Wo geht die Reise hin? Thiago Alcantaro ist der Wunschspieler von Pep Guardiola
Wo geht die Reise hin? Thiago Alcantaro ist der Wunschspieler von Pep Guardiola

Thiago Alcantara: Weltmeister-Sohn, Xavi-Erbe, Guardiola-Zögling

xwhatsappmailcopy-link

München - Geboren in Italien, das Blut eines brasilianischen Weltmeisters in den Adern, das spanische Wappen auf dem Trikot: Barca-Talent Thiago Alcantara hat eine ungewöhnliche Jugend hinter sich. Als gewöhnliches Talent wird man aber wohl auch nicht zu Pep Guardiolas Wunschsspieler. "Thiago oder nichts!", da hat sich der Trainer-Guru festgelegt.

Durchbruch unter Pep

Guardiolas Werben um Thiago könnte ein Hinweis darauf sein, wie der Trainer den FC Bayern langfristig verändern will. Thiago taugt als Prototyp eines Barca-Spielers: 1,72 Meter klein, passsicher, wendig und taktisch perfekt geschult. Ein Spieler nach Guardiolas Geschmack.



Der heutige Bayern-Trainer war es, der Thiago bei Barca in die erste Mannschaft holte. Kurz nach seinem 18. Geburtstag feierte Thiago 2009 sein Debüt in der Liga gegen Real Mallorca. 2011/12, Guardiolas letzter Saison bei den Katalanen, schaffte Thiago den Durchbruch, spielte 20 Mal von Beginn an. Viele sahen in ihm bereits den designierten Erben von Clubidol Xavi. Plötzlich war er ein Star, ein weiteres erfolgreiches Talent aus "La Masia", Barcas Jugendakademie.

Dort kam er mit 14 Jahren hin, den Ort, an dem vor ihm Messi, Xavi und viele weitere Stars ausgebildet wurden. Ehe er allerdings in Barcelonas Talentschmiede den Feinschliff erhielt, verbrachte er eine bewegte Kindheit. Thiagos Vater ist der ehemalige Profi Mazinho, der 1994 mit Brasilien den WM-Titel holte. Der Papa tingelte Anfang der 90er als Fußballprofi durch Europa - und die Familie zog mit.

Von 1990 bis 1992 kickte Mazinho in Italien, erst für Lecce, später für Florenz. In dieser Zeit kam Thiago zur Welt. Für zwei Jahre kehrte die Familie anschließend nach Brasilien zurück, dann ging es erneut nach Europa. Mazinho heuerte in Spanien an, spielte in Valencia, Vigo und Elche. Sprössling Thiago eiferte dem Vater nach, begann selbst begeistert Fußball zu spielen. Als Teenager lockten dann die großen spanischen Vereine. Auf Barca fiel die Wahl. "Er hat viel gelitten", sagt seine Mutter Valeria Alcantara, früher selbst eine professionelle Volleyballerin. "Er hat mit 14 sein Zuhause verlassen um seinen Traum zu verwirklichen, und obwohl er es geschafft hat, hat er noch einen weiten Weg vor sich."

Kleiner Bruder in der B-Mannschaft



Die Eltern spielen eine wichtige Rolle in Thiagos Leben. Das stellt er auf einem Tattoo zur Schau, das seinen rechten Unterarm ziert. Unter anderem zeigt es einen Jungen in Windeln, der in den Wellen spielt: über ihm der Sternenhimmel, vor ihm ein Fußball. Es sei eine Erinnerung an ein Foto, das seine Eltern in Italien gemacht hätten, als er 14 Monate alt war, erzählt er im Interview mit dem El Mundo Magazine.

Die Eltern hätten ihn geprägt, aber nur positiv. "Unter Druck gesetzt haben sie uns nie, wir sollten nur ehrlich sein und Respekt vor dem Sport zeigen", sagte Thiago dem Blatt. Und gab ganz brav den Familienmenschen: "Man hat alles erreicht mit einer Frau an seiner Seite und den Eltern und Geschwistern in der Nähe."

In Barcelona ist er zumindest von seinem jüngeren Bruder Rafael nicht weit entfernt. Der spielt in Barcas B-Mannschaft, würde sich aber anders als Thiago für Brasilien entscheiden, sollte es eine Anfrage des Nationalteams geben.

Star in Spaniens Nachwuchsteams



Diese Entscheidung hat Thiago früh zugunsten Spaniens gefällt. Seine Heimat sei Galicien, sagt er. 2008 gewann er mit der U 17 die Europameisterschaft, 2011 und 2013 holte er erneut den Titel mit der U 21. Beim Turnier in Israel in diesem Sommer lief er als Kapitän auf, entschied das Finale gegen Italien mit drei Treffern fast im Alleingang. Anschließend wurde er als bester Spieler der EM ausgezeichnet.

Das Turnier verschaffte ihm Genugtuung nach einer ernüchternden Saison bei Barca. Denn im ersten Jahr ohne Guardiola kam er nur noch zu 15 Startelfeinsätzen bei den "Azulgrana". Zwar läuft sein Vertrag noch bis 2015, doch Europas Spitzenclubs klopfen bereits an. Barca-Präsident Sandro Rosell sieht das gar nicht gerne: "Thiago soll sich an Xavi oder Andres Iniesta ein Beispiel nehmen, und warten bis seine große Stunde schlägt", sagte er.

Die könnte für Thiago womöglich früher schlagen, als dem Präsident lieb ist. Thiagos Agent ist Pere Guardiola, der Bruder von Pep.

Andreas Messmer