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Störfeuer statt Stabilität

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Gelsenkirchen - Zweites Spiel, zweite Niederlage - der Fehlstart für den FC Schalke ist nach der 1:2-Heimpleite gegen Hannover perfekt. Bei der Ursachenforschung redet Felix Magath nicht lange herum: "Wir haben ein Problem im Abwehrzentrum!"

Viel wurde in den letzten Wochen gesprochen über Schalkes neue Offensive. Spaniens Superstar Raul ist da, der Rumäne Deac wurde gerade erst als Offensivallrounder verpflichtet und über einen echten Spielmacher wird weiter nachgedacht. Dass die Abteilung Attacke weiter aufgerüstet werden soll, daran lässt Felix Magath keinen Zweifel: "Wir werden auf jeden Fall noch etwas machen."

Durchgewürfelte Abwehrreihe

Vielleicht denkt Schalkes Trainer aber auch noch einmal darüber nach, bis zum Ende der Transferperiode Geld in die Defensive zu investieren. Denn die Heimniederlage gegen Hannover und der schlechteste Ligaauftakt seit 1987 offenbarte ganz deutlich, was sich zuvor schon angedeutet hatte: Der Vizemeister hat zurzeit ein massives Abwehrproblem.

Die Gäste freuten sich darüber, wie Christian Schulz offen zugab: "Schalke hat seine Abwehr komplett durchgewürfelt, das hat man gemerkt. Wir wussten, dass sie nicht so sicher stehen, und das haben wir bestraft." Eine Problematik, die auch Magath nicht verhehlt: "Gerade in der Defensive sieht man ganz deutlich, dass wir eine junge Mannschaft haben, die schnell verunsichert wird."

"Automatismen greifen noch nicht"

Die neue Abwehrreihe allerdings hat der Trainer bei seinem erneuten Umbruch auf Schalke so bewusst gewählt. Mit Marcelo Bordon, Heiko Westermann und Rafinha hat er drei Spieler der letztjährigen Viererkette ziehen lassen. Die hatte nur 31 Gegentoren zugelassen - Ligaspitze! Mit Hans Sarpei, Christoph Metzelder, Atsuto Uchida sowie Joel Matip für den gesperrten Höwedes standen jetzt gegen Hannover vier Spieler auf dem Platz, die so zuvor noch nie zusammengespielt haben.

"Es ist klar, dass wir nicht eingespielt sind und die Automatismen noch nicht greifen", gibt Manuel Neuer zu bedenken. Als Entschuldigung für das Abwehrverhalten gegen Hannover will der Schalker Kapitän das aber nicht gelten lassen: "Es sind alles Profis und Nationalspieler, die einen Namen haben. Da darf das so nicht aussehen."

Metzelders schwerer Stand

Besonders schwer wiegen Schalkes Abwehrproblem, weil Christoph Metzelder im Zentrum bislang noch nicht die Rolle ausfüllen kann, die ihm Magath zugedacht hat. Natürlich sei es ein Problem, so der Trainer, "wenn ausgerechnet der, der für die Stabilität sorgen soll, nicht in der Lage ist, die Abwehr zu koordinieren. Ich habe schon gedacht, Metzelder gibt uns Sicherheit."

Dass der Neuzugang aus Madrid diese Hoffnung bislang nicht erfüllen kann, hat zwei Ursachen. Zum einen kämpft der 30-Jährige darum, selbst wieder sein altes Leistungslevel zu erreichen. Zum anderen aber ringt Metzelder um Akzeptanz bei den Anhängern. Die sehen in ihm noch immer vor allem den Ex-Borussen, der für den BVB die Schuhe geschnürt hat - und begleiten seine Aktionen bestenfalls mit Misstrauen, im schlechtesten Fall wie gegen Hannover mit deutlichen Pfiffen.

"Man sieht, dass er davon verunsichert ist", hat auch Magath festgestellt. Eine Tatsache, die selbst den erfahrenen Coach überrascht hat: "Ich habe nicht mit diesen Anlaufschwierigkeiten gerechnet." Zugleich lässt er aber keinen Zweifel, wie es weitergehen soll: "Wir gehen da gemeinsam durch."

Pause soll genutzt werden

Ähnlich ist auch der Tenor in der Mannschaft, die Metzelder verbale Rückendeckung gibt. "Wir müssen Christoph als Mannschaft über diese Phase hinweg helfen", meint Ivan Rakitic. Auch Manuel Neuer, seit Kindestagen eingefleischter Schalke-Fan, wirbt um Verständnis: "Ich muss das jetzt als Profi sehen, und da muss ich sagen, dass die Pfiffe nicht gut sind für die Mannschaft." Neuer erinnert dabei an einen anderen Ex-Dortmunder - an Andi Möller: "Er wurde hier auch nicht geliebt, aber akzeptiert. Und mit ihm haben wir den DFB-Pokal gewonnen."

Metzelder hin, Niederlagen her - Neuer rät Fans, Mitspielern und Verein, "jetzt nicht verrückt zu werden, sondern die Länderspielpause zu nutzen". Und auch Magath kündigt an: "Wir werden die Zeit nutzen, um an der Mannschaft zu arbeiten." Vielleicht auch mit personellen Neuzugängen für die Defensive? Magath lächelt bei dieser Frage: "Wir haben ja noch Geld genug..."

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte