Franck Ribery (r.) und Co. erteilen Manchester City über 70 Minuten eine Lehrstunde
Franck Ribery (r.) und Co. erteilen Manchester City über 70 Minuten eine Lehrstunde

"Summa cum laude" vorm Spitzenspiel

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Manchester - Es lief die 78. Spielminute. Bayern-Trainer Pep Guardiola verordnete Arjen Robben den verdienten Feierabend. Der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers musste seinen Landsmann zwar erst noch auf die Auswechslung aufmerksam machen, doch dann durfte Robben den Gang vom Feld genießen. Denn fast das gesamte Stadion verabschiedete den Flügelflitzer für eine Gala-Vorstellung mit Applaus.

Machtdemonstration: Hoeneß lobt überschwänglich

Nach dem Schlusspfiff zeigte sich Robben von der Reaktion der Heimfans sichtlich gerührt. "Das ist etwas ganz Besonderes. Mir wurde damit großer Respekt entgegengebracht. Da habe ich ein bisschen Gänsehaut bekommen", sagte der Torschütze zum zwischenzeitlichen 3:0 (das Interview). An diesem Abend im Etihad Stadion hätte aber fast jeder Münchner ein Sonderlob verdient gehabt. Der 3:1-Erfolg beim ärgsten Kontrahenten im Kampf um den Gruppensieg war eine Demonstration der Stärke.



"Ich kann mich nicht erinnern, dass wir auf fremden Platz bei einem namhaften Gegner wie Manchester City so viel Ballbesitz hatten und so viel unglaublichen Fußball geboten haben. Ich kann der Mannschaft und dem Trainer nur gratulieren. Was wir hier heute gezeigt haben, ist summa cum laude (mit Auszeichnung, Anm. d. Red.)", erklärte FCB-Präsident Uli Hoeneß.

Coach Guardiola fiel in die Lobeshymnen für seine Kicker mit ein: "Wir haben in England gegen eines der besten Teams der Liga gespielt. Die Mannschaft hat in der Vergangenheit gezeigt, zu was sie im Stande ist. Daran hat sie angeknüpft. Es ist wunderbar, auch auswärts so gut zu spielen, wie wir es in Manchester getan haben."

Mit der Maximalausbeute von sechs Punkten aus zwei Spielen zieren die Münchner wie erwartet die Tabellenspitze in der Gruppe D. Nach dem Sieg bei den "Citizens" glauben wohl nur noch die größten Pessimisten an ein Scheitern in der Gruppenphase. In dieser Form scheint der Deutsche Rekordmeister unbezwingbar.

Sieg auf der Insel als gutes Omen



Der erst vierte Europapokalsieg bei einer englischen Mannschaft könnte dazu ein gutes Omen sein. Denn immer, wenn die Bayern auf der britischen Insel gewonnen haben, wurde in der Folge auch der Wettbewerb gewonnen - 1996 der UEFA-Pokal und 2001 sowie 2013 die Champions League.

Robben wollte so weit aber noch nicht gehen. "Damit sollten wir aufhören. Am letzten Spieltag in der Bundesliga gegen Wolfsburg (1:0, Anm. d. Red.) waren die Kritiken eher schlecht. Und jetzt sind wir wieder eine Super-Mannschaft. Wir sollten nicht abheben und beide Füße am Boden lassen", meinte er.

So ganz perfekt lief der Abend auf der Insel ja auch wirklich nicht. Denn ab der 75. Minute ließen die Bayern etwas nach und die Hausherren machten gehörig Druck. "Die letzten zehn Minuten haben wir es uns selbst schwer gemacht. Da wurde es hinten raus noch einmal ein bisschen zittrig", analysierte Torschütze Thomas Müller.

Spitzenduell bei Bayer



Die Folge: Manchester kam zum Anschlusstreffer und Jerome Boateng flog nach einer Notbremse gegen Yaya Toure vom Platz. "Jerome ist natürlich sehr enttäuscht. Dass er jetzt fehlt, das ist natürlich schade. Aber so läuft der Fußball. Unser Kader ist jedoch gut genug, um ihn zu ersetzen", sagte Boatengs Innenverteidiger-Kollege Dante auf Nachfrage von bundesliga.de.

So fehlt Boateng wahrscheinlich in den beiden kommenden Champions-League-Partien gegen Viktoria Pilsen. In der Bundesliga ist er jedoch weiter spielberechtigt. Und da ist sein Einsatz im Spitzenspiel sicherlich weitaus entscheidender als gegen Pilsen.

"Am Wochenende steht in Leverkusen schon wieder das nächste Spiel an. Für unsere Entwicklung ist es wichtig, dass wir an die Leistung von Manchester anknüpfen. Dafür müssen wir uns jetzt gut erholen", blickte Robben voraus.

Nach dem Sieg bei City dürfte die Favoritenrolle in der BayArena mehr denn je klar verteilt sein. Dass die Bayern bei einer erneuten Gala-Vorstellung mit Applaus verabschiedet werden würden, ist aber wohl eher unwahrscheinlich.

Aus Manchester berichtet Michael Reis