Der VfB Stuttgart um Kapitän Serdar Tasci (l.) hat durch den 2:1-Erfolg auf Schalke Selbstvertrauen für das DFB-Pokal-Finale getankt - trotzdem lief die Saison alles andere als rosig
Der VfB Stuttgart um Kapitän Serdar Tasci (l.) hat durch den 2:1-Erfolg auf Schalke Selbstvertrauen für das DFB-Pokal-Finale getankt - trotzdem lief die Saison alles andere als rosig

Tasci: "Nächstes Jahr muss es besser laufen"

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Gelsenkirchen - Der Kapitän war wieder an Bord - und mit ihm kehrte der Erfolg zurück. Nach dem gingen die Gedanken von Serdar Tasci aber schon voraus. Schließlich erwartet die Schwaben noch ein ganz besonderer Saisonhöhepunkt.

Wochenlang hatte Tasci mit Problemen an der Achillessehne passen müssen. Jetzt feierte der Innenverteidiger sein Comeback, trug zu einer kompakten Defensivleistung bei und durfte sich am Ende über drei Punkte freuen.

Mit dem Sieg hat Stuttgart neues Selbstvertrauen getankt. Und genau das war nach Ansicht des Kapitäns auch nötig mit Blick auf das Endspiel im DFB-Pokal, in dem in drei Wochen der FC Bayern München wartet. Im Interview spricht Tasci über Disziplin und Chancenverwertung, Konstanz und Selbstbewusstsein - und das Spiel der Spiele in Berlin.

bundesliga.de: Herr Tasci, Stuttgart hat nach zwei Niederlagen auf Schalke wieder gewonnen. Was hat dieses Mal den Unterschied zugunsten des VfB ausgemacht?

Serdar Tasci: Wir haben 90 Minuten lang diszipliniert gespielt und standen sehr ordentlich. Und das Wichtigste war, dass wir unsere Chancen dieses Mal direkt genutzt haben. Das war genau das, was wir bei den Niederlagen gegen Augsburg und Fürth haben vermissen lassen. Die Führung hat uns dann natürlich in die Karten gespielt. Wenn man auswärts vorne liegt, kann man das Spiel aus einer stabilen Ordnung heraus gestalten. Und es bieten sich immer wieder Konterchancen an. So lief es für uns ganz gut.

bundesliga.de: Wie wichtig war es für die defensive Ordnung, dass Sie zusammen mit Georg Niedermeier wieder die etatmäßige Innenverteidigung bilden konnten?

Tasci: Das ist schon nicht ganz unwichtig, weil wir in dieser Saison oft zusammen gespielt haben und generell ganz gut harmonieren. Zuletzt gab es Verletzungen und Sperren, so dass der Trainer auf dieser Position wechseln musste. Dass wir jetzt gegen Schalke wieder gemeinsam die Verteidigung bilden konnten, was auch wichtig mit Blick auf das Pokal-Endspiel gegen die Bayern. Es ist gut, wenn die Abwehr sich im Vorfeld zusammen einspielen kann.

bundesliga.de: Wenn man sieht, dass der VfB auf Schalke gewinnen kann, ärgert man sich über den Saisonverlauf und die schlechte Platzierung dann noch ein bisschen mehr?

Tasci: Das kann man so sagen! Wir hatten in der Rückrunde Siege in Frankfurt, in Schalke, zuhause gegen Freiburg - das sind alles Teams, die um die Champions-League-Plätze kämpfen. Da ärgert man sich natürlich, dass wir trotzdem dort oben nicht mitmischen. Und da müssen wir uns auch hinterfragen, wieso es so für uns gelaufen ist. Die Dreifachbelastung durch Bundesliga, DFB-Pokal und Europa League darf keine Entschuldigung sein. Auch der kleine Kader und die Verletzungssorgen nicht. Wir haben ja jetzt gegen Schalke wieder gezeigt, dass wir es können. Im nächsten Jahr muss es besser laufen. Dann müssen wir auch in der Bundesliga eine konstante Saison spielen.

bundesliga.de: Mit dem Pokalsieg in Berlin könnte man fast alle Negativerlebnisse dieser Saison vergessen machen. Kann die Mannschaft aus dem Sieg auf Schalke neues Selbstbewusstsein mitnehmen für dieses Endspiel?

Tasci: Das war eines unserer Ziele. Wir wollten und wollen das Spiel gegen Schalke und am letzten Spieltag gegen Mainz erfolgreich bestreiten, um dann im Pokal selbstbewusster gegen die Übermannschaft FC Bayern München antreten zu können. Wenn wir nach den Niederlagen gegen Augsburg und Fürth auch diese beiden Partien noch verloren hätten, dann hätten wir in Berlin gar nicht erst antreten müssen. Man sagt zwar immer, der Pokal hat seine eigenen Gesetze, aber ohne Selbstbewusstsein wird das nichts.

bundesliga.de: Dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat, käme dem VfB in diesem Fall eher entgegen. Zumindest ist man gegen die Bayern der große Außenseiter. Was macht Ihnen Mut?

Tasci: Im Pokal kann alles passieren. Bayern spielt ohne jeden Zweifel eine überragende Saison. Aber das Endspiel ist nur ein einziges Spiel, da ist alles möglich. Vieles hängt von der Tagesform ab. Und dann kann alles passieren - Rote Karte, Elfmeter. Das weiß man vorher nie. Auf jeden Fall haben wir nichts zu verlieren gegen die Bayern, daher können wir auf jeden Fall mit viel Freude in dieses Finale gehen.

bundesliga.de: Die VfB-Fans haben während des Spiels gegen Schalke schon kräftig gefeiert und sich gesanglich auf das Endspiel in Berlin eingestimmt. Bietet ein Pokalsieg auch die große Chance, Mannschaft und Umfeld so zusammen zu schweißen, dass man daraus etwas mitnehmen kann für die neue Saison?

Tasci: Genau so ist es! Es ist sehr wichtig für den Verein, dass alle zusammen stehen. Es war in jedem Fall schon mal ein guter und wichtiger Schritt, dass wir das Finale erreicht haben. Das hat auch unseren Fans sehr gut getan. Wenn wir jetzt in Berlin noch etwas holen und dann mit dem DFB-Pokal wieder nach Hause fahren, das wäre die Sensation. Und dann könnten wir ganz anders in die nächste Saison hinein gehen, auch mit Blick auf das Verhältnis zu unseren Anhängern.

bundesliga.de: Es heißt ja immer so schön, Geschichte wiederholt sich. 1997 wurden die Bayern Meister, der BVB gewann die Champions League und Stuttgart holte den DFB-Pokal.

Tasci:(lacht) Das hören wir in letzter Zeit auch immer öfter. Ich hätte nichts dagegen. Die Bayern sind ja schon Meister, die Champions League kann Dortmund von mir aus gerne gewinnen - und wenn wir dann den DFB-Pokal holen, dann wäre das wirklich überragend.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte