vergessen allerdings, dass er auch schon als Aktiver einer der Großen im Land des viermaligen Weltmeisters war. Als Fußballprofi bestritt der in Cusano Milanino bei Mailand geborene Trapattoni als Außenläufer 367 Partien für den AC Mailand und den FC Varese, war italienischer Meister, Europapokalsieger der Landesmeister und Europapokalsieger der Pokalsieger.

Insgesamt 17 Mal stand er im Trikot der italienischen Nationalmannschaft auf dem Platz. Er nahm an der WM 1962 teil.

Seine Karriere als Coach begann Trapattoni 1972 als Jugendtrainer beim AC Mailand. Seine größten Erfolge feierte er jedoch als Chefcoach bei Juventus Turin und Inter Mailand. 1994 begann Trapattoni seine Auslandskarriere als Trainer von Bayern München.

Aus in der EM-Gruppenphase 2004

Nach einem Jahr wechselte er zu Cagliari Calcio, wo er in derselben Saison zum ersten Mal in seiner Karriere entlassen wurde. Zur Saison 1996/97 kehrte er zu Bayern München zurück. Dort gewann er je ein Mal die Deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal.

Nach dem Rücktritt von Dino Zoff wurde er 2000 dessen Nachfolger als italienischer Nationaltrainer. Mit der "Squadra Azzurra" scheiterte er bei der WM 2002 im Achtelfinale an Gastgeber Südkorea, bei der EM 2004 in Portugal schied er bereits in der Vorrunde aus - Trapattoni musste gehen.

Im Juni 2005 unterschrieb "Trap" einen Zweijahresvertrag beim VfB Stuttgart, doch im Februar 2006 wurde er von den Schwaben entlassen. Seit Juni 2008 steht er nun in Diensten des irischen Verbandes.