Ärger und Freude: Der VfB um Martin Harnik (M.) verzweifelte an sich selbst und verlor gegen Molde. Aber dennoch ist er in der nächsten Runde
Ärger und Freude: Der VfB um Martin Harnik (M.) verzweifelte an sich selbst und verlor gegen Molde. Aber dennoch ist er in der nächsten Runde

Steaua sei dank: Hauptsache weiter

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Stuttgart - Zu später Stunde gewährte Martin Harnik noch einen Einblick in seinen persönlichen Wohlfühl-Plan: "Zum Glück können wir am Freitag alle lange ausschlafen. Wir haben in der Kabine gut gegessen und unsere Stärkungsgetränke zu uns genommen. Jetzt kann eigentlich nichts mehr schiefgehen." Nicht einmal 48 Stunden liegen zwischen der 0:1-Niederlage des VfB Stuttgart in der Europa League gegen die überraschend starken Norweger von Molde FK und dem Anpfiff der wichtigen Bundesliga-Partie am Samstag (15:30 Uhr) gegen den FC Schalke 04.

"Hätten noch Stunden spielen können, und nicht getroffen"

Knapp zwei Tage also nur für die Schwaben, um sich Gedanken darüber zu machen, weswegen man sich gegen Molde so wahnsinnig schwer tat und nur dank der Schützenhilfe von Steaua Bukarest die nächste Runde erreicht hat. VfB-Trainer Bruno Labbadia hatte seine Mannschaft umgebaut, und brachte Tamas Hajnal, Martin Harnik musste sich erneut mit der Ersatzbank abfinden. Fast schien es so, als hätten die Stuttgarter in der mit 15.500 Zuschauern spärlich besetzten Mercedes-Benz-Arena schon den Hit gegen Schalke im Hinterkopf. "Ich denke, ich kann für jeden meiner Mitspieler sprechen, wenn ich behaupte, dass wirklich niemand an Schalke gedacht hat", meinte Christian Gentner zwar hinterher. Nur: So richtig glauben wollte man ihm das nicht.



So war die erste Halbzeit sicher eine der schwächsten der bisherigen Saison. Passiv, ohne Tempo im Spielaufbau und mit vielen technischen Mängeln luden die Stuttgarter die schnellen und wendigen Norweger immer wieder zum Kontern an. Der letztlich entscheidende Gegentreffer kurz vor dem Halbzeitpfiff fiel nur zwangsläufig. "Natürlich war die erste Halbzeit sehr schlecht von uns. Wir hätten noch drei Stunden weiterspielen können und hätten nicht getroffen", musste auch VfB-Sportdirektor Fredi Bobic nach dem Abpfiff zugeben.

Zu Gute halten muss man dem VfB, das er sich in den zweiten 45 Minuten deutlich steigerte. Deutlich aggressiver in den Zweikämpfen kamen sie zu zahlreichen Torgelegenheiten, nur im Tor wollte der Ball partout nicht landen. Trainer Labbadia war mit der Leistung seiner Spieler dennoch zufrieden: "Nach der Pause hatten wir einen unglaublichen Willen und viele Möglichkeiten, die nicht durch Zufall entstanden sind. Es ist jedoch ärgerlich, dass wir kein Tor gemacht haben".

Schalke-Match im Fokus



Den VfB-Akteuren merkte man an, dass sie die Partie gegen Molde so schnell wie nur möglich abhaken wollten. Der Blick richtete sich nach vorne. "Wichtig ist jedoch vor allem, dass wir weiter sind. Deshalb werden wir mit etwas Abstand auch zufrieden sein", erklärte beispielsweise der Italiener Cristian Molinaro. Und Kollege Gentner ergänzte: "Jetzt heißt es abhaken. Egal wie, wir sind eine Runde weiter und konzentrieren uns jetzt zu 100 Prozent auf Schalke, damit wir am Samstag gewinnen."

Letztlich gilt es festzuhalten, dass es dem VfB, wenn auch mit ein wenig Glück, immer besser gelingt trotz spielrisch nicht immer überzeugenden Vorstellungen sportlich erfolgreich zu sein. Platz 7 in der Bundesliga mit Potenzial nach oben, in der Europa League weiter dabei und auch im DFB-Pokal in der kommenden Woche gegen den 1. FC Köln mit allen Chancen aufs Weiterkommen - der VfB tanzt weiter munter auf drei Hochzeiten, viel besser hätte die zweite Jahreshälfte für die Schwaben kaum laufen können.

Dünner Kader, großer Wille



Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Stuttgarter nach wie vor mit einem extrem dünnen Kader zugange sind. Besonders im Sturmzentrum würde sich Labbadia sicher gerne den eine Alternative für "Marathon-Mann" Vedad Ibisevic wünschen. Auch gegen Molde stand der Torjäger zeitweise allein auf weiter Flur und wirkte in der einen oder anderen Szene doch etwas verzweifelt und ausgebrannt. "Wir haben einen dünnen Kader", bestätigte auch VfB-Keeper Sven Ulreich. "Mittlerweile haben wir uns aber darauf eingestellt und können damit gut umgehen." Eine Leistungssteigerung wird gegen Schalke dennoch vonnöten sein.

Jens Fischer