Der Ex-Leverkusener Andrey Voronin (l.) traf bereits zehn Mal für Berlin
Der Ex-Leverkusener Andrey Voronin (l.) traf bereits zehn Mal für Berlin

Sonne über der Hauptstadt

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Nieselregen und Temperaturen um fünf Grad - so präsentierte sich das Wetter in Berlin in den letzten Tagen. Aber trotzdem sind in der Hauptstadt vor der Partie gegen Bayer Leverkusen (ab 15 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) die Frühlingsgefühle ausgebrochen.

Als erster Spitzenreiter in dieser Saison steht Hertha BSC nun schon seit drei Spieltagen auf dem Platz an der Sonne.

Mehrere Club-Rekorde

Die Elf von Lucien Favre zeigt Stärke, denn erstmals in dieser Saison hat ein Tabellenführer aktuell vier Punkte Vorsprung auf den zweiten Platz. Ganz nebenbei führt diese Ausgangsposition zu einem Eintrag in die Geschichtsbücher des Clubs.

Nie zuvor in der Bundesliga-Geschichte führte die Hertha mit vier Punkten Vorsprung die Tabelle an. Die Berliner gewannen die letzten neun Heimspiele in Folge, eine so lange Siegesserie vor eigenem Publikum gab es zuletzt in der Saison 74/75, als man in 15 aufeinander folgenden Heimspielen keinen einzigen Punkt abgab.

Vorbereiter und Vollstrecker

Die Mannschaft hat sich fast heimlich an die Tabellenspitze geschlichen, kann aber gut damit umgehen, dass man jetzt aus dem Schatten der üblichen Top-Teams getreten ist. "Hertha hat eine Qualität, sowohl auf der Trainerbank wie auch in der Mannschaft", lobte zuletzt Günter Netzer den Tabellenführer.

Mit lediglich 27 Gegentoren hat man mit Dortmund die wenigsten hinnehmen müssen. In der Offensive sorgen momentan Andrey Voronin und Patrick Ebert für stürmische Zeiten. Kein anderer Spieler traf in der Rückrunde öfter ins Netz als der Ex-Leverkusener Voronin. Sieben Mal netzte der Ukrainer bisher schon ein. Das Hinspiel in Leverkusen gewann Hertha durch einen Voronin-Treffer mit 1:0.

Tatkräftig unterstützt wird er dabei aus dem Mittelfeld von Patrick Ebert. Der Mittelfeldrenner ist der beste Vorbereiter der Rückrunde - vier Tore fielen nach seinen Vorlagen. Insgesamt legte er schon sieben Treffer auf.

An die Höhenluft gewöhnen

Damit sich die Herthaner an den Platz an der Sonne gewöhnen, spielt man nicht täglich den Klassiker von Udo Jürgens in der Kabine, sondern hat sich als einziger Club in der Bundesliga eine Höhenkammer zugelegt. Dort werden Luftverhältnisse wie auf der Zugspitze (2962 Meter) simuliert. Durch das Training in der dünnen Luft wird die Anzahl der roten Blutkörperchen erhöht und so die Kondition verbessert.

"Vier Punkte Vorsprung können bei der Drei-Punkte-Regelung sehr schnell dahin schmelzen und elf Spiele sind noch eine lange Strecke. Wir sind noch nicht soweit sagen zu können: Wir werden Deutscher Meister", macht Kapitän Arne Friedrich deutlich, dass man in Berlin nicht abheben will.

Berlin-Serie fortsetzen

In Leverkusen müsste momentan eine Schlecht-Wetter-Front am Himmel stehen. Bayer ist seit drei Spielen ohne Sieg und auf den siebten Tabellenplatz abgerutscht. In den letzten zehn Partien gab es nur zwei Siege, die "Werkself" kommt einfach nicht in Fahrt. Vorne will der Ball nicht mehr reingehen, 31 Mal schoss Bayer gegen Bochum im letzten Spiel aufs Tor, aber nur Helmes traf per Elfer, und auch hinten läuft es nicht. Leverkusen wartet seit 12 Spieltagen auf ein Zu-Null-Spiel, aktuell am längsten von allen Vereinen.

Aber eine Reise nach Berlin lohnt sich für Bayer eigentlich immer. Die letzten drei Gastspiele bei den Berlinern gewann man und schoss dabei jeweils mindestens drei Tore. "Diese Serie wollen wir fortsetzen. Wir brauchen diese drei Punkte dringend für unser Ziel. Das ist trotz allem weiter ein Europapokal-Platz", sagt Tranquillo Barnetta. Auch Sportdirektor Rudi Völler glaubt an einen Sieg: "Wir sind gut genug, um in Berlin zu punkten. Die Mannschaft hat die nötige Qualität. Wir halten daran fest, dass wir unter die ersten Fünf wollen."

Nach dem Ausfall von Arturo Vidal (Gehirnerschütterung und Schädigung der Augenwand) könnte Toni Kroos in die Bayer-Startelf rücken. Als Alternative für den Chilenen steht außerdem Pirmin Schwegler zur Verfügung. Thomas Zdebel konnte aufgrund seiner Innenbandprobleme noch kein Training absolvieren und fällt genauso aus wie Manuel Friedrich (Außenmeniskusschaden).

Kiraly: "Kleine Serie starten"

Einer der sich in Berlin bestens auskennt ist Ersatzkeeper Gabor Kiraly. Sieben Jahre stand er bei Hertha im Kasten und war der unumstrittene Liebling der Fans. "Unsere letzten Siege haben wir gegen die Bayern und in Hoffenheim geholt, wir sind immer für eine Überraschung gut, auch gegen den Tabellenführer", so der Ungar.

Mit einem Sieg kann Bayer wieder auf den richtigen Weg Richtung internationales Geschäft finden. "Um unsere Zielsetzungen noch realisieren zu können, müssen wir jetzt auf jeden Fall eine kleine Serie starten, nochmal Schwung für die heiße Saisonphase aufnehmen. Qualität und Willen sind auf jeden Fall da", so Kiraly. Rudi Völler ist ebenfalls überzeugt: "Wir haben noch zehn Spiele. Wir werden es schaffen."

Egal wer am Samstag um 17:15 Uhr den Platz als Sieger verlässt, die Sonne wird auf jeden Fall über Berlin scheinen - sonnig und elf Grad lautet die Vorhersage.