Toni Kroos (r.) erzielte mit dem 2:1 für Leverkusen bereits seinen neunten Saisontreffer
Toni Kroos (r.) erzielte mit dem 2:1 für Leverkusen bereits seinen neunten Saisontreffer

Bayer mit "gefühlter Niederlage" zurück an der Spitze

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Jupp Heynckes schaute bereits gespannt auf die Uhr und zählte die Sekunden insgeheim runter, als das "Unheil" seinen Lauf nahm. Einen Augenblick später war es vorbei mit der Freude auf einen Big Point im Titelrennen.

Eine der in der letzten Viertelstunde des Spiels unzähligen Flanken war in den Leverkusener Strafraum hineingesegelt und hatte den Kopf des Abwehrriesen Per Mertesacker gefunden, der in der Nachspielzeit noch den Ausgleichstreffer für Werder Bremen zum 2:2 (1:1) erzielte.

Vorsprung von einem Tor, Startrekord eingestellt

Bayer verschaffte sich zwar keinen Zwei-Punkte-Vorsprung auf den Rivalen Bayern München, der am Vortag beim 1. FC Nürnberg (1:1) gepatzt hatte, übernahm aber durch den einen Punkt wieder die Tabellenführung. Im Kopf-an-Kopf-Rennen an der Spitze hat die "Werkself" weiter nur den hauchdünnen Vorsprung von einem Tor. "Das war eine gefühlte Niederlage", sagte Bayer-Abwehrspieler Manuel Friedrich und brachte die Stimmung im Bayer-Lager auf den Punkt.

Jupp Heynckes konnte dem "neuen Anspruchsdenken" aber auch gute Seiten abgewinnen. "Wir sind jetzt so weit, dass wir mit einem Unentschieden unzufrieden sind. Die Mannschaft ist nun da, wo ich sie haben wollte", sagte der 64-Jährige und ergänzte: "Wir überlassen es anderen, von der Meisterschaft zu reden. Aber wir sind seit vielen Spieltagen schon auf dem 1. Platz und das auch zu Recht."

Wohl wahr, als einziges Team bleibt Bayer auch nach dem 23. Spieltag ungeschlagen. Das hatte es in 47 Jahren Fußball-Bundesliga bis dato nur einmal gegeben. 1988/89 waren die Bayern auch 23 Mal vom Start weg ungeschlagen geblieben, ehe die erste Niederlage folgte. Trainer der Münchner war damals Heynckes, der mit dem Punkt in Bremen unter dem Strich leben konnte.

Führung geht hin und her

"Die Bremer Mannschaft ist nicht mit der Mannschaft zu vergleichen, die vor ein paar Wochen gegen die Bayern verloren hat. Sie sind jetzt viel besser drauf", sagte der Coach. Dabei waren die drei Punkte trotzdem zum Greifen nah.

Bayern-Leihspieler Toni Kroos (57.) hatte die Rheinländer mit einem Fernschuss in der zweiten Halbzeit auf die Siegerstraße gebracht. Zuvor hatte Claudio Pizarro (34.) einen Fauxpas von Nationaltorhüter Rene Adler ausgenutzt und die erste Bayer-Führung von Eren Derdiyok (29.) ausgeglichen. Bayer steckte ansonsten die Gelbsperre des bislang so überragenden Abwehrchefs Sami Hyypiä weg.

"Beide Mannschaften haben darum gekämpft, sich einen Vorteil zu erarbeiten. Wir sind aber immer hinterhergelaufen. Wir waren in der zweiten Halbzeit häufig zu passiv. Die gute Schlussphase hätten wir direkt nach der Pause gebraucht", sagte Werder-Coach Thomas Schaaf.

Adler patzt nach Naldo-Freistoß

Zwei Freistöße sorgten für die Treffer im ersten Durchgang. Zunächst brachte Eren Derdiyok in der 29. Minute die Gäste aus 18 Metern in Führung. Dabei sah die Bremer Mauer alles andere als gut aus. Am Ausgleich in der 34. Minute war allein Torwart Rene Adler Schuld, der den Schuss von Naldo aus 22 Metern nicht festhielt und durch die Beine trudeln ließ. Claudio Pizarro beförderte den Ball schließlich über die Linie.

"Das Tor nehme ich auf meine Kappe. Ich habe mich in der Halbzeit bei der Mannschaft dafür entschuldigt", sagte Adler, der seinen Fehler eingestand, und der gesperrte Hyypiä ergänzte: "Wir sind menschliche Wesen. Solche Dinge passieren."

In der Anfangsphase viel Respekt

Beiden Mannschaften war in der Anfangsphase der Respekt voreinander deutlich anzumerken. Weder die Gastgeber noch der Tabellenführer suchten bedingungslos die Offensive, sondern waren zunächst vornehmlich darauf bedacht, keine Fehler zu machen. Das gelang jedoch nur bis zu den beiden Toren vor der Pause.

Leverkusen suchte mit dem Selbstvertrauen von 22 Spielen ohne Niederlage auch selbst immer den Weg nach vorne. Stefan Kießling und Eren Derdiyok beschäftigten dabei die Bremer Innenverteidigung mit Naldo und Per Mertesacker immer wieder. In der 28. Minute gab Tranquillo Barnetta einen ersten Warnschuss ab, der nur knapp das Tor verfehlte.

In der zweiten Hälfte hatten die Gäste die Partie insgesamt gut unter Kontrolle und gingen verdient in Führung. Anschließend verstärkte sich Bremen mit der Hereinnahme von Hugo Almeida und wurde in der letzten Minute belohnt.