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"Vielleicht ist die Bundesliga die beste Liga der Welt", sagt Thomas Hitzlsperger (©Imago)
"Vielleicht ist die Bundesliga die beste Liga der Welt", sagt Thomas Hitzlsperger (©Imago)

"Die Bundesliga hat die Premier League abgehängt"

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London - Thomas Hitzlsperger hat in der Bundesliga, der Premier League, der Serie A, der Champions League und der Nationalmannschaft gespielt. Kaum vorstellbar, dass der ehemalige Spieler des VfB Stuttgart erst 32 Jahre alt ist und nach dem Ende seiner Zeit als Fußballer bereits erfolgreich an einer Karriere im Medienbereich arbeitet.

"Champions League ist eine andere Stufe"

Obwohl Hitzlsperger, der bereits als Co-Kommentator der internationalen Berichterstattung der Bundesliga gearbeitet hat, gerade für das Magazin "11Freunde" in London unterwegs war, hat er sich die Zeit genommen, um im Interview über die Chancen der deutschen Vereine in der Champions League (Download: Der Spielpland der Champions League), den Vergleich zwischen Bundesliga und Premier League und die Anforderungen an Spieler während der Englischen Wochen zu sprechen.

bundesliga.de: Thomas Hitzlsperger, zum zweiten Mal in Folge stehen vier deutsche Mannschaften in der Champions-League-Gruppenphase. Was bedeutet das für die Bundesliga?

Thomas Hitzlsperger: Es bestätigt die Qualität der Bundesliga, die in den letzten Jahren noch einmal einen Schritt nach vorne hat. Wieder einmal haben wir vier Clubs in guter Form, vielleicht mit Ausnahme de FC Schalke 04 momentan. Bayer 04 Leverkusen ist in exzellenter Form, der FC Bayern München natürlich auch. Sie gehören erneut zu den Favoriten. Borussia  Dortmund hat ebenfalls wieder eine sehr gute Mannschaft zusammen. Ich denke, die Bundesliga hat unterstrichen, dass sie zu den besten Ligen der Welt gehört - wenn sie nicht sogar die beste Liga ist.

bundesliga.de: Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Teams ein?

Hitzlsperger: Alle haben eine realistische Chance, die Gruppenphase zu überstehen. Ich hoffe, dass Leverkusen (Vorschau: AS Monaco - Bayer 04 Leverkusen) das aktuelle Leistungsniveau halten kann. Ich erwarte, dass Bayern und Dortmund die nächste Runde erreichen. Bei Schalke 04 (Vorschau: FC Chelsea - FC Schalke 04) muss man abwarten. Sie sind aktuell nicht in der besten Verfassung, aber trotzdem warden sie das Ziel haben, weiterzukommen.

bundesliga.de:  Gleich am 1. Spieltag gibt es drei Duelle zwischen Bundesliga- und Premier-League-Mannschaften. Sie haben in beiden Ligen eine Menge Erfahrung. Wie sind sie zu vergleichen?

Hitzlsperger: Es ist wirklich bemerkenswert. Die Bundesliga hat es in den direkten Duellen in den letzten Jahren gut gemacht, so dass sie die Premier League in vielerlei Hinsicht abgehangen hat. Man muss aber beachten, wie viel Geld die Premier League in neue Spieler investiert hat. Die Geldmenge, die die Premier League durch die Einnahmen aus den Fernsehgeldern und der Auslandsvermarktung investiert hat, ist unfassbar. Die Premier League ist und bleibt eine starke Liga und ich denke, sie hat eine Rechnung zu begleichen – besonders Arsenal gegen Dortmund (Vorschau: Borussia Dortmund - FC Arsenal) und Manchester City gegen den FC Bayern (Vorschau: FC Bayern München - Manchester City). Das werden sicher sehr spannende Spiele. Wir werden sehen, ob sich die Verhältnisse wieder verschieben, oder ob die Bundesliga den direkten Vergleich erneut für sich entscheiden kann.

bundesliga.de: Sie haben mit dem VfB Stuttgart selbst in der Champions League gespielt. Welche Unterschiede haben Sie auf dem Platz zum normalen Ligabetrieb festgestellt?

