Shinji Okazaki (2.v.l.) markierte bereits seinen dritten Saisontreffer
Shinji Okazaki (2.v.l.) markierte bereits seinen dritten Saisontreffer

Stuttgart spitzenmäßig effizient

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Stuttgart - Nur sechs Gegentreffer in neun Spielen, Platz 4 in der Tabelle und die Füße fest auf dem Boden: Der VfB Stuttgart überzeugt derzeit mit gnadenloser Effizienz. Träumen ist verboten im Schwabenland, von Spiel zu Spiel wollen sich die VfB-Spieler weiter nach oben arbeiten.

Normalerweise ist es nach jedem Heimspiel des VfB Stuttgart dasselbe: Pavel Pogrebnyak schleicht in seinen Trainingsklamotten mit gesenkten Haupt aus der Kabine, sein Blick geht weder nach links noch rechts, vorbei an den wartenden Journalisten, ab nach Hause. Nach dem 2:0-Erfolg der Schwaben gegen 1899 Hoffenheim war das anders. Zwar zögerte der Russe auch diesmal, dann aber blieb er doch stehen und stellte sich den Fragen.

Pogrebnyak im Glück

Eigentlich nicht verwunderlich, denn Pogrebnyak hatte allen Grund, einen Einblick in sein Seelenleben zu geben. Schließlich war er in den 90 Minuten zuvor der Mann für die Highlights. Permanent rackernd hatte Pogrebnyak in der 23. Minute noch Glück, als er nach einem Tritt gegen den Hoffenheimer Chinedu Obasi von Schiedsrichter Babak Rafati nicht die Rote Karte sah.

Danach wurde er immer stärker, holte den entscheidenden Elfmeter heraus und verwandelte diesen eiskalt. "Ich fühle mich sehr gut. Ich bin glücklich, mein erstes Tor in dieser Saison erzielt zu haben und hoffe, dass es nicht das letzte bleibt", sagte er im Gespräch mit bundesliga.de und suchte dann doch noch recht schnell das Weite.

Labbadia: "Wir haben laufend Akzente gesetzt"

Mit der Analyse des VfB-Sieges beschäftigten sich dann andere. "Meine Mannschaft war taktisch diszipliniert, sie ist von der ersten bis zur letzten Minute gut gestanden und hat laufend Akzente gesetzt. Das war der Schlüssel zum Erfolg", meinte VfB-Trainer Bruno Labbadia.

In der Tat war es auch gegen den Nachbarn aus dem nahen Kraichgau beeindruckend, wie sicher und kompakt die Schwaben ihre Defensive organisierten. Die beiden Innenverteidiger Serdar Tasci und der vor der Saison verpflichtete Mexikaner Maza befinden sich in bester Verfassung und ließen auch gegen die flinken Hoffenheimer Angreifer nur wenig zu.

Ulreich lobt seine Innenverteidiger

"Als Torwart ist es natürlich beruhigend, wenn man solche Spieler vor sich hat", sagte der auch gegen Hoffenheim bombensichere VfB-Keeper Sven Ulreich gegenüber bundesliga.de. "Serdar ist wahnsinnig clever und abgezockt und Maza verliert so gut wie keinen Kopfball", sagte der Keeper. "Da stören auch die Sprachprobleme nicht."

Hinzu kommt, dass die Stuttgarter auch auf den defensiven Außenpositionen derzeit brillieren. Khalid Boulahrouz auf der rechten und Arthur Boka auf der linken Seite erleben derzeit so etwas wie einen zweiten Frühling.

Kvist ist der Boss

Als Organisator und Chef auf dem Platz fungiert seit vielen Wochen der Däne William Kvist. Nahezu ohne Abspielfehler, mit vielen wichtigen Ballgewinnen und einer enormen Präsenz ist er das Bindeglied im Stuttgarter Spiel.

Gegen Hoffenheim hielt Kvist so Tamas Hajnal den Rücken frei, der Ungar dankte es mit einigen blitzgescheiten Zuspielen in die Spitze, unter anderem dem Freistoß, der zum 1:0 durch Shinji Okazaki führte. Sechs Gegentreffer in neun Partien hat sich der VfB erst eingefangen - eine Top-Quote und ursächlich für den derzeitigen Tabellenrang 4.

Stuttgart spielt derzeit zwar nicht immer den schönsten Fußball und erarbeitet sich auch nicht immer eine Vielzahl von Chancen. Dafür sind die Schwaben spitzenmäßig effizient, in allem was sie tun. Auch gegen Hoffenheim hatte die Labbadia-Truppe nicht mehr als drei, vier Gelegenheiten. Daraus entstanden sind zwei Treffer.

Der Frust ist weg

Und noch etwas ist Trainer Labbadia gelungen: Nämlich die vergangene Katastrophen-Saison aus den Köpfen seiner Spieler zu bekommen. Aus Frustration ist erst Demut und anschließend höchste Konzentration geworden.

"Jetzt sind wir unter den Top-Fünf und haben nach hinten ein kleines Polster. Darauf müssen wir aufbauen und weiter arbeiten", sagte Ulreich. Spiel für Spiel also, Träumen verboten.

Jens Fischer