19.04. 18:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 16:30
21.04. 13:30
21.04. 15:30
21.04. 17:30
Spanien ist am Ziel: Die "Furia Roja" hat als erstes Team der Geschichte den EM-Titel verteidigt
Spanien ist am Ziel: Die "Furia Roja" hat als erstes Team der Geschichte den EM-Titel verteidigt

Spanische Gala an einem historischen Abend

xwhatsappmailcopy-link

Kyiw - Sie tanzten und lachten, sie sangen "Campeones" und liefen die Ehrenrunde mit ihren Kindern auf dem Arm: Am Ende eines historischen Abends feierten die spanischen Fußballer, als hätten sie ihren ersten großen Titel gewonnen, dabei hatten sie gerade Geschichte geschrieben. In mehrfacher Hinsicht.

Farbtupfer eines Gesamtkunstwerkes

Die unersättliche "Rote Furie" gewann als erste Mannschaft der Geschichte ihren dritten großen Titel in Folge, und sie tat es mit dem höchsten Finalsieg der EM-Historie. Beim bezaubernden 4:0 (2:0) bot der Titelverteidiger und Weltmeister in Kyiw zum krönenden Abschluss seine beste Turnierleistung und ließ der "Squadra Azzurra" keine Chance.



"Es ist wunderbar, den Titel verteidigt zu haben. Wir hatten vorher schon Geschichte geschrieben - jetzt nochmal. Unglaublich, ich kann es kaum fassen", sagte Torschütze Jordi Alba. Das Kurzpass-Theater "Tiki-Taka", nach dem Halbfinale noch als einschläfernd kritisiert, begeisterte.

Die brillant herausgespielten Treffer von David Silva (14.), Jordi Alba (41.), Fernando Torres (84.) und Juan Mata (88.) waren vor 63.170 Zuschauern die Farbtupfer eines beeindruckenden Gesamtkunstwerkes. Allerdings musste Italien nach einer Verletzung von Thiago Motta (60.) in Unterzahl spielen, da Allenatore Cesare Prandelli schon drei Mal gewechselt hatte.

Tränen bei den Italienern



Der Allenatore behielt am Ende trotzdem seine Würde, redete die enttäuschende Vorstellung seiner Squadra aber auch schön: "Die Strategie war die richtige. Wir haben verstanden, dass wir Spanien nicht durchkommen lassen dürfen. Das ließ sich aber nicht immer verhindern. Wir haben trotzdem Fantastisches geleistet. Wir werden weiter wachsen und uns verbessern." Der zuvor so geniale Spielmacher Andrea Pirlo aber weinte.

Das Finale sei das Spiel um die "Kirsche auf dem Kuchen", hatte Spaniens Verteidiger Sergio Ramos behauptet; am Ende kam sogar noch die Schlagsahne oben drauf. Allen Zauber schien sich die Mannschaft von Trainer Vicente del Bosque, der als erster Trainer nach Helmut Schön (1972/1974) den WM- und EM-Titel gewann, für das Endspiel aufgehoben zu haben.

Spanier in Spiellaune



Gegen leichtfüßige Spanier, die als erster Europameister den Titel erfolgreich verteidigten und mit ihrem dritten EM-Triumph den Rekordsieger Deutschland einholten, war Italien überfordert. Nur in Ansätzen glichen die "Azzurri" jener Mannschaft, die im Halbfinale Deutschland besiegt hatte. Der bislang so geniale Andrea Pirlo blieb nahezu wirkungslos, Mario Balotelli, zweifacher Torschütze beim 2:1 gegen die DFB-Auswahl, hatte sein Pulver offensichtlich schon verschossen.

Im Gegensatz zu Deutschland im Halbfinale zeigten sich die Spanier vom Mitwirken Pirlos gänzlich unbeeindruckt - sie vertrauten auf ihre Stärken. Und sie machten gleich Druck, waren offensichtlich auf ein schnelles Tor aus. Die Italiener wiederum sahen sich zunächst außerstande, die Spanier früh zu stören, wie sie es beim 1:1 im Gruppenspiel drei Wochen zuvor geschickt und nervtötend getan hatten. Das sollte sich früh rächen.

Traumtor durch Silva



In der 14. Minute ging alles plötzlich ganz schnell, so schnell, dass einem der Atem stockte. Andres Iniesta beschleunigte das Spiel mit einem chirurgisch präzisen Steilpass durch die italienische Abwehr genau in den Lauf von Cesc Fabregas, der flankte von der Torauslinie hoch zurück in die Mitte. David Silva stürmte heran und wuchtete den Ball mit all seinen 170 Zentimetern Körpergröße ins Tor. Ein Spielzug wie ein Gemälde.

Es wurde nicht besser für die Italiener, die eigentlich der Angstgegner Spaniens waren. Seit 1920 hatte "La Squadra" nicht gegen den Rivalen verloren. Doch an diesem Sonntagabend lief alles gegen Italien. Giorgio Chiellini musste schon in der 21. Minute verletzt vom Feld, und die "Squadra Azzurra" stand weiter unter Druck. Spanien zog sich nach dem Führungstreffer nicht zurück, der Titelverteidiger wirkte darüber hinaus spritziger und laufstärker.

Italien in Unterzahl



Bei Spanien funktionierte das "magische Dreieck" Xavi, Iniesta, Fabregas hervorragend. Bei den Italienern waren gute Ansätze nur dann zu sehen, wenn sich Pirlo ins Spiel einschalten durfte. Gefährlich vor dem Tor von Iker Casillas wurde es meist nur dann, wenn der Torhüter Flanken hätte abfangen sollen. Da zeigte der spanische Mannschaftskapitän Schwächen - er war dafür aber bei Ignazio Abates strammem Schuss auf dem Posten (33.).

Nichts zu sehen war dagegen von dem Mann, der Deutschland aus dem Turnier geschossen hatte. Balotelli litt wie Antonio Cassano unter einem Mangel an Zuspielen und verwertbaren Pässen. Chancen für die Italiener ergaben sich nur selten, und wenn, dann scheiterten die "Azzurri" zum bestmöglichen Zeitpunkt wie der eingewechselte Antonio Di Natale: Er schoss in der 51. Minute freistehend auf Casillas, Balotelli schoss neben das Tor (58.). Spätestens mit Mottas Verletzung begannen die spanischen Fans, den Triumph zu genießen.