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Superjoker beendet Leidenszeit

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Wolfsburg - Nicht einmal Simon Rolfes konnte an diesem Tag alle Probleme von Bayer Leverkusen lösen. Ausgerechnet in der Autostadt Wolfsburg streikte der Mannschaftsbus der Rheinländer, die erst mit reichlich Verspätung ihre Heimreise antreten konnten.

Dass daraus dennoch eine ausgelassene Feierfahrt wurde, lag vor allem an Superjoker Rolfes. Innerhalb von nur 13 Minuten drehte er fast im Alleingang das längst verloren geglaubte Spiel beim VfL zum 3:2 (0:2)-Sieg und beendete seine einjährige Leidenszeit mit einem Gala-Auftritt.

"Für meine Gemütslage wichtig"

"Das war auch für meine Gemütslage wichtig", sagte der Nationalspieler. Viel mehr ließ sich der bescheidene Blondschopf nicht entlocken. Bescheiden wehrte er alle Lobenshymnen ab und zählte in der Stunde des Triumphes sogar eigene Schwächen auf: "Ich bin noch nicht ganz der Alte. Mir fehlt noch die Frische."

Dafür kamen die Verantwortlichen des Werksklubs, der auf Tabellenplatz 3 kletterte, aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. "Für Simon war das wie ein Märchen", sagte Sportchef Rudi Völler: "Er ist ein netter Kerl, der hart für dieses Comeback gearbeitet hat." Auch Trainer Jupp Heynckes hätte sich keinen besseren Matchwinner wünschen können: "Er hat einen langen Leidensweg hinter sich. Er hat es sich verdient."

Ein Film mit Happy End

Wegen Knieproblemen war Rolfes in den vergangenen zwölf Monate fast ausschließlich zum Zuschauen verdammt. Im Januar musste der 28-Jährige wegen eines Knorpelschadens im rechten Knie sogar operiert werden - der Traum von der WM in Südafrika war brutal geplatzt. Nach schier endlosen 241 Tagen kehrte Rolfes vor drei Wochen gegen Eintracht Frankfurt (2:1) auf den Rasen zurück, und spätestens nach dem Wolfsburg-Spiel wusste der Mittelfeldspieler, dass sich die monatelange Quälerei in der Reha gelohnt hat.

"Es ging alles ganz schnell, so wie im Film", sagte Rolfes. Ein Film mit Happy End für ihn. Als der Bayer-Kapitän in der 69. Minute beim Stand von 0:2 eingewechselt wurde, glaubte eigentlich keiner mehr an eine Wende - außer Rolfes: "Ich komme doch nicht rein, um nur irgendwie mitzuspielen. Ich habe gespürt, dass hinten raus noch etwas geht."

Mit der ersten Ballberührung gelang ihm der 1:2-Anschlusstreffer (72.). Nur kurze Zeit später schoss er Makoto Hasebe an die Hand, den fälligen Strafstoß verwandelt Arturo Vidal (75.). Acht Minuten vor dem Anpfiff köpfte Rolfes tatsächlich noch den Siegtreffer.

"Wölfe" zaubern nur eine Stunde lang

Die lange Leidenszeit hat Rolfes Geduld gelehrt. Er wolle jetzt nichts überstürzen, ein Einsatz in der Startelf "kommt früher oder später von alleine". Auch das Thema Nationalmannschaft geht der gebürtige Ibbenbürer behutsam an: "Im Februar gibt es ein schönes Länderspiel in Dortmund gegen Italien. Bin ich dann wieder in Topform, bin ich vielleicht wieder dabei."

In Topform präsentierten sich auch viele Wolfsburger - allerdings nur etwa eine Stunde lang. Danach brachen wie schon beim 3:4 gegen den FSV Mainz, als die "Wölfe" sogar eine 3:0-Führung nicht über die Runden brachten, alle Dämme. "Ich habe so einen dicken Hals, bin stinksauer", sagte VfL-Manager Dieter Hoeneß und kritisierte das Verhalten nach dem Anschlusstreffer: "Ein kleiner Rückschlag - und schon bricht bei uns Hektik aus."

Exemplarisch dafür stand Spielmacher Diego. Der Brasilianer zauberte zunächst wie in alten Zeiten und brachte den VfL in Führung (9.), die später Grafite (68.) sogar noch ausbaute. Doch danach versteckte sich Diego zunehmend und hatte - genau wie seine Teamkameraden - dem Dauerdruck der Gäste nichts mehr entgegenzusetzen.