Interimscoach Cardoso stoppt Talfahrt des HSV

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Stuttgart - Interimstrainer Rodolfo Esteban Cardoso hat den Hamburger SV mit einer wirkungsvollen Kabinenansprache zum ersten Bundesliga-Sieg seit über einem halben Jahr geführt.

Der noch nie abgestiegene "Bundesliga-Dino", dessen Trainer Michael Oenning am Montag entlassen worden war, setzte sich am 7. Spieltag dank einer enormen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit mit 2:1 (0:1) bei seinem Lieblingsgegner VfB Stuttgart durch und hat gerade noch rechtzeitig die Einstellung mehrerer Negativrekorde verhindert. Die Hanseaten haben mit dem Sieg zumindest vorübergehend das Tabellenschlusslicht an Aufsteiger FC Augsburg abgegeben.

Lieblingsgegner zur rechten Zeit

Nach dem Rückstand durch den gebürtigen Hamburger Martin Harnik (18.) trafen Jeffrey Bruma (51.) und Robert Tesche (67.) für die Hamburger, die mit nur einem Punkt aus sechs Spielen den schlechtesten Saisonstart ihrer Historie hingelegt hatten. Insgesamt musste der HSV, der zuletzt am 19. März gewonnen hatte (6:2 gegen den 1. FC Köln), saisonübergreifend 13 Spiele auf seinen Sieg warten.

Zuletzt gab es vier Pleiten in Folge. 14 Spiele in Folge ohne Sieg und fünf Niederlagen am Stück sind die historischen Negativmarken der Norddeutschen, die gegen keinen aktuellen Bundesligisten so oft gewonnen haben wie gegen VfB (41 Mal).

"Einen ganz anderen HSV gesehen"

"Die Spieler sind Profis genug, sie kennen die Situation. Der Wille, das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen, war heute zu spüren. Die drei Punkte waren verdient. Ich glaube, das war die Wende, und ich werde auch im nächsten Spiel noch auf der Bank sitzen", meinte HSV-Coach Cardoso und Sportdirektor Frank Arnesen ergänzte: "Die letzten Spiele haben wir nach der Pause nie gut ausgesehen, und jetzt hat sich die Mannschaft in der Kabine gesagt: Jetzt müssen wir kämpfen und Druck machen. Und sie haben es getan. Nach dem 1:1 haben wir einen ganz anderen HSV gesehen."

Die Zuschauer in Stuttgart sahen bereits nach zwölf Sekunden die erste Chance der Schwaben durch Nationalstürmer Cacau. Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia, der im April 2010 beim HSV gehen musste, war insgesamt in der Anfangsphase tonangebend. Das Fehlen von Kapitän Matthieu Delpierre, Georg Niedermeier, Ermin Bicakcic, Tamas Hajnal, Johan Audel und Julian Schieber war dem VfB zu Beginn nicht anzumerken.

Harnik nutzt Patzer

Die Hamburger, bei denen Dennis Diekmeier, Michael Mancienne, Ivo Ilicevic und Gojko Kacar fehlten, konzentrierten sich zunächst auf die Defensivarbeit gegen die Stuttgarter, denen es in der Offensive zumeist die Kreativität fehlte. Folglich entwickelte sich eine zunächst langweilige Begegnung.

Das änderte sich erst nach knapp 20 Minuten durch einen Fehler des HSV-Torwarts Jaroslav Drobny, den der österreichische Nationalspieler Harnik in Abstaubermanier zu seinem vierten Saisontor nutzte. Kurz darauf traf Cacau nach einem Fehler des Hamburger Verteidigers Slobodan Rajkovic den Pfosten (22. ). Im Anschluss dominierte der VfB die Partie gegen verunsicherte Hamburger, die erst gegen Ende der ersten Halbzeit besser ins Spiel kamen.

Bruma bringt die Wende

Nach dem Seitenwechsel wurden die Hamburger immer stärker. Nach einer Ecke des Türken Gökhan Töre erzielte der Niederländer Bruma per Kopf seine erstes Bundesligator. Dabei sah VfB-Torwart Sven Ulreich unglücklich aus.

Kurz darauf vergaben Nationalspieler Dennis Aogo und Töre eine Doppelchance (54.). Vier Minuten später sorgte Kuzmanovic auf der Gegenseite mit einem Freistoß für Gefahr. Tesche brachte den HSV mit einem sehenswerten Treffer schließlich in Front.