Ein ganzes Stadion applaudiert: Der Abgang von Doppeltorschütze, Jubliar und Rekordspieler Halil Altintop war lautstark und emotional
Ein ganzes Stadion applaudiert: Der Abgang von Doppeltorschütze, Jubliar und Rekordspieler Halil Altintop war lautstark und emotional

Standing Ovations für Rekordler Altintop

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Augsburg - Er musste nicht gehen, er durfte. Die Auswechslung in der 85. Minute bescherte Halil Altintop eine Extra-Streicheleinheit, verabreicht durch das Publikum. Auf dem Weg zur Seitenauslinie, wo er und der als Joker bereit stehende Jan Moravek sich abklatschten, begleiteten ihn donnernder Applaus und "Halil-Halil"-Sprechchöre. Der verdiente Lohn für den zweifachen Torschützen ("Das war Gänsehaut-Feeling"), der beim eine vorzügliche Leistung abgeliefert hatte.

"Bastürk war der bessere Fußballer"

Sich selbst auf die Schultern zu klopfen, ist seine Sache nicht. Weder über die Tatsache, dass er am Samstag sein 249. Spiel in der Eliteklasse bestritten hatte und damit aufschloss zu seinem Landsmann Yildiray Bastürk, bis dahin die alleinige Nummer eins auf der Liste der Türken mit den meisten Bundesliga-Einsätzen, noch über seinen Doppelpack - die Treffer 50 und 51 in der Beletage des deutschen Fußballs - verlor er viele Worte. "Wir wollten unbedingt die drei Punkte zu Hause behalten. Das ist uns sehr, sehr gut gelungen", stellte der 30-jährige Mittelfeldspieler den Mannschaftserfolg in den Vordergrund. Wenn sein persönliches Jubiläum damit im Zusammenhang stehe, sei das "umso schöner".



Seinem schon mehr als drei Jahre nicht mehr aktiven Konkurrenten Bastürk, in der Bundesliga für den VfL Bochum, Bayer Leverkusen, Hertha BSC Berlin und VfB Stuttgart am Ball, zollte er Respekt. "Er war der bessere Fußballer", gestand Altintop freimütig ein. "Doch vermutlich werde ich der sein, der es auf mehr Bundesligaeinsätze bringt. Zum 250. fehlt ja nur noch ein Spiel. Und ich hoffe, dass einige weitere dazukommen werden."

Auftritte wie der gegen Hoffenheim wären Stammplatzgaranten. Doch sieht sich Altintop - weit entfernt von einem Träumer - nicht in der Lage, Top-Vorstellungen in Serie zu bieten. "Würde ich Woche für Woche auf diesem Niveau spielen", sagte er augenzwinkernd, "wäre ich bei Real Madrid oder dem FC Barcelona."

Einziger Neuzugang mit 13 Einsätzen



Die Realität heißt FC Augsburg - und er ist zufrieden damit, er identifiziert sich mit dem Club. "Es macht hier riesigen Spaß", verriet er nach der Hoffenheim-Begegnung. "Es ist klasse, mit der Mannschaft zusammenzuarbeiten. Ich bin sehr froh, in Augsburg zu sein." Und der FCA seinerseits ist froh, ihn zu haben. Die hohe Wertschätzung, die er bei Trainer Markus Weinzierl genießt, kommt unter anderem darin zum Ausdruck, dass Altintop - als einziger aus dem Kreis der Neuzugänge - in allen 13 Partien um Punkte in der Startelf stand.

Auch zu seiner Bedeutung für das Team befragt, bevorzugte der Offensivmann die Defensive. Das müssten andere beurteilen, antwortete er und fuhr fort: "Ich bin so wie ich bin, ich bin ein offener Mensch und versuche, auf die Leute zuzugehen, auch viel zu kommunizieren. Wenn das der Mannschaft helfen kann und so geschätzt ist, ist das umso schöner."

Werner: "Er reißt sich für uns den Arsch auf"



Es hilft tatsächlich. "Halil reißt sich in jedem Spiel den Arsch für uns auf", lobte Teamkollege Tobias Werner. "Und heute hat er sich endlich wieder einmal belohnt." Dass Altintop gegen Hoffenheim treffen würde, hatte der Linksaußen im Übrigen prophezeit. Werner: "Ich habe ihm vor dem Anpfiff gesagt: 'Heute bist du mal wieder dran.'"

Am kommenden Samstag in Berlin wird der Türke, sofern unter der Woche nichts Unvorhergesehenes passiert, erneut in der Anfangsformation stehen, seinen 250. Bundesligaeinsatz absolvieren und dann alleiniger Rekordhalter sein. Doch auch das rangiert auf seiner persönlichen Wertigkeitsskala ganz weit unten: "Wichtig ist allein, dass wir unser Ziel Klassenerhalt nicht aus den Augen verlieren. Wir haben jetzt 16 Punkte, und es wäre toll, wenn wir mit 20 in die Winterpause gehen könnten."

Aus Augsburg berichtet Reinhart Kruse