Julian Koch kam aus Duisburg und ist in Mainz als Außenverteidiger eingeplant (Copyright: Imago)
Julian Koch kam aus Duisburg und ist in Mainz als Außenverteidiger eingeplant (Copyright: Imago)

"Thomas Tuchel hat mich gepackt"

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Mainz - Es hat sich einiges getan beim 1. FSV Mainz 05. Sieben Profis haben den Verein verlassen, sechs neue kamen dazu, unter ihnen auch der 22-jährige Julian Koch. Der Defensivspezialist konnte sich wegen einiger Verletzungsprobleme nie bei Borussia Dortmund durchsetzen, dafür aber in der 2. Bundesliga beim MSV Duisburg überzeugen. Seit einigen Monaten ist Julian Koch nun wieder fit und bereit für neue Aufgaben. Im Interview mit bundesliga.de spricht er über seinen Wechsel und seine Ziele mit Mainz.

bundesliga.de: Herr Koch, Sie unternehmen jetzt in Mainz den zweiten Anlauf, um sich in der Bundesliga durchzusetzen. Wie sind Ihre ersten Eindrücke bei Ihrem neuen Verein?

Julian Koch: Ich wurde super aufgenommen, so, als wäre ich schon lange Bestandteil des Teams gewesen. Ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass ich in eine neue Mannschaft komme. Ich habe letzte Woche im Trainingslager auch mit Dani Schahin (der ebenfalls neu in Mainz ist, die Red.) darüber gesprochen. Wir haben beide das Gefühl, dass wir nicht in ein neues Team kommen und noch Außenseiter sind.

bundesliga.de: Wie erklären Sie sich das?

Koch: In Mainz gibt es eine große Gemeinschaft ohne Grüppchenbildung. Jeder macht etwas mit jedem. Wir verstehen uns untereinander. Das ist das Geheimnis.

bundesliga.de: Warum haben Sie sich für Mainz entschieden? Was war ausschlaggebend für Ihren Wechsel?

Koch: Ausschlaggebend war zum einen der Trainer Thomas Tuchel, mit dem ich schon im Winter ein längeres Gespräch geführt habe. Er hat mich davon überzeugt, was ich alles in Mainz und unter ihm schaffen kann. Ich habe die Entwicklung von Mainz verfolgt. In den letzten Jahren hat der Verein immer wieder gezeigt, zu was er fähig ist und wie er junge Spieler fördert und zu größeren Vereinen bringt.

bundesliga.de: Was zeichnet Thomas Tuchel aus? Wie hat er Sie gepackt?

Koch: Schon alleine durch seine Art, wie er redet. Er schafft es, einen so anzusprechen, dass man total fokussiert ist. Es ist schwer zu beschreiben, man muss es erlebt haben. Er packt einen einfach. Er weiß genau, wie er einen Spieler einschätzen und ihn fördern kann. Das spürt man dann auch im Training, in dem er mit den Spielern sehr detailliert arbeitet, um jeden einzelnen zu fördern.

bundesliga.de: Sie sind in der Defensive vielseitig einsetzbar und in Mainz wohl als Außenverteidiger eingeplant. Welche Position spielen Sie am liebsten?

Koch: Ich bin froh, dass ich nicht mehr der Positionsspringer bin. Rechts hinten fühle ich mich wohl. In Duisburg habe ich überwiegend auf der Sechs gespielt. Das war für mich auch gut, um nach der langen Verletzung wieder reinzukommen und das Gefühl für den Raum zu bekommen. Aber ich habe auch schon in der Jugend überwiegend in der Abwehr gespielt. Ich freue mich, wieder auf der Position spielen zu können.

bundesliga.de: Sie haben Ihre Verletzung angesprochen. Sie waren lange verletzt, in der Rückrunde haben Sie aber in Duisburg wieder komplett durch gespielt. Wie steht es um Ihre Fitness, wie fühlen Sie sich?

Koch: Ich habe keine Probleme mehr. Ich habe mich auf die Saisonvorbereitung nach der Sommerpause richtig gefreut. Ich bin froh, dass ich wieder eine Sommervorbereitung von Anfang bis Ende mitmachen kann. Es sieht sehr gut aus. Das Knie hält.

bundesliga.de: Wie hart war für Sie die Zeit, als Sie verletzt ausfielen?

Koch: Es war kräftezehrend. Es gab bittere Momente wie das Verpassen des Pokalfinales 2011. Trotzdem ging für mich die Zeit, auch wenn das jetzt sicher ungewöhnlich klingt, relativ schnell vorbei. Ich bin ein positiv gestimmter Mensch und bin mit der ganzen Geschichte ganz gut umgegangen. Ich habe gelernt, mit meinem Körper umzugehen. Ich habe neue Freunde kennengelernt. Die neuen Freunde und meine Familie haben mir viel Halt gegeben, die Zeit zu überstehen.

bundesliga.de: Sie haben auch bereits in jungen Jahren in Duisburg Verantwortung übernommen, waren dort phasenweise Kapitän. Jetzt sind Sie nach Mainz gekommen, wo es im Kader relativ viele Veränderungen gab. Die Mannschaft ist im Umbruch. Wie finden Sie sich da zurecht?

Koch: So groß war der Umbruch jetzt nicht. Das kenne ich aus Duisburg noch ganz anders, als 12 oder 13 Spieler gewechselt wurden. In Mainz wurde der Großteil der Mannschaft gehalten. Die Jungs verstehen sich auch alle super, das merkt man ja. Deswegen wurden wir Neuen ja auch so gut aufgenommen. Das spürt man auch in den Trainingseinheiten. Die Tour mit dem Team in der Schweiz hat gut getan. Bergsteigen, Canyoning und solche Aktivitäten schweißen zusammen.

bundesliga.de: Sie haben die Mainzer Rückrunde sicher verfolgt. Die Mannschaft stand zwischenzeitlich auf Platz 6 und beendete die Saison nur auf Rang 13. Was muss in dieser Saison besser werden?

Koch: Von außen betrachtet war der Knackpunkt für mich das Pokalspiel gegen Freiburg. Danach hat die Mannschaft einige Punkte liegen lassen, die Chancenverwertung war nicht mehr ganz so gut. Was Mainz auszeichnet, ist das schnelle Umschalten, das Gegenpressing, den Ball gewinnen und dann so schnell wie möglich nach vorne spielen. Das ist die Marschroute, die wir auch in dieser Saison spielen wollen.

bundesliga.de: Wie sehen Ihre Ziele in Mainz aus?

Koch: Mein persönliches Ziel ist, so viele Spiele wie möglich zu machen. Ich will mich in Mainz unter Thomas Tuchel weiterentwickeln und an meine Leistungsgrenzen kommen. Ich hoffe, dass wir mit der Mannschaft einen einstelligen Tabellenplatz schaffen. Alles andere wäre ein schöner Obolus.

bundesliga.de: Abschließend noch ein kleiner Ausblick auf die Saison. Glauben Sie, dass Ihr Ex-Verein Borussia Dortmund die Bayern wieder angreifen kann? Wer ist Titelfavorit?

Koch: Ich glaube schon, dass Dortmund in diesem Jahr mit seinen Verstärkungen wieder eine schlagkräftige Truppe hat. Für die Bayern wird es schwer, die letzte fast schon übermenschliche Saison zu bestätigen. Ich gehe von einem guten Zweikampf dieser beiden Clubs aus. Wer dann das Rennen machen wird, kann ich jetzt noch nicht einschätzen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski