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Felix Magath hat als Trainer schon drei Meistertitel und zwei Pokalsiege gefeiert. Seit der laufenden Saison steht er bei Schalke 04 unter Vertrag
Felix Magath hat als Trainer schon drei Meistertitel und zwei Pokalsiege gefeiert. Seit der laufenden Saison steht er bei Schalke 04 unter Vertrag

"System Magath" als Erfolgsgarant

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Veni, vidi, vici - ich kam, sah und siegte. Der Leitspruch des römischen Feldherrn Julius Caesar, der damit seine Triumphe nach epischen Schlachten feierte, ist Felix Magath auf den Leib geschneidert. Der Trainer hat den Erfolg gepachtet - egal bei welchem Verein er gerade unter Vertrag steht. bundesliga.de macht sich auf die Suche nach dem Erfolgsrezept des derzeitigen Schalke-Coaches, der die "Knappen" wieder auf Vordermann gebracht hat.

Eine Konstante, die sich wie ein roter Faden durch Magaths Vita zieht, ist das konsequente Fördern von Talenten. Wohl kein anderer Bundesligatrainer setzt so bedingungslos auf die Jugend, wie der frühere Nationalspieler.

Magath, der Talentförderer

In seiner Zeit als Stuttgart-Coach (2001 - 2004) baute er die Talente Andreas Hinkel, Phillip Lahm, Alexander Hleb und Kevin Kuranyi in die Mannschaft ein, die im Handumdrehen Stamm- und schließlich Nationalspieler wurden. Bei Bayern München (2004 - 2007) etablierte er junge Spieler wie Andreas Ottl, Paolo Guerrero und Christian Lell in der Bundesligamannschaft.

Nationalspieler Piotr Trochowski und der Neu-Dortmunder Markus Feulner kamen unter ihm zu ihren ersten Einsätzen in der Bundesliga. In Wolfsburg machte er die jungen Neuzugänge Marcel Schäfer und Christian Gentner zu Nationalspielern. Auch Sascha Riether, wie Schäfer zuvor in der 2. Bundesliga aktiv, wurde unter Magath Stammspieler bei den "Wölfen". Und Magath formte Edin Dzeko, der bei seiner Ankunft in Wolfsburg (2007) nur Insidern ein Begriff war, zum Torschützenkönig.

Noch konsequenter geht der 55-Jährige derzeit beim FC Schalke vor - und macht dabei aus der Not eine Tugend: Statt Millionen für Neuzugänge hinzublättern, setzte Magath auf die eigene Jugend und zauberte bereits einige Überraschungen aus dem Hut. Carlos Zambrano, Levan Kenia, Christoph Moritz, Vasilis Pliatsikas und Lukas Schmitz kannten vor der Saison wohl nur die Experten. Nun spielen sie regelmäßig und sind durch ihre Unbekümmertheit ein wichtiges Mosaiksteinchen des aktuellen Schalker Aufschwungs.

Medizinball statt Laktattest

Schöner Nebeneffekt: Mit seinem "Jugendstil" macht Magath den arrivierten Stars mächtig Beine. Zuletzt entschied Jefferson Farfan das Revierderby gegen den BVB, der eingewechselte Gerald Asamoah brach beim 2:0-Erfolg gegen Frankfurt den Bann. Doch wer bei Magath gute Laune erwartet, sieht sich meist getäuscht. Zu den Winkelzügen des Hobby-Schachspielers gehört es, nach Siegen den Ball extrem flach zu halten. Statt Lobeshymnen auf seine Mannschaft zu intonieren, grummelt der Coach mürrisch in die Mikrophone, was noch verbesserungswürdig sei.

Scheinbar unzeitgemäß sind auch Magaths Trainingsmethoden. "Mit modern kann ich nichts anfangen", lautet das Credo des strengen Übungsleiters, der beispielsweise auf Laktattests verzichtet und die traditionelle Fußball-Lehre bevorzugt. Der künstliche Hügel in Wolfsburg, auf den Magath seine Schützlinge scheuchte, die Medizinbälle, die nach wie vor das Trainingsbild prägen - "Quälix" trägt seinen Spitznamen offenbar zu Recht. "Mangelnde Fitness hat noch niemand meinen Mannschaften nachgesagt", so Magath - was nicht erst der Wolfsburger Siegeszug im Meisterjahr eindrucksvoll belegte.

Hinten sicher - vorne effektiv

Ganz im Gegensatz zu den stürmischen "Wölfen" in der vergangenen Saison, setzte Magath den Schwerpunkt bei seinen Teams zunächst auf eine stabile Defensive. So fing sich der VfB Stuttgart in den drei Jahren unter dem Erfolgscoach von Jahr zu Jahr weniger Gegentore: Waren es 2001/2002 noch 43, ließen die Schwaben eine Saison später nur noch 39 zu und stellten 2003/04 mit nur noch 24 Gegentreffern die mit Abstand beste Abwehr der Liga.

In den ersten beiden Jahren in München glänzte Magaths Mannschaft auch in der Offensive. 2004/05 hatte der FCB den torhungrigsten Angriff (75 Treffer) und die zweitbeste Verteidigung (33 Gegentore). Im folgenden Jahr erzielten sie mit 67 die zweitmeisten Tore und kassierten die drittwenigsten Gegentreffer (32).

"Alleinherrschaft" in Wolfsburg und auf Schalke

In seinem ersten Jahr in Wolfsburg dauerte es bis zur Rückrunde, ehe die Verteidigung stand. Im Meisterjahr stellte der VfL dann mit 48 Gegentoren die drittbeste Defensive - im Sturm konnte den "Wölfen" mit 80 Toren ohnehin niemand das Wasser reichen. In der laufenden hat Schalke 04 unter Magath mit fünf Gegentreffern die derzeit beste Abwehr.

Einen Teil des "System Magath" macht auch dessen große Kompetenzfülle aus: Den VfL führte er als Trainer, Sportdirektor und Geschäftsführer zur Meisterschaft - eine derartige Machtkonzentration suchte man in der Bundesliga bislang vergeblich. "Wenn er etwas sagt, geht die Mannschaft mit", verriet Wolfsburgs Torschützenkönig Grafite.

Und auch auf Schalke tanzen Spieler und die übrigen Angestellten nach seiner Pfeife - ohne mit der Wimper zu zucken. "Das Umfeld ist ideal, mein Einfluss groß", sagte Magath, als er noch beim VfL unter Vertrag stand. "Das ist ein Baustein des Erfolgs." Einer, der jetzt auch in Gelsenkirchen zum Tragen kommt.

Johannes Fischer