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Levan Kobiashvili konnte Hertha gegen Schalke nicht helfen, der Kapitän saß eine Sperre ab
Levan Kobiashvili konnte Hertha gegen Schalke nicht helfen, der Kapitän saß eine Sperre ab

"Sonst sind wir selbst schuld"

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Gelsenkirchen - Der Kapitän saß draußen und litt. Hilflos musste Levan Kobiashvili mit ansehen, wie seine Berliner Hertha beim FC Schalke 04 gleich mit 0:4 unter die Räder kam. Nach dem Spiel aber machte er seiner Mannschaft Mut: "Wir haben noch eine letzte Chance!"

Ein Schritt nur noch bis zum Abstieg - da hatte es den Berlinern nach der 0:4-Niederlage auf Schalke komplett die Sprache verschlagen. Der Reihe nach flüchteten die Spieler wortlos in den Mannschaftsbus. Einzig der Kapitän, der 90 Minuten lang letztmals seine Rotsperre hatte absitzen müssen, bezog Stellung.

Levan Kobiashvili stellte sich bundesliga.de zu einem exklusiven Interview über Schuld und Chancen, Fair-Play und Fußballgötter und die letzte Chance für Hertha BSC.

bundesliga.de: Levan Kobiashvili, wie schwer war es, die deftige Niederlage nur von außen ansehen zu können?

Levan Kobiashvili: Das ist immer ganz schwer - vor allem dann, wenn es für deine Mannschaft nicht gut läuft. Du sitzt draußen, könntest der Mannschaft vielleicht helfen, darfst es aber nicht. Das ist richtig bitter, aber so ist es leider manchmal im Fußball.

bundesliga.de: Und dann noch ausgerechnet auf Schalke, wo Sie so lange gespielt haben.

Kobiashvili: Ich habe sechseinhalb Jahre auf Schalke gespielt, und es war eine sehr schöne Zeit für mich. Ich bin immer gerne hier, aber nicht mit so einem Spiel und so einem Ergebnis. So macht es keinen Spaß. Das war alles andere als ein gutes Spiel von uns. Schalke war über 90 Minuten viel stärker und viel motivierter.

bundesliga.de: Macht Ihnen auch irgendetwas Mut nach diesem Spiel?

Kobiashvili:(lächelt)Das ist eine gute Frage...! Aber wenn es danach geht, dann hätten wir nach unserer Leistung gegen Kaiserslautern überhaupt nicht erst nach Schalke fahren dürfen. Aber es gibt eben immer auch eine andere Seite im Fußball. Der eine oder andere wichtige Spieler wird im letzten Spiel wieder dabei sein. Die Mannschaft wird personell wahrscheinlich anders aussehen, und ich hoffe, sie wird auch anders auftreten und eine andere Stärke zeigen. Du hast in jedem Spiel wieder eine Chance, es besser zu machen. Nur musst du sie dann auch mal nutzen!

bundesliga.de: Tatsächlich kann sich Hertha BSC trotz der erneuten Niederlage noch auf den Relegationsplatz retten, weil Konkurrent Köln auch verloren hat.

Kobiashvili: Es gibt wohl doch einen Fußballgott. Und eine letzte Chance hat er uns noch gegeben. Da muss ich auch ganz klar meinen großen Respekt ausdrücken für den SC Freiburg, der zwar schon den Klassenerhalt geschafft hatte, aber das Spiel gegen Köln trotzdem ernst genommen und gewonnen hat. Das ist echtes Fair-Play. Ich hoffe jetzt, dass es Bayern München am letzten Spieltag genauso macht und auch gegen Köln gewinnt. Allerdings hilft das alles nicht, wenn wir nicht auch mal gewinnen. Wir hoffen immer, dass die Kölner nicht punkten und dann schaffen wir es selbst nicht, ein Spiel für uns zu entscheiden.

bundesliga.de: Aber jetzt ist es wirklich die letzte Chance für Hertha - und es zählt nur ein Sieg.

Kobiashvili: Wenn du nach dieser Rückrunde und all den Problemen, die wir hatten, am letzten Spieltag immer noch eine Chance hast, nicht abzusteigen, dann musst du das nutzen. Sonst sind wir selbst schuld. Wir haben uns in diese Situation gebracht und haben immer noch die Chance, da auch wieder herauszukommen - ein letztes Mal.

bundesliga.de: Ist es besonders pikant, dass Hertha ausgerechnet auf Hoffenheim mit Ex-Trainer Markus Babbel trifft?

Kobiashvili:(lächelt)Ja, ausgerechnet Hoffenheim und Babbel...! Das ist auch wieder irgendwie Schicksal. Das Spiel wird nicht leicht, da müssen wir uns nichts vormachen. Wir kennen ja auch unsere Heimspielbilanz und die ist alles andere als gut.

bundesliga.de: Was für eine Stimmung erwarten Sie zum Saisonfinale im Olympiastadion? Glauben Sie an die 100-prozentige Unterstützung der Fans?

Kobiashvili: Ich bin jetzt zweieinhalb Jahre in Berlin und ich weiß, was die Fans alles mitmachen. Man muss die Fans auch verstehen. Sie sorgen sich um den Verein. Wenn ich ein schlechtes Spiel mache und verliere, dann darf ich nicht erwarten, dass die Fans mir auf den Rücken klopfen und mich loben. Mit dieser Situation und diesem Druck musst du als Spieler umgehen. So ist das Leben.

bundesliga.de: Ist jeder Spieler diesem Druck gewachsen?

Kobiashvili: Da ist jeder Einzelne gefragt. Ich kann auch nicht genau wissen, was bei den anderen 20 Spielern jetzt genau im Kopf vorgeht. Aber jeder muss verstehen, um was es hier geht und was für diesen Verein auf dem Spiel steht.

bundesliga.de: Was kann man in den nächsten Tagen noch tun, um die Köpfe wieder frei zu bekommen?

Kobiashvili: Wir müssen uns wieder aufrichten, so gut es geht. Es wird nicht leicht, dieses Spiel abzuhaken. Man kann schlecht spielen, man kann auch verlieren, aber nach einem oder zwei Gegentoren gehen die Köpfe bei den meisten Spielern runter und wir kassieren noch ein drittes und ein viertes Tor. Aber wenn die Köpfe immer unten sind und du nur an das letzte verlorene Spiel denkst, kannst du es auch nicht besser machen. Wir haben jetzt noch eine letzte Chance, die müssen wir nutzen. Und das müssen wir uns alle klar machen.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte