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Die Finalteilnehmer trafen bereits in der Vorrunde aufeinander und trennten sich 1:1
Die Finalteilnehmer trafen bereits in der Vorrunde aufeinander und trennten sich 1:1

Spanien will die Kirsche - Italien angriffslustig

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Kyiw - Es ist das Duell der vergangenen beiden Weltmeister, das Aufeinandertreffen zwei der besten Spieler des Turniers, die Neuauflage des ersten Gruppenspiels: Auch wenn es den deutschen Fußball-Fans in der Seele weh tun mag, das Endspiel zwischen Spanien und Italien (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) ein würdiges Finale der EM 2012.

"Deutschland war erst der Anfang" - "Es wird verdammt schwer"

Dabei können die Spanier zum ersten "Europawelteuropameister" werden, zum ersten Team, das drei große Turniere in Folge gewinnt - und ganz nebenbei durch den dritten EM-Titel zu Rekord-Champion Deutschland aufschließen. "Wir wollen weiter Geschichte schreiben", sagt Offensivspieler Cesc Fabregas. Mitspieler Sergio Ramos ergänzt: "Selbst wenn wir verlieren würden, hätten wir Geschichte geschrieben. Aber ein Sieg wäre die Kirsche auf der Torte."



Dass die Kirsche nicht so einfach zu haben ist, haben die Spanier bereits in der Vorrunde feststellen müssen. Die Italiener brachten den Europa- und Weltmeister beim 1:1 in der Vorrunde in arge Nöte, ehe sie Deutschland im Halbfinale die Grenzen aufzeigten. Trainer Cesare Prandelli, der nach dem Halbfinale bereits zum dritten Mal während des Turniers ins Kloster pilgerte, hat die Squadra Azzurra in der hektischen Zeit des Manipulationsskandals beeindruckend geleitet. Er fühlt sich aber auch ausgebrannt und sorgte mit Andeutungen über einen möglichen Rücktritt am Freitag für helle Aufregung. "Rettet den Soldaten Prandelli", schrieb "Tuttosport". Italiens erster EM-Titel seit 44 Jahren wäre aber das ideale Abschiedsgeschenk.

Zusätzliche Motivation gab ein Brief von Staatspräsident Giorgio Napolitano hat der Nationalmannschaft mit einem persönlichen Brief noch einmal zusätzliche Motivation gegeben. "Er hat fantastische Worte gefunden, ich kann es nicht erwarten, ihn den Spielern vorzulesen", sagte Nationaltrainer Cesare Prandelli. "Wir haben keine Angst vor den Spaniern. Deutschland war erst der Anfang", ergänzte der Coach, betonte aber auch: "Spanien ist die beste Mannschaft der Welt. Das haben sie in den letzten Jahren gezeigt. Sie ziehen ihre Philosophie durch. Und ich habe immer gesagt: Sie sind die Mannschaft, die es zu schlagen gilt."

Nach Meinung von Kapitän Gianluigi Buffon hat Spanien "vielleicht etwas bessere Chancen im Endspiel", weil die Squadra Azzurra "eher die Überraschungsmannschaft" in diesem Turnier gewesen war: "Und ich hoffe, dass wir das auch am Sonntag sein können."

Die Spanier haben großen Respekt. "Das Gruppenspiel gegen sie war sehr hart", sagt Fabregas: "Auch diesmal wird es verdammt schwer, aber der Sieger wird auch ein verdienter Champion sein." Ramos gibt gar zu: "Wir sind durchaus ein bisschen beunruhigt." Und Trainer Vicente del Bosque macht sich ein wenig Sorgen, "weil meine Spieler müde sind".

Welttorhüter und begnadete Regisseure



Entschieden werden könnte das erste Endspiel der beiden Länder, aus denen fünf der letzten sieben Champions-League-Sieger kamen, von Einzelkönnern. Von den Torhütern Iker Casillas und Buffon, die sich zusammen bei acht der vergangenen neun Wahlen zum Welttorhüter durchsetzten.

