Eine BVB-Fahne ziert den Borsigplatz in Dortmund...
Eine BVB-Fahne ziert den Borsigplatz in Dortmund...

Strukturwandel in Schwarz-Gelb

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Dortmund - Signal Iduna Park statt Kokerei Kaiserstuhl, Megastore statt Brauerei, BVB statt Hoesch: Einst prägten Bier, Stahl und Kohle die Stadt Dortmund. Das Bild hat sich verändert, heute hat der Strukturwandel auch baulich deutliche Spuren hinterlassen - und vor allem auch der BVB. Dortmund wird auch optisch immer mehr zu einer Fußballstadt im Zeichen der Borussia.

Phoenix-See als zentraler Punkt

Zu Zehntausenden werden die Fans am Samstag zum Bundesliga-Gipfel gegen Bayern München wieder nach Dortmund strömen. Wenn sie aus Richtung Westen über die Autobahn in die Stadt hinein fahren, dann fällt der Blick noch vor dem Ortseingang auf eines der neuen Wahrzeichen der Ruhrgebiets-Stadt.



Imposant und auffällig mit seinen gelben Pylonen erhebt sich der Signal Iduna Park in die Luft. Der Tempel schwarz-gelber Glückseligkeit, Heimat von Borussia Dortmund und Pilgerstätte für 80.645 Besucher, bildet neben dem Florianturm und der Westfalenhalle einen der markantesten Punkte der Stadt.

Über Jahrzehnte war das anders. Da waren es Stahl und Kohle, die Dortmund prägten. Zechen mit ihren stolzen Fördertürmen und Anlagen zur Stahlproduktion. Von der Hoesch AG, einem der bedeutendsten Stahlunternehmen der Region, ist heute nur noch der denkmalgeschützte Namenszug am alten Gasometer auf Phoenix-West geblieben. Die umliegenden Anlagen wurden nach China verkauft, demontiert und abgebaut. Wie auch die Kokerei Kaiserstuhl auf der Westfalenhütte.

Stattdessen entsteht auf Phoenix-West ein neues Wohn- und Naherholungsgebiet, das jeder Besucher passiert, der sich von Süden her dem Ortszentrum und dem Signal Iduna Park nährt. Zentraler Punkt ist der künstlich angelegte Phoenix-See, gerade erst am letzten Wochenende in der ARD Schauplatz der neuesten Tatort-Folge aus Dortmund. Dort, wo Kommissar Faber ermittelte, wird demnächst auch die Fußball-Prominenz der Stadt wohnen. Ehemalige und aktuelle Spieler des BVB haben am See Grundstücke erworben und bauen.

Fußball statt Bier als Exportschlage



Vom Phoenix-Gelände im Stadtteil Hörde ist es nicht weit in den Dortmunder Osten. Dort im Vorort Brackel hat Borussia Dortmund eine andere Art von Wandel maßgeblich begleitet und bestimmt. Das Hohenbuschei-Gelände bot über Jahre der britischen Rheinarmee eine Heimat. 1995 - der BVB holte nach 32 Jahren wieder die Deutsche Meisterschaft nach Dortmund und leitete damit den großen Fußballboom im Revier ein - zogen die letzten Soldaten ab. Auf 31 Hektar sollen hier in den nächsten Jahren drei verschiedene Themenparks mit rund 960 Wohneinheiten entstehen.

Borussia Dortmund ist dort schon heimisch geworden. Allein 18 Hektar des Areals hat der BVB für 17 Jahre als Trainingsgelände gemietet; danach hat der Verein ein Vorkaufsrecht. 2006 zur Weltmeisterschaft wurde das dortige Trainingszentrum fertig gestellt. Sechs große und zwei kleine Trainingsplätze gibt es hier ebenso wie ein großes Multifunktionsgebäude für Profis und Amateure. Ein Jugendwohnheim für den Nachwuchs wächst gerade heran.

Aber auch an anderen Stellen Dortmunds setzt der BVB immer mehr Akzente. Früher prägten die großen Brauereien das Stadtbild, doch inzwischen sind Brinkhoff-, Union- oder Ritterbrauerei abgerissen und nur noch Geschichte. Statt des Dortmunder Biers wird der Dortmunder Fußball immer mehr zum Exportschlager. Und die Zahl der BVB-Fan-Shops in der Stadt wächst beständig. Gleich sechs Verkaufsstellen bieten inzwischen alles, was das Borussen-Herz begehrt.

Steine und Beine



Der Megastore in Hörde bildet dabei mit rund 800 Quadratmetern Verkaufsfläche bereits seit 16 Jahren das größte schwarzgelbe Kaufhaus der Welt. Einer der sechs Shops befindet sich natürlich auch in der Geschäftsstelle des Vereins. Direkt an der B1, der pulsierenden Verkehrsader im Ruhrgebiet, residieren Geschäftsführung und Abteilungen der Borussia in dem mehrstöckigen Neubau mit dem BVB-Logo an der Fassade - ebenfalls ein markanter baulicher Punkt der Stadt.

Und auch in Zukunft wird Borussia Dortmund das Stadtbild mit seinen Gebäuden und Anlaufpunkten weiter in Schwarz und Gelb färben. Getreu der Vereinsphilosophie wird nicht nur in Beine, sondern auch in Steine investiert. Unmittelbar am Signal Iduna Park, in dem auch das Vereinsmuseum "Borusseum" seine Heimat hat, soll ein neues Service-Center entstehen. Auf über 2000 Quadratmetern sollen die BVB-Fans hier ab 2015 eine zentrale Anlaufstelle und eine schwarz-gelbe Erlebniswelt gleichermaßen finden.

Dietmar Nolte