"Ich will Solidarität in der Mannschaft sehen. Wenn wir das hinbekommen, können wir erfolgreich sein", sagt Tayfun Korkut bei seiner Vorstellung in Hannover
"Ich will Solidarität in der Mannschaft sehen. Wenn wir das hinbekommen, können wir erfolgreich sein", sagt Tayfun Korkut bei seiner Vorstellung in Hannover

Korkut mit forschem Start

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Hannover - Souverän, gelassen und vor allem super entschlossen: Tayfun Korkut ist mit großem Elan in seine Aufgabe beim strauchelnden Bundesligisten Hannover 96 gestartet. "Ich will diese Chance mit aller Gewalt nutzen", sagte der 39 Jahre alte Deutsch-Türke am Freitag bei seiner offiziellen Vorstellung als Nachfolger von Mirko Slomka.

"Ich möchte eine mutige, zielstrebige Mannschaft sehen"

Im feinen Zwirn, mit perfekt sitzender Krawatte präsentierte sich der dreifache Familienvater vor den zahlreichen Medienvertretern - knapp 20 Kamerateams sowie zahlreiche Reporter aus der Türkei verfolgten den ersten Auftritt des neuen Hoffnungsträgers genau. Doch der ganze Rummel, der in Hannover alles andere als normal ist, schien Korkut überhaupt nicht zu beeindrucken. Der ehemalige Profi, der über keinerlei Erfahrung als Cheftrainer verfügt, deutete an, warum unter anderem Bundestrainer Joachim Löw große Stücke auf seinen Schützling hält.

Korkut hat eine klare Vorstellung, wie er die auf Rang 13 in der Tabelle abgestürzten Niedersachsen wieder erfolgreich Fußball spielen lassen will. "Ich möchte eine mutige, zielstrebige, aktive Mannschaft sehen. Ich will Solidarität in der Mannschaft sehen. Wenn wir das hinbekommen, können wir erfolgreich sein", sagte der gebürtige Stuttgarter, der 42 Länderspiele für die Türkei absolvierte und 1996 sowie 2000 Europameisterschaften teilnahm.

Korkut ist nach Arkoc Özcan, der den Hamburger SV in der Saison 1977/78 betreute, erst der zweite türkischstämmige Cheftrainer in der Geschichte der Bundesliga. Silvester hatte er einen Vertrag bis 2016 unterschrieben. (Bericht)

Lob von Löw - Dufner und Kind überzeugt

Korkut gilt als bestens ausgebildeter Jung-Trainer, der erfolgreich in der Jugend von 1899 Hoffenheim und dem VfB Stuttgart gearbeitet hat. Löw, der Korkut 1998 bei Fenerbahce Istanbul trainierte, ist überzeugt, dass sein skeptisch beäugter ehemaliger Schützling "seinen Weg machen" wird. "Tayfun ist fachlich sehr kompetent, da er mit großen Trainern gearbeitet und in verschiedenen Ländern gespielt hat", sagte Löw der "Bild-Zeitung".

In Hannover sind die Verantwortlichen sichtlich stolz auf ihren Coup. "Er ist ein junger, ehrgeiziger, fleißiger, eloquenter Trainer. Tayfun bringt alles mit", sagte Sportdirektor Dirk Dufner und betonte, dass die mutige Verpflichtung "klar perspektivisch" motiviert war. Auch Clubchef Martin Kind will in dem Votum für Korkut, der am Sonntag sein erstes Training leiten wird und dann kommende Woche mit dem 96-Tross ins Trainingslager nach Belek (Türkei) aufbricht, kein Risiko erkennen. "Er hat seine Karriere genau geplant - mit klaren Zielen und Visionen. Das ist der nächste logische Schritt."

Heiß auf den Auftakt - Verstärkungen gut möglich

Klar ist: Auf den Hochgelobten wartet jede Menge Arbeit bei 96. Besonders die eklatante Auswärtsschwäche - Hannover ist auf fremden Plätzen noch punktlos - muss Korkut in den Griff kriegen. "Ich muss mit der Mannschaft auf den Weg gehen, ich weiß nicht, wo dieser Weg enden wird", sagte Korkut, "wir wollen vor allem eine ruhige Saison spielen und die Fans begeistern. Ich kann es gar nicht erwarten, dass es endlich losgeht."

Zu seinen Vorbildern zählt Korkut, der vier Sprachen spricht, Koryphäen wie Löw oder die Weltmeister-Trainer Vicente del Bosque (Spanien) und Carlos Alberto Parreira (Brasilien). Zudem kann Korkut darauf hoffen, dass sich 96 noch einmal auf dem Transfermarkt verstärkt. "Ja, wir haben Spieler im Blick", sagte Dufner, "wir werden uns aber nicht zu Namen äußern."

Slomka gratuliert per SMS

Mit seinem Vorgänger hat Korkut bereits gesprochen. "Ich hatte ein sehr gutes, tolles Gespräch mit Mirko. Er hat mir gratuliert und seine Hilfe angeboten", sagte Korkut, dessen Familie zunächst weiter in Istanbul leben wird: "Ich muss mich zunächst ganz auf die Arbeit konzentrieren." Doch einen Freund hat er schon in Hannover - ausgerechnet Slomka.

"Er hat mir eine SMS geschickt, dass ich ihn zum Essen einladen muss", sagte Korkut, der in Harun Arslan den gleichen Berater wie Löw und Slomka hat und eigentlich als dessen Co-Trainer nach Hannover kommen sollte. Doch plötzlich ist er Chef. Und diese Chance will Korkut mit aller Gewalt nutzen.