Oder von Andres Iniesta und Andrea Pirlo. "Pirlo ist der Busen, an dem sich ganz Italien nährt", sagt del Bosque ehrfürchtig. Die Gazzetta dello Sport nannte den 33 Jahre alten Taktgeber im Spiel der Squadra Azzurra einen "Begnadeten, er ist wie Mozart. Es fehlt nur noch, dass er Wasser in Wein verwandelt." Iniesta ist in den Augen von Fabregas derjenige, "der Verantwortung übernimmt und uns etwas Besonderes gibt". Auch ist der kleine Mittelfeldspieler vom FC Barcelona der Mann für die besonderen Momente: 2010 schoss er vier Minuten vor Ende der Verlängerung das einzige Tor im Finale gegen die Niederlande und machte "La Roja" zum ersten Mal zum Weltmeister.

"Balotelli ist brandgefährlich"



Das Faustpfand für den nächsten Titel könnte die Defensive sein. Seit 900 Minuten sind die Spanier in insgesamt neun K.o.-Spielen (inklusive Verlängerung) ohne Gegentor. Eine harte Nuss für die beiden extravaganten, aber auch außergewöhnlichen italienischen Stürmer Antonio Cassano und Mario Balotelli. "Balotelli ist brandgefährlich", erklärt del Bosque mahnend, nachdem der 21-Jährige Deutschland mit seinen beiden Treffern aus dem Turnier geschossen hatte.

Mit einem vierten Turniertor oder zwei Vorlagen könnte Balotelli dem mit drei Treffern und einem Assist führenden Mario Gomez auch noch den Goldenen Schuh des Torschützenkönigs entreißen. Je zwei Mal waren bisher die Spanier Fabregas, Xabi Alonso und Fernando Torres erfolgreich.

Und sollte letztendlich ein Elfmeterschießen über den Titel entscheiden, können beide mit Selbsvertrauen reingehen, denn beide haben den Nervenkrieg im Turnierverlauf schon einmal gewonnen. Doch Ramos, der gegen Portugal wie auch Pirlo gegen England mit einem "Panenka" für Aufsehen sorgte, will sich diese Lotterie lieber ersparen: "Ich muss das nicht nochmal haben."

Voraussichtliche Aufstellungen:

Spanien: Casillas - Arbeloa, Pique, Sergio Ramos, Alba - Busquets - Xavi, Xabi Alonso - Silva, Fabregas, Iniesta

Italien: Buffon - Balzaretti, Barzagli, Bonucci, Chiellini - Pirlo - Marchisio, Montolivo, De Rossi - Balotelli, Cassano

Schiedsrichter: Proenca (Portugal)

Die Top-Fakten zum Spiel:

    Spanien erreichte das dritte große Finale in Folge (EM 2008, WM 2010, EM 2012) - das hat in Europa letztmals Deutschland in den 70er-Jahren geschafft (EM 1972, WM 1974, EM 1976).

    In der Geschichte von Europameisterschaften hat es noch nie eine Mannschaft geschafft, den Titel zu verteidigen - gelingt dies nun Spanien?

    In der EM-Geschichte gab es noch kein Endspiel, in dem in der regulären Spielzeit keine Tore gefallen sind.

    Während bei Spanien neun Spieler schon in einem EM- und elf in einem WM-Finale zum Einsatz kamen, hat kein Italiener ein EM-Finale bestritten. Buffon, Pirlo und De Rossi waren aber im WM-Finale 2006 dabei.

    Spanien ist seit elf EM-Spielen ungeschlagen - nie zuvor hat eine Mannschaft bei Europameisterschaften so viele Partien in Serie ungeschlagen überstanden. Die letzte Niederlage bei einer EM mussten die Iberer am 20. Juni 2004 gegen Portugal hinnehmen (0:1).

    Auch Italien weist eine stolze Serie auf: Seit 15 Pflichtspielen ist die Squadra Azzurra ungeschlagen (zehn Siege, fünf Remis) - die letzte Niederlage in einem Pflichtspiel gab es bei der WM 2010 im letzten Vorrundenspiel gegen die Slowakei (2:3).

    Mit Mario Balotelli und David Silva treffen zwei Teamkollegen aufeinander - die beiden Offenspieler wurden mit Manchester City "Last-Minute-Meister".

    Spanien kassierte in diesem Turnier nur ein Gegentor, im Auftaktspiel gegen den jetzigen Gegner Italien durch Antonio di Natale.

    Seitdem ist Iker Casillas seit 420 Minuten unbezwungen. Fünf Zu-Null-Partien in Serie gelangen noch keiner Nation bei einer Europameisterschaft.