Uli Hoeneß (r.): "Wir ziehen Bilanz am 30. Juni nächsten Jahres."
Uli Hoeneß (r.): "Wir ziehen Bilanz am 30. Juni nächsten Jahres."

Spurensuche bei den Bayern

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Als Schiedsrichter Babak Rafati die Partie des FC Bayern München gegen den VfL Bochum gegen 17:20 Uhr abpfiff, gab es viele sprachlose Gesichter in der Allianz Arena. So recht mochte bei den Hausherren niemand glauben, wie man eine komfortable Zwei-Tore Führung gegen die Gäste aus der Hand geben konnte.

Eine Erklärung für diesen Punktverlust hatten die Wenigsten. "Wir haben das Spiel total kontrolliert. Auch nach dem 3:1 gab es nicht das geringste Anzeichen dafür, dass wir noch ein Gegentor kassieren könnten. Wir haben eher auf das vierte und fünfte Tor gespielt", konnte ein enttäuschter Uli Hoeneß das Ergebnis kurz nach dem Schlusspfiff kaum glauben.

Schlechtester Saisonstart seit 34 Jahren

Der "Doppelschlag" von Christoph Dabrowski (84. Minute.) und dem eingewechselten Dennis Grote (85.) zum 3:3-Endstand bescherte den Münchnern nicht nur lange Gesichter, sondern auch den schlechtesten Saisonstart seit 34 Jahren.

In der Spielzeit 1974/75 lag der heutige Rekordmeister nach dem 7. Spieltag nur auf Rang 12 - am Saisonende sprang Platz 10 heraus.

Ein Blick in die Statistik-Datenbank sagt außerdem aus, dass kein Team, das nach sieben Spieltagen mit Platz 11 oder schlechter gestartet war, am Ende noch Meister wurde. Nicht unbedingt rosige Aussichten für den FCB.

Spielerische Überlegenheit

Dabei lief es für die Bayern an diesem Samstag zunächst sehr gut. Nachdem Sinan Kaloglu (29.) die schön herausgespielte Führung der Gastgeber durch Daniel van Buyten (15.) egalisiert hatte, war es der an diesem Tag erneut überragende Ze Roberto (45.), der mit dem Pausenpfiff die Weichen auf den vermeintlichen Sieg stellte.

Zwar gelang den Münchnern nicht alles, aber die Zuschauer merkten, dass die erste Elf eingespielter wirkte - Trainer Jürgen Klinsmann hatte im Vergleich zum Lyon-Spiel und entgegen aller "Rotations-Diskussionen" diesmal nur Torschütze van Buyten für den Brasilianer Breno neu ins Team gebracht.

Der dritte Treffer für die Hausherren war dann auch eine Folge der spielerischen Überlegenheit. Ze Roberto sorgte mit seinem zweiten Treffer (68.) für klare Verhältnisse.

"Fahrlässig ist die richtige Beschreibung"

Etwas zu sorglos gingen sie folglich mit der komfortablen Führung um. Gute Gelegenheiten - allen voran der seit 300 Minuten torlose Luca Toni - ließ man ungenutzt.

"Fahrlässig ist die richtige Beschreibung. Wir haben das Spiel in der Tasche und es zu unseren Gunsten entschieden. Es hätte 5:1, 6:1 für uns stehen können mit all den Torchancen, die wir hatten. Dann gibt man so ein Spiel nicht mehr aus der Hand", schlug Klinsmann in die gleiche Kerbe wie Hoeneß.

Probleme in der Defensive

Dass die Bochumer dennoch etwas Zählbares aus München mitnehmen konnten, spricht aber auch für die Moral der Gäste. "Wir wussten, dass die Münchner angeschlagen sind und haben immer an uns geglaubt", freute sich Paul Freier gegenüber bundesliga.de über den Punktgewinn. Die späten Gegentore spiegeln indes das aktuelle Problem des Deutschen Meisters wider.

Schon 13 Gegentreffer mussten sie in der laufenden Runde hinnehmen. Das sind satte 1,9 pro Partie. In der vergangenen Spielzeit kam der FCB auf einen Wert von 0,6.

Toni hat die Lösung

Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge brachte es auf den Punkt: "Wir haben uns zum Schluss eklatante Fehler in der Defensive erlaubt, die man sich gegen keinen Gegner erlauben darf. Auch nicht gegen den VfL Bochum." Hinter Schlusslicht Mönchengladbach (15) und Bremen (16) haben die Bayern derzeit die drittschlechteste Defensive der Liga.

Zwei Wochen Vorbereitungszeit hat Klinsmann nun, um nach der Länderspielpause im anstehenden Spiel gegen den wieder erstarkten Karlsruher SC, in die Erfolgsspur zurückzufinden.

Torjäger Toni hatte nach dem Spiel gegen Bochum das Patentrezept parat: " Vom Torwart bis zum Stürmer müssen wir uns alle verbessern."

Aus der Allianz Arena berichtet Florian Bruchhäuser