Guus Hiddink ist seit 2006 Trainer der Russen
Guus Hiddink ist seit 2006 Trainer der Russen

Trainer-Fuchs Hiddink gibt sich bescheiden

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Große Klasse, aber kleine Ziele: EM-Halbfinalist Russland wäre beim Schlagerspiel der WM-Qualifikation am Samstag (Sa., ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) in Dortmund gegen die deutsche Nationalmannschaft schon mit einem Unentschieden zufrieden - zumindest wenn man den öffentlichen Aussagen von Trainer-Fuchs Guus Hiddink und Stürmerstar Andrej Arschawin glaubt.

"Es wäre ein gutes Resultat für uns, wenn wir einen Punkt mitnähmen", sagte Arschawin vor dem Duell der beiden Favoriten in der Gruppe 4.

Respekt vor dem Sturm

Der Wirbelwind von Zenit St. Petersburg, der bei der EM im Sommer groß auftrumpfte, hat vor allem vor der deutschen Offensive Respekt. "Der gefährlichste Mannschaftsteil der Deutschen ist ihr Angriff. Und eine Mannschaft, in der Michael Ballack spielt, ist an sich schon gefährlich", meinte der 27-Jährige, der zudem die Unterstützung der deutschen Fans in der voll besetzten Dortmunder WM-Arena ansprach.

"In so einem Stadion zu spielen, ist äußerst schwierig", sagte Arschawin, bevor er hinzufügte: "Aber in unserer Mannschaft spielen Leute, die durch nichts mehr zu erschrecken sind."

Hiddink lässt ein Hintertürchen offen

Genau da klingt dann das neue russische Selbstbewusstsein nach den herausragenden EM-Auftritten in Österreich und der Schweiz durch, das auch der erfahrene Trainer-Fuchs Hiddink ausstrahlt.

"Einen Punkt in Deutschland zu holen, noch dazu in einem Stadion wie Dortmund, wäre klasse", sagte der 61 Jahre alte Niederländer, nicht ohne hinzuzufügen: "Vielleicht sind wir aber auch auf mehr aus."

Drei Ausfälle

Die Russen werden sich also sicher nicht verstecken, auch wenn in Roman Pawljutschenko aus Tottenham ihr mit drei Treffern bester EM-Torschütze wegen einer Knöchelverletzung ebenso ausfällt wie Abwehrrecke und Scharfschütze Denis Kolodin und Flügelflitzer Dimitrij Torbinskij.

An die Stelle von Mittelstürmer Pawljutschenko tritt wieder Pawel Pogrebnijak von Zenit St. Petersburg, der mit zehn Toren maßgeblichen Anteil am UEFA-Cup-Sieg seines Klubs und die EM nur wegen einer Knieverletzung verpasst hatte. Der Torjäger hatte zuletzt zwar auch Oberschenkelprobleme, kam aber zuletzt "von Stunde zu Stunde besser in Form", wie Hiddink erklärte.

Junges Talent vor Debüt?

Dazu hat der Niederländer, der vielleicht sogar über die WM 2010 in Südafrika hinaus in Russland bleiben will, "weil ich mich der Entwicklung des russischen Fußballs verschrieben habe", bereits erste Vertreter der nächsten Generation mit im Aufgebot.

Allen voran das erst 18 Jahre alte Riesentalent Alan Dsagojew von ZSKA Moskau, das möglicherweise als Joker schon zu seinem Debüt kommt. "Ich beobachte ihn schon seit langem", sagte Hiddink, der den Mittelfeldspieler aus der U21 in die A-Mannschaft hochzog.

"Wir haben ausführlich analysiert"

Genauso wie seine eigenen Talente hatte Hiddink natürlich auch die deutsche Mannschaft im Blick. "Wir haben die Deutschen ausführlich analysiert. Wir wissen, dass sie sehr konzentriert spielen und sogar noch in letzter Sekunde Tore erzielen kann. Die Deutschen geben nie auf", weiß der Weltenbummler, der in seiner langen Laufbahn noch nie in Deutschland gearbeitet hat, "obwohl ich nur 15 Kilometer von der deutschen Grenze gewohnt habe".

Nach der EM 2004 war er beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) kurz im Gespräch als Nachfolger von Rudi Völler. "Aber das ist nicht konkret geworden", sagte er dem Fachmagazin Kicker.

Kult-Status in Russland

Stattdessen kam er über Australien nach Russland, wo er fast schon wie ein Messias betrachtet wird, der die Reinkarnation des russischen Fußballs einleitet. Die Gala-Auftritte bei der EM gegen Schweden und vor allem im Viertelfinale gegen die Niederlande sollen nur der Anfang gewesen sein.

"Unser Ziel ist, dass Russland, anders als in der Vergangenheit, wieder Dauergast bei großen Turnieren ist", sagte er: "Wir müssen dafür sorgen, dass wir sagen können: Die Europameisterschaft war der Start in eine neue Ära des russischen Fußballs."

Die voraussichtliche Aufstellung: Akinfejew - Anjukow, Ignaschewitsch, Wassilij Beresuzkij, Schirkow - Syrjanow, Semak, Semschow - Sajenko, Arschawin - Pogrebnijak