Mario Gomez sicherte sich mit seinen 28 Treffern die Lieblingstrophäe aller Stürmer - die Torjägerkanone
Mario Gomez sicherte sich mit seinen 28 Treffern die Lieblingstrophäe aller Stürmer - die Torjägerkanone

Torjäger unter der Lupe

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München - Sie sind Phantome. Oft sieht man sie das ganze Spiel über nicht. Bis zu diesem einen Augenblick. Wenn sich die Gelegenheit bietet, sind sie auf einmal da. Hellwach und eiskalt. Die gegnerische Verteidigung passt einen Moment nicht auf und schon schlägt er zu - der Torjäger!

Der erfolgreichste Angreifer der vergangenen Saison war Mario Gomez, der sich mit 28 Treffern die Torjägerkanone sicherte. bundesliga.de hat ihm und seinen fünf treffsichersten Kollegen auf die Füße geschaut und analysiert, wo die Stärken der Top-Stürmer der Spielzeit 2010/11 liegen.

Polyvalenter Gomez

Das 2:1 der deutschen Nationalmannschaft gegen Österreich hat eine Stärke von Mario Gomez deutlich gezeigt: das Kopfballspiel! Gemeinsam mit Kaiserslauterns Srdjan Lakic ist der Angreifer des FC Bayern der einzige Spieler der Liga, der sechs Mal per Kopf einnetzte. Diese Qualität macht ihn auch bei Standards brandgefährlich. Nach ruhenden Bällen war der gebürtige Schwabe sechs Mal erfolgreich, seine übrigen 22 Tore erzielte er aus dem Spiel heraus.

Wann und wo er seine Treffer markierte, war ihm dabei fast gleichgültig. Jeweils 14 Mal traf er vor bzw. nach dem Seitenwechsel. Auch die Bilanz von 16 Heim- und 12 Auswärtstoren lässt keine wirklichen Präferenzen erkennen. Eine besondere Qualität von Gomez liegt darin, dass er neben den bereits erwähnten sechs Kopfballtoren auch neun Mal mit seinem schwächeren linken Fuß traf.

Herausragend ist die Qualität, dass er in acht Partien das 1:0 für den FC Bayern München markierte - so oft, wie kein anderer Spieler sonst. In der Chancenverwertung war Gomez jedoch nicht der erfolgreichste Angreifer der Liga. Obwohl seine Quote von 35,4 Prozent beeindruckend war, reichte sie nur zum 2. Rang - hinter Kölns Milivoje Novakovic (40,5 Prozent).

Cisse ist rechtslastig

Mit 22 Treffern avancierte Papiss Demba Cisse nicht nur zum zweitgefährlichsten Stürmer der Bundesliga, sondern gleichzeitig zum erfolgreichsten Freiburger Torjäger innerhalb einer Bundesliga-Saison. Dabei brauchte der Senegalese zumeist aber eine gewisse Anlaufzeit, erzielte er 14 seiner 22 Hütten nämlich erst nach dem Seitenwechsel.

Trotz seiner Vorliebe für spätere Treffer liegt er gemeinsam mit Novakovic auf Rang 2, was das Erzielen der 1:0-Führung betrifft (sieben Mal). Die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Treffer davon per Kopf erzielt hat, ist bei nur drei Kopfballtreffern eher gering. Zumeist netzte Cisse mit seinem starken rechten Fuß ein.

Während Gomez mit 16 Toren in der Rückrunde so richtig aufgedreht hat, ließ der "Breisgau-Bomber" in der Rückserie nach. Zur Winterpause stand der 26-Jährige bei 13 Buden, in der zweiten Saisonhälfte sollten nur noch neun weitere folgen.

Spätstarter Novakovic

Den genau entgegengesetzten Verlauf hat die Treffsicherheit von Milivoje Novakovic genommen. Der Kölner Mittelstürmer verbuchte zum Weihnachtsfest erst fünf magere Törchen auf seinem Konto. In der Rückrunde folgte dann die Explosion: Zwölf weitere Treffer sicherten dem "Geißbock" noch den 3. Platz in der Torjägerliste.