Hitzlsperger: Es war ein großer Sprung für uns, weil keiner zu dieser Zeit über viel Erfahrung in der Champions League verfügte. Man hat ein spezielles Gefühl, wenn man in der Königsklasse spielt, aber wir waren zu unerfahren, um eine Überraschung zu schaffen. Wir spielten gut in der Bundesliga, waren aber nie dazu in der Lage, diese Leistungen in der Champions League abzurufen. Die Bundesliga hat ohne Zweifel sehr hohe Qualität, aber die Champions League ist eine andere Stufe.

bundesliga.de: Sie waren als Jugendspieler elf Jahren bei Bayern München. Was bekommt man dort eingeimpft?

Hitzlsperger: Egal, wo man hinfährt, immer spürt man deutlich, dass man in der Favoritenrolle ist. Die Gegner strengen sich besonders an, weil sie unbedingt gegen den besten Club Deutschlands gewinnen wollen. Die Bayern haben die besten Spieler, weil all die großen Talente wegen der hervorragenden Bedingungen und der Erfolgsaussichten zum FC Bayern wollen. Es war eine tolle Erfahrung und es hat mich gelehrt, nicht mit dem Zweitbesten zufrieden zu sein.

bundesliga.de: Was müssen die Bayern dieses Jahr besser machen, um in Europa wieder auf den Thron zu steigen?

Hitzlsperger: Ich denke, es wird eine sehr wichtige Saison für Pep Guardiola warden. Er war in seiner ersten Saison schon sehr erfolgreich, dennoch hatte man das Gefühl, dass trotz des Double-Gewinns nicht alle zufrieden waren. Die Meisterschaft und den DFB-Pokal zu gewinnen, ist eine große Leistung, aber er will auch die Nummer 1 in Europa sein und dafür muss er die Champions League gewinnen. Ich bin gespannt, wie Guadiola die Saison jetzt angeht. Die WM war eine sehr große Belastung für die Spieler, aber ich traue ihnen trotzdem zu, ins Finale zu kommen.

"Viele Mannschaften können für Furore sorgen"

bundesliga.de: Champions League bedeutet schon Mehrfachbelastung. Gleich danach folgt noch eine Englische Woche in der Bundesliga. Wie fühlt sich das als Spieler an?

Hitzlsperger: Ich mochte es gerne, wenn es Schlag auf Schlag geht. Man muss weniger trainieren. Die Spieler mögen es lieber als eine Woche auf das nächste Spiel warten zu müssen. Wenn man gesund ist und keine Verletzungen hat, dann ist nichts besser als unter der Woche in der Bundesliga zu spielen. Außerdem ist es etwas Besonderes, wenn man abends unter Flutlicht spielt.

bundesliga.de: Roger Schmidt hat Leverkusen zu neuem Schwung verholfen. Ist die Werkself dieses Jahr endlich in der Lage, den Spitznamen "Vizekusen" loszuwerden?

Hitzlsperger: Nach drei Spielen ist es zu früh, um darüber zu urteilen, aber Leverkusen hat sich bislang super verkauft. Wenn eine Mannschaft mit einem neuen Trainer so gut beginnt, dauert es oft auch ein paar Wochen, bis die anderen Teams die Spielweise durchschauen und geeignete Mittel dagegen finden. Ich denke nicht, dass sie schon bereit für den Titel sind, obwohl sie sich sehr gut verstärkt haben. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit von Roger Schmidt, kann mir aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass sie über 34 Spieltage an Bayern oder Dortmund vorbeikommen.

bundesliga.de: Ihr Ex-Verein, der VfL Wolfsburg, ist wieder in der Europa League dabei. Viele sagen, sie könnten die Überraschungsmannschaft der Bundesliga werden. Sind sie jetzt tatsächlich reif für die Top 4?

Hitzlsperger: Mit den Möglichkeiten, die sie haben, sollte es definitive das Ziel sein, die Champions League zu erreichen. Sie müssen Konstanz an den Tag legen, aber ich denke, sie haben mit Dieter Hecking einen Trainer gefunden, der dafür steht. Die Bundesliga ist aber auch deswegen so interessant, weil es viele Mannschaften gibt, die für Furore sorgen können. Da zähle ich neben Wolfsburg auch die TSG 1899 Hoffenheim und Borussia Mönchengladbach zu. Beide Clubs haben  vorausdenkende Trainer und machen das Beste aus ihren Möglichkeiten. Wolfsburg ist eine von drei oder vier Mannschaften, die es unter die Top 4 schaffen können.

Das Gespräch führte Andy James