Die Autogramme von Olaf Thon sind nach wie vor heiß begehrt: Als Bundesliga-Spieler bestritt er 443 Spiele und schoss 82 Tore für Schalke und Bayern
Die Autogramme von Olaf Thon sind nach wie vor heiß begehrt: Als Bundesliga-Spieler bestritt er 443 Spiele und schoss 82 Tore für Schalke und Bayern

Thon: "Auf keinen Fall Enschede!"

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Am Freitag wird der Gegner des FC Schalke 04 in der Qualifikation zur Champions League ermittelt.

Vor der Auslosung sprach bundesliga.de mit der Schalker Legende Olaf Thon über Gegner, Saisonziele und den Meisterschaftskampf in der anstehenden Bundesliga-Saison.

bundesliga.de: Die Fans fiebern der neuen Bundesliga-Spielzeit entgegen. Kribbelt es in Ihnen auch, Herr Thon?

Olaf Thon: Ja, natürlich. Zumal ich das Glück hatte, im Schalker Trainingslager in Österreich dabei zu sein. Wir hatten mit der Traditionself in der Nähe ein Turnier bestritten. Dadurch konnte ich das Spiel gegen Besiktas sehen, das Besiktas verdient gewonnen hat (2:1, Anmerk. d. Redaktion.). Auffällig war, dass unsere beiden Neuzugänge Jefferson Farfan und Orlando Engelaar die besten Spieler waren. Das stimmt positiv.

bundesliga.de: Welche Rolle trauen Sie Farfan und Engelaar in der Schalker Mannschaft zu?

Thon: Sicherlich eine führende. Es sind ja zwei unterschiedliche Typen. Der eine, Farfan, kann offensiv hinter der Stoßspitze Kuranyi alles spielen. Der andere, Engelaar, wird mehr der zentrale Kopf im Mittelfeld sein. Das zeigten auch die Eindrücke im Spiel gegen Besiktas.

bundesliga.de: Welchen Eindruck macht Trainer Fred Rutten auf Sie?

Thon: Wir haben in den letzten Wochen viel miteinander geredet. Ich hatte gar nicht gedacht - weil ich ja nicht so nah an der Mannschaft bin - dass er so offen ist und sich sehr viele Meinungen anhört. Das ist aber genau der richtige Weg als neuer Trainer in Deutschland. Aber er hat ja zwei ausgebuffte Insider an seiner Seite: Youri Mulder und Mike Büskens. Ich denke, Fred Rutten hat so viel Biss, dass er der Mannschaft eine offensive und erfolgreiche Spielweise eintrichtern kann.

bundesliga.de: In der Offensive scheint es ein Überangebot zu geben mit Farfan, Kuranyi, Altintop, Lövenkrands, Zé Roberto, Rakitic...

Thon: ... Asamoah, Streit, Sanchez und so weiter. Es gibt sehr viele Namen und jede Position ist mindestens doppelt besetzt.

bundesliga.de: Werden bei den vielen Offensivspielern nicht Konflikte auftreten? Schließlich kann nicht jeder spielen.

Thon: Nein, man kann nie genug Alternativen haben. Aus meiner Erfahrung kann ich nur sagen, dass es für einen Trainer und einen Verein immer günstiger ist, eine große Auswahl an Spielern zu haben. Es werden sich aber am Ende immer diejenigen durchsetzen, die am besten sind und zueinander passen.

bundesliga.de: Sind die vielen Alternativen genau das, was Schalke in den vergangenen Jahren zum Gewinn der Meisterschaft gefehlt hat?

Thon: Die Alternativen waren schon da, wenn ich an die Mannschaft von 2001 oder an die von 2006 denke. Das war nicht das Problem. Man muss es schaffen, auf jeder Position doppelt besetzt zu sein - und das haben wir geschafft. Wir sind durchgehend seit sieben Jahren im internationalen Geschäft. Unser Ziel ist es natürlich, in der Champions League dabei zu sein. Wenn wir die Gruppenphase der "Königsklasse" erreichen, dann würden wir einen richtigen Auftrieb bekommen.

bundesliga.de: Hinderlich sind natürlich die Verletzungen der Stammspieler Manuel Neuer (Fußbruch) und Mladen Krstajic (Muskelfaserriss), die in der vergangenen Saison Garanten dafür waren, dass Schalke mit nur 32 Gegentoren die drittbeste Defensive der Bundesliga stellte. Treffen die Verletzungen Schalke ins Mark?

Thon: Man muss eine gute Abwehr haben, da bringen auch die vielen vorher erwähnten tollen Offensivspieler nichts. Wir wissen genau: Wenn wir in der Defensive nicht gut spielen, dann helfen die Tore vorne auch nichts, dann bekommt man die gleiche Anzahl hinten rein und man wird Fünfter oder Zehnter. Eine gute Abwehr ist enorm wichtig, und wir sind froh, dass wir junge Spieler hinten dran haben, die sich nahtlos einbringen können. So wie es Benedikt Höwedes nach dem Ausfall von Krstajic im Spiel gegen Besiktas getan hat. Von daher mache ich mir keine Gedanken.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie die Testspiele?

Thon: Man hat schnell gemerkt, dass ein neuer Trainer da ist. Der Wechsel hat einen neuen Zug in die Mannschaft gebracht. Jeder Spieler will sich in den Testspielen beweisen. Die Ergebnisse will ich nicht überbewerten. Eine Niederlage wie die gegen Wuppertal (0:3, Anmerk. d. Redaktion) kann in der Vorbereitung schon mal passieren.

bundesliga.de: Welche Ziele hat der FC Schalke 04 in der neuen Saison?

Thon: Das Kurzziel ist erst mal, die Gruppenphase der Champions League zu erreichen. Dann wollen wir im DFB-Pokal die ersten Runden überstehen und die Champions-League-Vorrunde meistern. In der Bundesliga wollen wir mindestens den 3. Platz anpeilen.

bundesliga.de: Wer sind die größten Konkurrenten im Kampf um die Bundesliga-Spitze?

Thon: Bayern München, und bestimmt auch Werder Bremen. Den VfL Wolfsburg, den viele als Außenseiter nennen, sehe ich nicht als Konkurrenz. Die Wolfsburger haben in der vergangenen Saison schon am Limit gespielt. Meiner Meinung nach werden sie überschätzt, von daher werden sie um den UEFA-Pokal mitspielen.

bundesliga.de: Am Freitag wird es spannend, wenn um 12 Uhr in Nyon der Schalker Gegner in der Qualifikation zur Champions League ausgelost wird. Haben Sie einen Wunschgegner?

Thon: Ich würde mir eine unbekannte Mannschaft, einen Außenseiter, wünschen. Aber alle Mannschaften, die im Topf sind, sind für uns schlagbar und müssen schlagbar sein. Wenn wir in diesen Spielen konzentriert zu Werke gehen, müssten wir auch als Sieger vom Platz gehen. Ich hoffe, dass wir zuerst auswärts antreten. Auf keinen Fall sollte es Enschede sein, der ehemalige Club von Trainer Rutten.

Das Gespräch führte Thorsten Schaff