Bereits im vergangenen Jahr trafen die beiden Cheftrainer Dieter Hecking (l.) und Mike Büskens aufeinander
Bereits im vergangenen Jahr trafen die beiden Cheftrainer Dieter Hecking (l.) und Mike Büskens aufeinander

Stadtderby elekrisiert Franken

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München - Früher, als der 1. FC Nürnberg schon 1. FC Nürnberg hieß und Fußballer aus Fürth noch für den TV 1860 spielten, früher, da hießen solche Spiele noch: Städtewettspiel. Und das erste dieser Art zwischen Nürnberg und Fürth fand Ende 1902 statt, auf dem Schießanger in Fürth. Die Nürnberger gewannen 15:0.

Bader fürchtet sich vor Pokal-Wiederholung

Mittlerweile ist aus diesem Städtewettspiel das "Frankenderby" geworden - sogar mit einem eigenen Eintrag bei Wikipedia. So ein Spiel wie am Samstag hat es in der 110-jährigen Geschichte trotzdem noch nicht gegeben.



Am Samstag ist das Frankenderby zum ersten Mal das Aufeinandertreffen zweier Bundesligisten. Und da darf eines nicht passieren - zumindest aus Sicht eines Nürnbergers, der ja eh schon genug Probleme damit hat, dass die "Färdder" es im vergangenen Sommer dann doch mal geschafft habe, aufzusteigen. Also: "Wir wollen nicht als der Verein in die Geschichte eingehen, gegen den Fürth zum ersten Mal in der Bundesliga ein Heimspiel gewinnt", sagt Martin Bader, Sportvorstand des 1. FC Nürnberg.

Genau genommen gibt es für einen Nürnberger nichts Schlimmeres, als die Aussicht, die Fürther könnten in irgendetwas besser sein - und womöglich gar im Fußball. Beim Club (fränkisch: Glubb), der ja schon siebenmal aus der Bundesliga abgestiegen ist, haben sie wohl "a weng Schiss", wie der Franke sagen würde, dass das "Kleeblatt" einen ähnlichen Hammer bringt wie im vergangenen Dezember: Damals noch als Zweitligist in Nürnberg angetreten, gewann die SpVgg das Achtelfinale im DFB-Pokal mit 1:0. Allmächd!

Lang, lang ist's her...



Wobei, es gab in der Tat schon Tage, sogar Jahre, in denen "Färrd" deutlich vor "Nämberch" lag. Ja, im Fußball! Die Fürther vollendeten 1910 schon ihr eigenes Stadion, den imposanten Ronhof, da bauten die Nürnberger noch drei Jahre an ihrem Zabo herum. 1914 wurden die Fürther sogar Deutscher Meister, sechs Jahre später erst der Club. Es war die Zeit, da war das kleine Fürth größer als das große Nürnberg, und die SpVgg mit immerhin 3000 Mitgliedern sogar der größte Sportverein Deutschlands.

Fürth, 116.000 Einwohner, ist längst mit Nürnberg, 510.000 Einwohner, zusammengewachsen. Der aberwitzige Versuch zu Beginn der 1920er Jahre, die beiden Städte zu einer Großstadt zu verschmelzen, scheiterte übrigens grandios. Die deutsche Fußball-Hochburg war zur damaligen Zeit trotzdem Mittelfranken. Das "Kleeblatt" wurde noch zweimal deutscher Meister, 1926 und 1929, und der Club gewann die ersten fünf von neun deutschen Meisterschaften 1920, 1921, 1924, 1925 und 1927.

Die Folgen einer Heirat



In dieser Zeit bestand die Nationalmannschaft überwiegend oder ausschließlich aus Nürnbergern und Fürthern. Die Herren waren sich allerdings grundsätzlich so unsympathisch, dass sie 1924 zwar einen Zug zum Länderspiel in die Niederlande und zurück nahmen, die einen aber im ersten Wagen saßen, die anderen im letzten - zwischendurch gewannen sie. Ach ja, und 1920 musste der Fürther Rechtsaußen Hans Sutor zum Club wechseln, weil er es doch tatsächlich gewagt hatte, nach dem Gewinn der Meisterschaft eine Nürnbergerin zu heiraten.

Selbstverständlich ist der Club die Nummer eins in Franken, er hat das "Frankenderby" auch 137-mal gewonnen. Aber geheuer ist ihm der Emporkömmling aus dieser "westlichen Vorstadt", wo schon früher immer die "Blödel" herkamen, wohl nicht. Dabei hat sogar der 1. FC Nürnberg eine Geschichte in Fürth, ja: in Fürth. Von 1943 bis 1948 trug der Club in Ermangelung einer eigenen Spielstätte seine Spiele im in Fürth aus. Widerwillig, wie man annehmen darf.

Das letzte Punktspiel beider Mannschaften fand übrigens am 10. Mai 2009 statt, damals in der zweiten Liga. Es endete 1:1. 15.500 Zuschauer sahen damals im Ronhof zu - immer noch 500 weniger als beim Public Viewing im Nürnberger Stadion.