Da können die Katalanen nur staunen: Thomas Müller netzt in der 82. Minute zum 4:0 ein
Da können die Katalanen nur staunen: Thomas Müller netzt in der 82. Minute zum 4:0 ein

Thomas Müller: "Es ist kein großes Wunder"

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München - Am Ende eines irrwitzigen Tages trat sogar der Wechsel eines Jahrhunderttalentes wieder in den Hintergrund. Die spektakulärste Schlagzeile schrieb der Sport: Wie ein Tornado war der FC Bayern über den FC Barcelona hinweggefegt, mit einem 4:0-Vorsprung treten die Bayern am 1. Mai zum Halbfinalrückspiel der Champions League im Camp Nou an.

Mann des Abends war Thomas Müller. Unter der Überschrift "Müllers geheimnisvoller Nimbus" hatte ihm das offizielle "Champions-League-Magazin" im Vorfeld des Halbfinales einen ausführlichen Beitrag gewidmet. Es ging um seinen eigenwilligen Stil und seine Rolle als "Raumdeuter" im Bayern-System. Die Lektüre hätte sich für die Barca-Defensive gelohnt. Am Dienstagabend deutete Müller den Raum wieder goldrichtig - und das gleich zwei Mal. Der Offensivspieler traf zur Führung (25.) und stellte den Endstand her (82.).

Zu seinem zweiten Tor hätte es gar nicht kommen sollen, wäre es nach ihm selbst gegangen. Nach einem Zusammenprall mit Victor Valdes in der 80. Minute hatte Müller angezeigt, dass er ausgewechselt werden wolle. Zwei Minuten später wirkte er doch ganz froh, dass er noch auf dem Rasen stand - zum zweiten Mal an diesem Abend reckte er die Hände in den Himmel, um einen eigenen Treffer zu feiern. "Stehen und das Ding reindrücken konnte ich gerade noch", schmunzelte der 23-Jährige anschließend. Im Interview äußert sich der Nationalspieler zum Wert des klaren Hinspielsieges, einer kuriosen Szene vor dem 3:0 und Gefahren im Camp Nou.

Frage: Herr Müller, der FC Bayern hat phasenweise wie im Rausch gespielt gegen eine der besten Mannschaften der Welt. Wie bewerten Sie das 4:0?

Thomas Müller: Das Ergebnis war kein Zufall, wenn man das ganze Spiel betrachtet. Wir konnten vorher nicht damit rechnen, ein solches Spiel herunterzureißen, das ist klar. Man weiß nie, wie die Tagesform ist. Wir haben aber bereits gegen Juventus gezeigt, dass wir da sind, wenn es darauf ankommt. Und selbst in den Ligaspielen sieht man: Wir sind sogar da, wenn es nicht darauf ankommt. Es ist eine gute Phase momentan, die ganze Mannschaft funktioniert von 1 bis 25. Es ist kein großes Wunder, dass wir das Spiel gewonnen haben.

Frage: Wie Ihr Team Barcas Offensive ausgeschaltet hat, war aber doch ungewöhnlich?

Müller: Am meisten hat mich gefreut, dass wir fast keine Torchance zugelassen und kein Gegentor bekommen haben.

Frage: Sie selbst hatten mit zwei Toren großen Anteil am Erfolg. Wie genießen Sie so einen Abend?

Müller: Ich fahre nach Hause, beginne die Behandlung nach dem Schlag, den ich abbekommen habe. Am Mittwoch fahre ich dann ins Training, lasse mich ein wenig feiern und dann geht's weiter in Richtung Samstag.

Frage: Im Rückspiel im Camp Nou tritt der FC Bayern mit einem ordentlichen Polster an. Was sind die vier Tore wert?

Müller: 4:0 ist ein Ergebnis, das nicht ganz so schlecht ist. Wir müssen hart arbeiten in Barcelona, dann haben wir gute Chancen. Doch Fußball ist immer noch Fußball, man hat es an Dortmunds Spiel gegen Malaga gesehen. Die haben auch in der 90. Minute zwei Tore geschossen. Man kann also theoretisch 180 Tore machen.

Frage: Beim dritten Tor von Arjen Robben waren Sie indirekt beteiligt, Ihr Block gegen Jordi Alba sah nach Foulspiel aus. Wie haben Sie die Szene wahrgenommen?

Müller:(grinst) Das war internationale Härte. Wenn ich schon mal eine clevere Aktion habe, kann man das durchaus auch weiterlaufen lassen.

Aus München berichtet Andreas Messmer