So sehr sich Franck Ribery (r.) auch mühte: Für ihn und seine Franzosen gab es im Viertelfinale gegen Spanien nichts zu holen
So sehr sich Franck Ribery (r.) auch mühte: Für ihn und seine Franzosen gab es im Viertelfinale gegen Spanien nichts zu holen

Spanien kaum gefordert - Hoffnung auf Ronaldo

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Donezk - Titelverteidiger und Weltmeister Spanien demonstrierte eindrucksvoll seine Fußball-Philosophie. Bei 2:0 Sieg im Viertelfinale über Frankreich stand besonders der zweifache Torschütze Xabi Alonso im Fokus.

Iberische Halbfinale perfekt

Unbeirrt, unbedrängt und anscheinend unbesiegbar steuert Spanien bei der EM 2012 einem historischen Triple entgegen. Die Dominanz und spielerische Leichtigkeit des Titelverteidigers und Weltmeisters entmutigt die Gegner und langweilt die Fans, die nun ihre Hoffnungen in Cristiano Ronaldo und Portugal setzen. Denn gegen die schwachen wie hilflosen Franzosen reichte den spanischen Passkünstlern beim 2:0 (1:0) im Viertelfinale eine durchschnittliche Leistung - dank des überragenden Doppeltorschützen Xabi Alonso in dessen 100. Länderspiel.



Das iberische Halbfinale am Mittwochabend (20.45 Uhr) ebenfalls in Donezk ist perfekt: Spanien gegen Portugal, Spanien gegen den Spanien-Legionär Ronaldo. "Wir kennen die Portugiesen genau, und sie uns auch. Das wird eine interessante Partie", sagte Trainer Vicente del Bosque.

Gesucht wird eine Mannschaft, die dem in Vollendung vorgetragenen spanischen Rasenschach trotzen kann. Viele Beobachter sehen in der Neuauflage des Traumfinals von 2008 gegen Deutschland die einzige Möglichkeit, bereits in Polen und der Ukraine ein Ende der Vorherrschaft der Seleccion zu erleben. Ansonten geschieht Einmaliges: EM-Titel, WM-Titel, EM-Titel - das hat es noch nie gegeben.

"Es war ein schweres Spiel und viel Arbeit", betonte Trainerfuchs del Bosque. Nur glauben konnte es so recht niemand. Denn Ballbesitz, Ballkontrolle, exzellente Technik und Taktik der Spanier hinterließen den Eindruck, als sei seine Mannschaft gegen Frankreich noch lange nicht am Limit angelangt.

Ökonomische Spanier



Ex-Nationalspieler Mehmet Scholl brachte es als ARD-Experte der Begegnung auf den Punkt: "Das ist wie mit einem Pferd: Es springt immer nur so hoch, wie es muss." Die bisherigen Hürden hat die "Furia Roja" ohne Mühe genommen. Das 1:1 gegen Italien zum Auftakt war nur ein kleiner Fleck auf der Weste, denn Spanien absolvierte 11 seiner letzten 14 Spiele bei einer EM oder WM ohne Gegentor.

"Unser Ziel ist es, das Spiel zu kontrollieren. Das haben wir geschafft. Allerdings hatten wir heute nicht so viele Torchancen", sagte Torschütze Xabi Alonso (19. und 90.+1, Foulelfmeter). Das lag sicherlich auch an der Aufstellung, in der del Bosque sein Gegenüber Laurent Blanc mit sechs Mittelfeldspielern überrascht und auf einen nominellen Mittelstürmer verzichtet hatte. Fernando Torres saß zunächst auf der Bank und wurde erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt.

Die spanischen Fans feierten ihre Idole auf den Plätzen in Madrid und Barcelona bis in die frühen Morgenstunden. Die Zeitungen am Sonntag würdigten den Auftritt ihres Nationalteams mit euphorischen Schlagzeilen. "Die Mannschaft spielte großartigen Fußball und ließ Frankreich nicht einmal am Ball riechen", schrieb "El Mundo Deportivo".

"Wer hat keine Angst vor Spanien?"



"Alonso beendet den Monolog. Wer hat keine Angst vor Spanien, das mit einer Ruhe spielt, die seine verzweifelten Gegner in eine schlechte Kopie von sich selbst verwandelt?", kommentierte die Zeitung "El Mundo".

Am Tag nach dem Triumph über die "Equipe Tricolore" richteten sich die Blicke bereits auf das Halbfinale gegen den Nachbarn Portugal. Besonders dem Duell mit Ronaldo sehen die Teamkollegen von Real Madrid mit Freude entgegen. "Doch Portugal ist nicht nur Ronaldo. Sie haben in einigen Spielen gezeigt, wozu sie fähig sind", warnte Reals Keeper Casillas.

Am Sonntag reiste der Titelverteidiger wieder zurück in sein Basis-Quartier ins kältere Polen. Del Bosque hat wegen der Umstellung auf die 30 Grad in Donezk keine Bedenken. "Wir werden am Dienstag wiederkommen und wollen dann ins Endspiel einziehen", sagte der 61-Jährige.

Sorgen bereitet ihm nur die Tatsache, dass die Portugiesen nach ihrem 1:0 am vergangenen Donnerstag gegen Tschenien zwei Tage mehr Zeit zur Regeneration haben. "Denn am Ende waren wir doch sehr müde", ergänzte del Bosque. Wer den "Spaziergang" seiner Mannschaft gegen Frankreich gesehen hat, mag es kaum glauben.