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Der FC St. Pauli (l. mit Charles Takyi) hielt 80 Minuten lang sein Tor sauber - dann schoss Bayer den 1:0-Siegtreffer
Der FC St. Pauli (l. mit Charles Takyi) hielt 80 Minuten lang sein Tor sauber - dann schoss Bayer den 1:0-Siegtreffer

St. Paulis zwei Gesichter

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Hamburg - Zwei Wochen nach der Frankfurter Eintracht gelang auch Bayer Leverkusen der erste Sieg in der Bundesliga-Geschichte über den FC St. Pauli im einst so gefürchteten Millerntor-Stadion.

Gerade mal vier mickrige Punkte behielten die "Kiezkicker" in den bisher sechs Heimspielen für sich. Nur Mönchengladbach steht mit einem Punkt weniger noch hinter den Hamburgern in der Heimtabelle. Dabei hatte der Aufsteiger gerade auf die Spiele vor eigenem Publikum gesetzt, um die nötigen Zähler für den Klassenerhalt einzufahren. Doch gegen Bayer zeigten die Gastgeber nur eine Halbzeit lang eine zur Atmosphäre passende Leistung.

Heynckes überrascht

"Ich hatte meine Mannschaft vor der Atmosphäre hier am Millerntor gewarnt", gab Bayer-Trainer Jupp Heynckes zu und war erstaunt über die klare Überlegenheit seiner Mannschaft im ersten Durchgang, für die die Statistiker 13:1 Torschüsse zu Gunsten der Rheinländer notierten.

"In der 2. Halbzeit hatte ich dann Angst, dass sich unsere zahlreichen vergebenen Torchancen rächen, denn St. Pauli kam wie ausgewechselt aus der Kabine. Da hatten wir Glück, dass der Schuss von Gerald Asamoah an den Pfosten statt ins Tor ging", beobachtete nicht nur Leverkusens Trainer eine Leistungssteigerung bei den "Braun-Weißen": "Am Ende aber haben wir verdient gewonnen."

"Hatten zu viel Respekt"

Das gaben auch die Gastgeber zu. "Leverkusen ist eine Klasse-Mannschaft. Wir haben in der ersten Hälfte zu viel Respekt gezeigt. Der Sieg war am Ende wohl verdient, auch wenn wir die große Chance durch Asamoah zur Führung hatten", analysierte der nach seiner Verletzung ins Team zurückgekehrte Carsten Rothenbach. "Wenn's läuft, dann geht so ein Ding rein, aber gerade vorn läuft bei uns derzeit zu wenig", haderte Asamoah mit Glücksgöttin Fortuna: "So wie in der 2. Halbzeit müssen wir von Beginn an auftreten."

Wie dem Ex-Nationalspieler Asamoah machte allen "Braun-Weißen" die Leistungssteigerung in den zweiten 45 Minuten Mut, den Absturz in die Abstiegsregionen vermeiden zu können. Allerdings haben die Hamburger erst einen Heimsieg in dieser Saison gefeiert. Am 8. Spieltag gewann St. Pauli mit 3:2 gegen den 1. FC Nürnberg. Und genau seit diesem Erfolgserlebnis kassierte das Team nur noch Pleiten.

"Keine Selbstzweifel aufkommen lassen"

"Die vierte Niederlage in Folge. Das ist schon ein komisches Gefühl", beschrieb Florian Bruns das unbekannte Gefühl nach vier erfolgreichen Jahren, in denen der Stadtteilclub aus der Regionalliga in die Bundesliga marschierte. "Dass wir selbst nach dem 0:1 noch Chancen hatten, macht Mut. Wir dürfen jetzt bloß keine Selbstzweifel aufkommen lassen", gewinnt nicht nur der Mittelfeldspieler der Niederlage gegen einen Mit-Favoriten um den Titel eine positive Seite ab.

"Das war Scheibenkleister", beschrieb Sportdirektor Helmut Schulte die Leistung der Mannschaft in den ersten 45 Minuten. "Aber in der 2. Halbzeit haben wir trotz der vierten Niederlage in Folge Fußball gespielt. So können wir in der Bundesliga mithalten."

Stanislawski mit Defensiv-Leistung zufrieden

"In der 1. Halbzeit haben wir zu verhalten gespielt. Bayer konnte seine Stärken ausspielen. Wir haben ihr direktes, schnelles Spiel zugelassen", ärgerte sich Holger Stanislawski darüber, dass seine Mannschaft das Vorhaben, "von Beginn an aggressiv in die Zweikämpfe zu gehen", nicht in die Tat umgesetzt hat.

"In der 2. Halbzeit haben wir richtig gut gespielt und müssen das Tor machen", ärgerte sich der Trainer und analysierte den bisherigen Saisonverlauf: "Platz 13 nach zwölf Spieltagen mit nur 19 Gegentoren. Ich glaube, das kann sich sehen lassen."

Aber Stanislawski weiß auch, wo es bei seinen Spielern hapert. "Wir müssen mehr aus unseren Chancen machen", legt der Trainer den Finger in die Wunde. Kein Team ist im Angriff so harmlos wie die "Kiezkicker". Nur zwölf Mal brachten sie bisher den Ball im gegnerischen Tor unter - so selten wie kein anderes Team.

"Werden das Geschehen in die Hand nehmen"

Stanislawski schöpft dennoch Hoffnung aus dem besseren "Gesicht" - dem zweiten Durchgang. "Wir werden künftig das Geschehen in die Hand nehmen, auch wenn es das Risiko gibt ausgekontert zu werden. Aber das gehen wir ein", kündigt der 40-Jährige in der Hamburger "Morgenpost" mer Angriffslust an: "Je offensiver wir zu Werke gehe, desto mehr Situationen werde wir im gegnerischen Strafraum erzwingen."

Bereits am kommenden Wochenende kann die Mannschaft beweisen, ob sie in der Lage ist, die Pläne des Trainers umzusetzen. Am Sonntag kommt mit dem VfL Wolfsburg eine weitere Mannschaft nach Hamburg, die in ihrer Vereinsgeschichte - egal in welcher Liga - die Festung Millerntor bisher nicht stürmen konnte.

Jürgen Blöhs