Ebendieser Trend machte sich auch in den Spielen des Slowenen bemerkbar. Zwölf seiner 17 Tore schoss er erst nach dem Seitenwechsel. Auffällig ist jedoch, dass "Nova" fast ausschließlich im heimischen RheinEnergieStadion traf (16 von 17 Toren) und dass er ein absoluter Strafraumstürmer ist. Keinen seiner bisher erzielten 39 Bundesliga-Treffer erzielte er außerhalb des Sechzehners.

Besonders gefährlich ist Novakovic, der trotz seiner 1,90 Meter Körpergrüße nur drei Kopfballtore erzielte, mit Freistößen. In dieser Kategorie führt er die Bundesliga mit sechs Treffern an.

Schussstarker Lakic

Das exakte Gegenstück zum Kölner scheint Srdjan Lakic zu sein. Der Angreifer des 1. FC Kaiserslautern erzielte fast die Hälfte seiner 16 Tore (sechs) per Kopf. Weiterhin ist er auch ein guter Distanzschütze, was vier Treffer von außerhalb des Strafraums unterstreichen (nur Marco Reus hat noch einen Treffer mehr).

Die Fans der "Roten Teufel" durften auf dem Betzenberg aber eher selten einen Treffer ihres erfolgreichsten Stürmers bejubeln. Der netzte nämlich mit Vorliebe in Auswärtsspielen ein (elf Mal). Die Tatsache, dass er zehn seiner 16 Buden vor der Pause erzielte, aber insgesamt mit nur 21,9 Prozent eine durchschnittliche Trefferquote aufweist, lässt darauf schließen, dass Lakic mit zunehmender Spieldauer ein bisschen die Konzentration verloren ging.

Gekas mit zwei Gesichtern

Ein Konzentrations-, oder besser ein Abschlussproblem hatte Theofanis Gekas in der gesamten Rückrunde. Der Grieche, der sich mit 16 Treffern den 4. Rang der Torjägerliste mit Lakic und Lucas Barrios teilt, war in der zweiten Saisonhälfte nur noch zwei Mal erfolgreich. Nach der Winterpause sank seine Torquote von starken 38,9 auf dürftige 5,3 Prozent.

Immerhin erzielte Gekas sechs Mal das 1:0 für seine Frankfurter Eintracht und war mit vier verwandelten Elfmetern bei vier Versuchen ein absolut sicherer Schütze. Während er drei seiner ersten fünf Treffer in der vergangenen Runde per Kopf erzielte, traf er danach nur noch mit dem Fuß, wobei er die Eintracht-Fans fast ebenso oft in der heimischen Commerzbank Arena (sieben Tore) wie in fremden Stadien jubeln ließ (neun).

Barrios mit Luft nach oben

Lucas Barrios hingegen bevorzugte zur Torejagd eindeutig Das Revier des Dortmunder Signal Iduna Parks, in dem er elf seiner insgesamt 16 Saisontore (alle innerhalb des Strafraums) erzielte. Dabei sorgte der Paraguayer sechs Mal für das 1:0 des BVB, das er wohl in der Regel mit Rechts erzielt haben dürfte (insgesamt elf Treffer mit dem rechten Fuß). Per Kopf war er hingegen nur zwei Mal erfolgreich, was bei 1,82 Meter Körpergröße nicht unbedingt verwunderlich ist.

Etwas überraschend ist aber die Tatsache, dass "La Pantera" von allen Bundesliga-Spielern, die mindestens zweistellig getroffen haben, die zweitschlechteste Chancenverwertung vorweist. Nur Marco Reus (15,9 Prozent) von Borussia Mönchengladbach unterbietet die 18,4 Prozent des Dortmunder Stürmers. Da schlummert also noch Potenzial für eine eventuelle Titelverteidigung des BVB.


Hier geht's zum großen Saisonrückblick 2010/11