Jerome Boateng hält nichts mehr. Gegen Manchester City erzielt der Verteidiger sein erstes Tor in der Champions League. Danach wird gefeiert
Jerome Boateng hält nichts mehr. Gegen Manchester City erzielt der Verteidiger sein erstes Tor in der Champions League. Danach wird gefeiert

Boateng belohnt FC Bayern - Bereit für Englische Wochen

xwhatsappmailcopy-link

München - Die Fans feierten bereits, als sei der Ball im Tor und das Spiel damit entschieden. Doch es war lediglich die Hoffnung auf dieses Ereignis, die die Anhänger des FC Bayern München in der 76. Minute zu Jubelstürmen animierte. Geknüpft waren diese Hoffnungen an Arjen Robben, der für Thomas Müller ins Spiel kam und dem in der Schlussphase gegen Manchester City möglichst noch der Lucky Punch gelingen sollte. Doch für die Erlösung in letzter Minute sorgte ein anderer.

Remis wäre zu wenig gewesen

22 Mal feuerten die Bayern auf das Tor der Citizens, doch erst der letzte Versuch in der 90. Minute saß. Und ausgerechnet der nicht gerade fürs Toreschießen bekannte Jerome Boateng versetzte mit seinem ersten Champions-League-Tor die Allianz Arena in grenzenlosen Jubel. "Man muss immer bis zum Ende daran glauben", sagte Boateng. "Heute hat es noch geklappt und ich denke, wir haben verdient gewonnen."

Auch bei Kapitän Philipp Lahm war die Erleichterung nach dem geglückten Auftakt in die Königsklasse groß (Download: Der Spielplan der Champions-League-Saison 2014/15). "Mit einem 0:0 wären wir mit Sicherheit nicht zufrieden gewesen", meinte Lahm. "Wenn wir zuhause unentschieden spielen und zufrieden sind, dann stimmt etwas nicht."

Vom Anpfiff weg spielte der Deutsche Meister voll auf Sieg - und hätte fast schon nach 40 Sekunden die Führung erzielt, aber Müller scheiterte am Außennetz. "Da bin ich etwas aus der Balance gekommen und habe den Ball nicht mehr richtig erwischt", erklärte der Stürmer hinterher. Die Bayern agierten anschließend sehr dominant und ließen den englischen Meister kaum zur Entfaltung kommen. Einzig der ehemalige Wolfsburger Edin Dzeko sorgte vereinzelt für Torgefahr auf Seiten der Gäste.

Die konnten sich bei ihrem Keeper Joe Hart bedanken, dass es zur Pause und bis hinein in die Schlussphase noch 0:0 stand. Müller, Lewandowski oder auch Alaba fanden ihren Meister im englischen Nationalkeeper, ehe am Ende Abwehrspieler Boateng gegen seinen Ex-Club die Lücke fand. "Es hat niemand mehr verdient, als Jerome Boateng, weil er der beste Mann auf dem Platz war und eine unglaubliche Partie gespielt hat", adelte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge den Matchwinner (Hintergrund: Sammer hält den Titel für möglich).

Ballverteiler Boateng

In der Defensive sorgte Boateng gemeinsam mit dem überzeugenden Debütanten Medhi Benatia für Kompaktheit und war gleichzeitig der Ballverteiler im Bayern-Spiel. Boateng spielte mit 87 Pässen die mit Abstand meisten aller Spieler und verzeichnete mit 91 Prozent angekommener Zuspiele dabei eine bemerkenswerte Präzision. "Ich gebe in jedem Spiel alles, will mich ständig verbessern und fühle mich einfach gut im Moment", sagte Boateng.

Ein Kriterium, das bei den Bayern gerade mit Blick auf die lange Verletztenliste von besonderer Bedeutung ist. Der erneut lange Ausfall von Holger Badstuber sorgt bei den Teamkollegen für Betroffenheit. "Da gibt es keine Worte. Das ist ganz bitter und ganz hart", sagt Robben. Ihn selbst plagen Knöchelprobleme. "Ich hoffe, dass alles wieder gut wird. Aber ich muss da schon aufpassen, muss mich pflegen, professionell damit umgehen und hoffen, dass es dann wieder bergauf geht."

"Jeder sollte sich Zeit nehmen, richtig fit zu werden"

Zu früh zu hohe Belastung birgt das Risiko eines längeren Ausfalls. Auch Franck Ribery, der seit der USA-Reise der Bayern mit Knieproblemen zu kämpfen hat, erlitt nach seinem Kurzeinsatz am Samstag gegen Stuttgart einen Rückschlag. Die Rückkehr von Bastian Schweinsteiger ist ebenso ungewiss, wie die von Thiago Alcantara. Der Kader der Bayern ist immerhin groß und gut genug, diese Ausfälle aufzufangen, aber Boateng stellt auch klar: "Jeden verletzten Spieler brauchen wir, aber jeder sollte sich auch Zeit nehmen, richtig fit zu werden."

Zeit, die der FC Bayern angesichts des straffen Programms eigentlich nicht hat. Als nächstes steht in der Bundesliga eine englische Woche mit den Spielen gegen den Hamburger SV, den SC Paderborn 07 und den 1. FC Köln auf dem Plan. Kapitän Lahm blickt dennoch optimistisch nach vorne: "Wir sind fit. Schwierig ist nur, dass uns nicht alle Spieler zur Verfügung stehen. Aber wir sind sehr, sehr gut vorbereitet auf die nächsten Wochen." Hauptsache, die Kraft reicht noch für späte Tore.

Maximilian Lotz

Liveticker mit Aufstellungen und Statistiken