Stefan Kießling will mit Bayer 04 Leverkusen wieder ganz vorne mitspielen
Stefan Kießling will mit Bayer 04 Leverkusen wieder ganz vorne mitspielen

Kießling: "Ich würde Rudi gerne raushauen"

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Leverkusen - Im zweiten Teil des Interviews mit bundesliga.de (hier geht's zu Teil 1) spricht Stefan Kießling über das Alter, seine Treue zu Bayer 04 Leverkusen und wie er Rudi Völler verdrängen will.

"Keinen Grund, Leverkusen zu verlassen"

bundesliga.de: Sie sind jetzt 30 Jahre. Damit ist man zwar alles andere als alt, trotzdem hat man das Gefühl, als wären Sie schon eine Ewigkeit in der Bundesliga unterwegs. Wie ist Ihre eigene Empfindung?

Kießling: Stimmt, im "wahren" Leben ist man mit 30 nicht alt, als Fußballer dagegen schon. Wenn man die Bundesliga-Teams einmal durchgeht, dann gehört man heute mit über 30 in der Regel wohl überall zu den jeweils fünf ältesten Spielern im Kader. Umso schöner ist es, dass ich immer noch da bin und meine Leistung noch bringe. Ich denke, das spricht für mich.

bundesliga.de: "Dass ich immer noch da bin" kann man auch so verstehen, dass Sie trotz verschiedener Angebote europäischer Spitzenclubs Bayer 04 immer die Treue gehalten haben. Das ist in der heutigen Zeit durchaus ungewöhnlich...

Kießling: Ja, das ist es wohl tatsächlich. Aber wenn man sich rundum wohl fühlt und zu schätzen weiß, was man hat, warum sollte man dann zwanghaft die so gerne zitierte neue Herausforderung suchen? Es hat für mich nie einen Grund gegeben, Leverkusen zu verlassen. Zugegeben, es hätte vielleicht auch anders laufen können. Dann nämlich, wenn ich bei einem Trainer keine so guten Karten gehabt und nicht mehr gespielt hätte. Vielleicht hätte ich mir dann doch die Frage gestellt, ob ein Wechsel nicht Sinn machen würde? De facto bin ich dazu zum Glück aber nie gezwungen worden.

bundesliga.de: Kein Wunder, denn Sie sind einer der zuverlässigsten Torschützen der vergangenen Jahre. Nur sechs Treffer fehlen noch, um in die Top 20 der besten Bundesliga-Goalgetter aller Zeiten aufzurücken...

Kießling: Das wäre fantastisch!

bundesliga.de: Sie würden dann aber Ihren Boss Rudi Völler aus dieser Top 20 verdrängen...

Kießling: Wenn er aktuell tatsächlich noch auf Rang 20 steht, würde ich ihn wirklich nur allzu gerne raushauen! (lacht) Nein, mal im Ernst: Ich bin ziemlich sicher, dass Rudi Völler mir diesen Erfolg gönnen würde. Nicht zuletzt, weil das auch Bayer zugute kommen würde.

"Große Sprüche allein helfen nicht"

bundesliga.de: Völler sagt, dass man Borussia Dortmund ärgern wolle. Bedeutet das gleichzeitig, dass mehr als Platz 2 nicht möglich ist

Kießling: Ich glaube, dass wir wirklich nicht über den Meistertitel reden sollten. Wir müssen erst einmal schauen, dass es uns gelingt, möglichst vom 1. Spieltag an alles abzurufen, was in dieser Mannschaft steckt. Im Übrigen geht es gar nicht nur darum, den BVB zu ärgern und um Platz 2 zu kämpfen. Wichtig ist es auch, hinter uns zu blicken, um die Teams, die sich ebenfalls sehr gut verstärkt haben - wie etwa Borussia Mönchengladbach, den VfL Wolfsburg und natürlich den FC Schalke 04 - auf Distanz halten zu können. Selbstverständlich hat die Vergangenheit gezeigt, dass es immer wieder einmal eine Saison gibt, in der eine Mannschaft Deutscher Meister werden kann, die man vielleicht zunächst nicht auf der Rechnung hatte. Große Sprüche allein helfen da aber bestimmt nicht. Vielmehr muss dann wirklich alles passen.

bundesliga.de: Und das möglichst vom Saisonstart weg. Und der hat es in sich mit der Champions-League-Qualifikation in Kopenhagen, dem Bundesligastart beim BVB, dem Rückspiel gegen Kopenhagen und dem Heimspiel gegen Hertha BSC...

Kießling: Sie haben völlig Recht: Dieser Saisonstart hat es für uns absolut in sich! Wie man hier auftritt - und natürlich auch wie man hier abschneidet - kann richtungsweisend sein für die ganze folgende Spielzeit. Nach diesen Spielen weiß jeder, wo wir erst einmal stehen!

Das Gespräch führte Andreas Kötter

Im ersten Teil des Interviews spricht Stefan Kießling über den neuen Trainer Roger Schmidt und dessen Vorstellungen vom Fußball.