Bitter: In der Nachspielzeit muss Deutschland noch gegen Irland den Ausgleich hinnehmen - John O'Shea (M.) ist eine Fußspitze eher am Ball als Mats Hummels
Bitter: In der Nachspielzeit muss Deutschland noch gegen Irland den Ausgleich hinnehmen - John O'Shea (M.) ist eine Fußspitze eher am Ball als Mats Hummels

1:1 gegen Irland - nächster Rückschlag für das DFB-Team

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Gelsenkirchen - Der Glanz des Weltmeisters verblasst: Die deutsche Nationalmannschaft hat in der Qualifikation zur EM 2016 in Frankreich erneut nicht überzeugt und den nächsten Rückschlag kassiert. Drei Tage nach der 0:2-Niederlage in Polen kam das Team von Bundestrainer Joachim Löw am Dienstag gegen Irland nach einer schwachen Leistung nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus (DFB-Stars in der Einzelkritik).

Löw: "Waren einfach zu naiv"

Nach dem Führungstreffer durch Weltmeister Toni Kroos (71.) schockte John O'Shea (90.+4) in seinem 100. Länderspiel die deutsche Mannschaft mit dem Ausgleich in letzter Minute.

"Enttäuscht sind wir alle. Ich glaube, das war die einzige Chance von Irland, dann fällt das Tor. In den letzten paar Minuten waren wir einfach auch naiv. Es war ein schwieriges Spiel, Irland stand mit allen Leuten hinten drin. Wir mussten Geduld haben. Es war klar, dass wir vielleicht nicht so viele Chancen herausspielen. Wir haben in diesem Spiel nicht die Breite genutzt", haderte der Bundestrainer.

Ganz ähnlich analysierte auch Mario Götze die Partie: "Wir haben es über weite Strecken sehr, sehr gut gemacht. Es ist so ärgerlich, dass wir in der letzten Minute das Tor kassieren. Normalerweise ist das ein sicheres Ding. Wir haben die Fähigkeiten und die Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen. Es ist sehr ärgerlich, dass es so gelaufen ist."

Draxler und Ginter rücken in Startelf

Gegen den Weltranglisten-62. tat sich die DFB-Elf von Beginn an schwer, die "Boys in Green" hatten vor 51.204 Zuschauern in der Schalker Arena aber meist auch zehn Mann hinter dem Ball. Nur Kapitän Robbie Keane war von defensiven Aufgaben entbunden. Mitunter stand die irische Abwehr mit sechs Mann auf einer Linie vor dem eigenen Tor. Die deutschen Fans, die ihre Lieblinge mit einer "Danke"-Choreographie und vier Sternen in der Nordkurve begrüßt hatten, zeigten jedoch vorerst Geduld.

Pfiffe gab es zunächst nur gegen die ultradefensiven Iren. Gegen die tat sich auch "Hausherr" Julian Draxler schwer, der als einer von zwei Neuen in der Startelf anstelle des erkrankten André Schürrle auf der linken Offensivseite spielte. Den Platz des ebenfalls kranken Christoph Kramer im defensiven Mittelfeld neben Kroos nahm Dortmunds Matthias Ginter ein. Das waren die einzigen beiden Veränderungen, fehlten Löw in seinem auf 14 Feldspieler geschrumpften Kader, in dem insgesamt nur noch 14 Weltmeister standen, doch die Alternativen.

Die Außenverteidiger hießen auch deshalb erneut Erik Durm, der in der Anfangsphase mit einem Distanzschuss nur die Latte traf (5.) und Antonio Rüdiger. Vorne rechts durfte wie von Löw angekündigt wieder Karim Bellarabi ran. Der Leverkusener, der in Polen ein gelungenes Debüt gefeiert hatte, war zunächst der auffälligste deutsche Spieler. Doch auch Bellarabi prallte bei seinen Dribblings immer wieder an der irischen Mauer ab.

Zu selten schnelle Kombinationen

Die DFB-Elf musste sich allerdings den Vorwurf gefallen lassen, dass sie ihre geplanten schnellen Kombinationen viel zu selten umsetzte. Dabei war der Rasen in der Arena eigens für den Weltmeister gestutzt worden. Doch es half nichts. Wenn es einmal schnell ging, wie etwa in der 16. Minute nach einem feinen Pass von Kroos auf Draxler, missglückte in der Regel der Abschluss - Kroos setzte Draxlers Rückgabe neben das Tor. Sturmspitze Thomas Müller bekam kaum Bälle.

Trotz der Probleme in der Offensive hatte sich Löw wie in Polen zunächst gegen Lukas Podolski entschieden, den mit 47 Länderspieltoren erfolgreichsten Profi im deutschen Aufgebot. Podolski sah von der Bank, wie auch Standards wenig Ertrag brachten. Rüdiger hatte nach einem Freistoß von Kroos und Müllers Vorlage eine der sehr seltenen Chancen, köpfte aber am Tor vorbei (14.). Auch Bellarabis Versuch, den aus seinem Tor geeilten David Forde aus der Distanz zu überwinden, blieb an einem irischen Abwehrbein hängen (32.). Für Draxler war der Winkel kurz vor der Pause zu spitz (45.). Und so gab es dann doch erste, vereinzelte Pfiffe.

Deutsche Drangphase und der Schock durch O'Shea

Nach dem Seitenwechsel brachte Löw Podolski für den unauffälligen Ginter und versuchte so mehr Druck im Angriff zu erzeugen. In seinem 120. Länderspiel leitete der 29-Jährige vom FC Arsenal mit einem Fehlpass jedoch zunächst die erste Chance der Gäste ein (49.). Die scharfe Hereingabe erreichte Keane dank des aufmerksamen Manuel Neuer aber nicht.

In der Folge blieb Irland seiner destruktiven Spielweise treu. Die DFB-Elf erhöhte den Druck, schlug bei Chancen durch Bellarabi (53.), Kroos (55.) und Müller (57.) aber kein Kapital aus der Drangphase. Der Weltmeister spielte sich vor dem irischen Tor fest, der entscheidende Pass kam jedoch nicht an. So war es bezeichnenderweise Kroos' Distanzschuss, der für die Führung sorgte. Zuvor war es im Stadion laut geworden, als John O'Shea Götze im Strafraum elfmeterwürdig zu Boden gerissen hatte. Dann schockte O'Shea die DFB-Auswahl.

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