Jubelsandwich mit französischer Füllung: Anthony Modeste (M.) feiert mit Roberto Firmino und Stefan Thesker
Jubelsandwich mit französischer Füllung: Anthony Modeste (M.) feiert mit Roberto Firmino und Stefan Thesker

Super Einstand für Modeste bei 1899

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Sinsheim - Als der Applaus von den Fans von 1899 Hoffenheim unter den knapp 26.000 Zuschauern in der Arena dem ausgewechselten Anthony Modeste entgegenprasselte, griff sich der an die linke Schulter.

"Stark mit dem Rücken zum Tor"

Es war aber nur ein kurzer Moment des Schrecks bei diesem Bild, schon am Sonntag gab 1899 nach dem Entwarnung. Der Zugang von Girondins Bordeaux habe keine schwere Verletzung, Modeste musste "nur" wegen eines Problems an der Halsmuskulatur vom Platz.



Die 72 Minuten, die der Franzose bei seinem Bundesligadebüt absolvierte, waren für ihn gute Minuten. Er bewies, dass er mit seiner Laufstärke und seiner Robustheit Abwehrspieler mehr beschäftigen kann, als denen lieb ist.

Und: Ein Tor hat er auch gemacht, das zwischenzeitliche 2:0 (51.), als der 24-Jährige nach einer schönen Kombination über Kevin Volland und Eugen Polanski im Stil eines Torjägers aus sechs Metern traf. "Er hat das gezeigt, was er in der Vorbereitung angedeutet hat", sagt sein Trainer Markus Gisdol: "Er ist stark mit dem Rücken zum Tor, sehr torgefährlich und läuft den Gegner gut an."

36 Spiele, 15 Tore



Dass noch nicht alles perfekt lief für die TSG und den in Cannes geborenen Modeste, lag aber nicht nur an dessen Verletzung. Nach der 2:0-Führung schenkten die Hoffenheimer den sicher geglaubten Sieg leicht wieder her und kassierten zwischen der 54. Und 57. Minute die zwei Gegentreffer von Frantz und Ginczek. Auch deshalb sah Gisdol den Auftakt mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Gut gespielt, aber noch mit Schwächen, die den Sieg kosteten, soll das übersetzt heißen. Des Trainers Resümee gilt auch für Modeste, der in der vergangenen Saison von Bordeaux an Bastia ausgeliehen war, bevor er in Baden einen Dreijahresvertrag unterschrieb. In manchen Situationen wirkte er noch ein bisschen fremd im Spiel der Kraichgauer und auch technisch lief vor allem beim Torschuss und beim Pass mit der Innenseite nicht alles rund.

Dennoch: Als erster Abwehrspieler bei gegnerischem Ballbesitz und als Ballhalter beim Anspiel in die Spitze überzeugte 1,86-Meter-Mann. In Hoffenheim hofft Modeste auf den großen Durchbruch, der ihm in Bordeaux und bei einer Leihe bei den Blackburn Rovers nicht gelungen war. Zuletzt erzielte er für Bastia in 36 Partien 15 Treffer. Trainer Gisdol will dem Franzosen, der noch kein Deutsch spricht, die nötige Zeit zur Eingewöhnung geben.

Starkes Quartett mit Elyounoussi, Volland und Firmino



Das gilt auch für den zweiten Debütanten in der Hoffenheimer Offensive, den Norweger Tarik Elyounoussi, der gegen Nürnberg noch keine spielentscheidenden Akzente setzen konnte. Mit Modeste und Elyounoussi soll das Angriffsspiel der Badener flexibler werden. Zusammen mit Firmino und Volland stellten die beiden Zugänge gegen Nürnberg diesen Anspruch phasenweise unter Beweis. Die flinken Zuarbeiter und der kräftige Zielspieler Modeste könnten ein starkes Quartett bilden.

Mit dem eingewechselten Sven Schipplock hat Modeste Konkurrenz von einem Spieler, der zuletzt eher als Joker glänzte. Wenn Modeste seine Startform hält, sollte er sich gegenüber dem Ex-Stuttgarter behaupten können - und sich bei Auswechslungen seinen verdienten Applaus abholen. Beim nächsten Mal, wenn möglich, ohne sich an die Schulter zu greifen.

Aus Sinsheim berichtet Tobias Schächter