Ausgerechnet ein Eigentor brachte die Mannschaft von Otto Rehhagel gegen den SC Freiburg auf die Verliererstraße
Ausgerechnet ein Eigentor brachte die Mannschaft von Otto Rehhagel gegen den SC Freiburg auf die Verliererstraße

Streich, Fortuna und der Klassenerhalt

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Berlin - Nach dem verdienten Sieg in Berlin ist der SC Freiburg dem Klassenerhalt zum Greifen nahe. Hertha hadert mit dem frühen Gegentor und will die letzten beiden Heimspiele gewinnen.

Noch ist nichts entschieden

Auch Christian Streich hatte alles gegeben - wie bei jedem Spiel, das der SC bislang unter seiner Ägide bestritten hat. 90 Minuten lang war der Freiburger Coach an der Seitenlinie entlanggesprungen, hatte seine Spieler über den Platz dirigiert und sich kaum eine Verschnaufpause auf der Bank gegönnt.



Und nun saß er da auf dem Podium der Pressekonferenz im Bauch des gigantischen Berliner Olympiastadions und wirkte wie ein Ballon, dem die Luft entwichen war. Ruhig und sichtlich angestrengt erklärte Streich den Journalisten, warum der gerade errungene vieles bedeute, nur nicht den vorzeitigen Klassenerhalt: Vier Spiele seien noch zu bestreiten, "und die können wir auch alle vier verlieren." Außerdem sei der Sieg glücklich zu Stande gekommen.

Nach dem frühen Eigentor von Berlins Verteidiger Roman Hubnik habe man in der Schlussphase erneut Glück gehabt: "Das Spiel hätte auch 2:2 ausgehen können. Wir werden derzeit von der Glücksgöttin Fortuna geküsst." Sein Berliner Kollege Otto Rehhagel, der die Partie im Vorfeld zur "Entscheidungsschlacht" erklärt hatte, sah sich daraufhin redlicherweise bemüßigt hinzuzufügen, dass "nur der Gute" in die Gunst Fortunas gerate.

Eigentor als psychologischer Knacks



Doch auch mit dem Vortrag seiner eigenen Elf war der 73-Jährige zufrieden, zumindest was den zweiten Durchgang anging. "In der zweiten Halbzeit haben wir mit Begeisterung nach vorne gespielt und Moral gezeigt." Mit dem Selbsttor von Hubnik, der in der 81. Minute dann noch zum 1:2-Anschlusstreffer ins gegnerische Tor traf, haderte der Coach allerdings noch lange nach Schlusspfiff, zumal der Tscheche bereits gegen Kaiserslautern ins eigene Netz getroffen hatte. "Wenn man sich zum zweiten Mal selbst ein Ding einhaut, ist man verunsichert."

Es gelte nun, die verbleibenden beiden Heimspiele zu gewinnen: "Die Situation hat sich für uns nicht geändert. Aber mit einem Sieg gegen Freiburg wären wir fast gerettet gewesen. So geht der Kampf bis zum letzten Spieltag weiter."
Auch Mittelfeldmann Andreas Ottl sah den frühen Rückstand als Knackpunkt der Partie: "Das Eigentor war ein psychologischer Knacks. Trotzdem haben wir viel investiert, hatten mehr Ballbesitz und die bessere Zweikampfquote. Dafür hätten wir uns belohnen müssen." Schon im kommenden Auswärtsspiel in Leverkusen müsse man nun punkten.

Konzentration auf Hoffenheim



Allerdings war der Freiburger Sieg alles in allem verdient. Der SC kombinierte flüssig und hielt die engagierten aber glücklosen Berliner über weite Strecken des Spiels vom eigenen Strafraum fern. Angefangen von der guten Defensivorganisation über den Spielaufbau bis zur Chancenverwertung zeigte der Sportclub eine prima Partie und geriet allenfalls in der Schlussviertelstunde in die Bredouille.

"Die letzten zehn Minuten hätten ruhiger sein können", sagte Sebastian Freis nach der Partie, "aber ich glaube, nach sieben ungeschlagenen Spielen in Folge können wir ganz zufrieden mit uns sein." Er selbst, so der Torschütze des zweiten Freiburger Tores, sei das auch.

Aus gutem Grund: Nach einem weiten Abschlag von SC-Keeper Oliver Baumann und einer Kopfballverlängerung von Dembélé lief der ehemalige Kölner auf das Berliner Tor zu, umkurvte Keeper Thomas Kraft und schob zum 0:2 ein (67.). Hubniks Anschlusstreffer (81.) kam zu spät. "Gerettet", so Freis, sei man allerdings nicht, "es ist besser, wenn wir uns gleich auf das Spiel am Sonntag gegen Hoffenheim konzentrieren."

Christoph Ruf