Leverkusens Heung Min Son jubelt elegant, Timothy Chandler (h.) ist entsetzt: Son trifft gegen den FCN doppelt und entscheidet die Partie fast im Alleingang
Leverkusens Heung Min Son jubelt elegant, Timothy Chandler (h.) ist entsetzt: Son trifft gegen den FCN doppelt und entscheidet die Partie fast im Alleingang

Son: "Das zeigt mentale Stärke"

xwhatsappmailcopy-link

Leverkusen - Bayer Leverkusen hat nur drei Tage nach der deutlichen Heimniederlage gegen Manchester United in der Champions League im Bundesliga-Alltag wieder ganz anders aufgetrumpft. Gegen den harmlosen Abstiegskandidaten 1. FC Nürnberg gelang der Werkself beim glatten in der BayArena die Wiedergutmachung.

Bayer-Stürmer Heung Min Son war dabei als zweifacher Torschütze der Matchwinner. Wie schon vor drei Wochen beim 5:3 gegen den Hamburger SV, als er drei Mal traf, war der Südkoreaner auch gegen die Franken Leverkusens herausragender Spieler. Im Interview schickte der 21-Jährige dem wegen einer Nierenkolik im Krankenhaus liegenden Leverkusener Sportdirektor Rudi Völler ebenso Genesungswünsche wie er seine Tante mit einem geheimen Zeichen überraschte.

Frage: Herr Son, Sie haben in den letzten beiden Bundesliga-Heimspielen fünf Tore erzielt. Es läuft offensichtlich gut bei Ihnen oder?

Heung Min Son: Ja, das ist sehr schön, in zwei Spielen fünf Tore zu machen. Ich freue mich, weil die Mannschaft gewonnen hat.

Frage: Wie nah sind Sie jetzt inzwischen an der Bestform dran, die Sie in der letzten Saison noch im Trikot des Hamburger SV hatten?

Son: Ich brauche noch etwas Zeit, um in der Mannschaft perfekt zu spielen. Aber die letzten beiden Heimspiele waren schon sehr, sehr gut.

Frage: Wie wichtig war diese Reaktion nach dem 0:5 gegen Manchester United unter der Woche?

Son: Es war sehr wichtig, weil wir am Mittwoch diese heftige Niederlage erlitten haben. Aber das war nur ein Spiel in dieser Saison. Wir haben uns danach gesagt, dass wir das Spiel abhaken müssen. Wir wollten ans Wochenende denken und dann zeigen, was wir können. Das hat heute gut funktioniert. Deswegen haben wir die drei Punkte auch verdient.

Frage: Wie schwer war es heute, nach dem Spiel am Mittwoch in die Partie zu finden?

Son: Es hat lange gedauert. Wir waren auch anfangs ein bisschen nervös, keine Frage. Und das Selbstvertrauen war auch nicht so vorhanden wie vorher. Aber dann haben wir in der ersten Halbzeit das wichtige Tor zur 1:0-Führung gemacht. Nach der Pause haben wir wieder auf unserem Niveau gespielt. Deswegen bin ich gerade sehr glücklich.

Frage: Hat die Mannschaft auf diese Weise nun ein paar Genesungswünsche an Rudi Völler ins Krankenhaus geschickt?

Son: Ja, natürlich. Für Rudi ist es sicher sehr schön, dass wir gewonnen haben.

Frage: Nach Ihrem Tor haben Sie mit den Fingern so ein Herz geformt. Wem galt der Gruß?

Son: Meiner Mutter und meiner Tante Kil Song Mi, die zum ersten Mal bei einem Bundesliga-Heimspiel dabei war. Sie hat zum ersten Mal ein Spiel von mir gesehen. Deswegen wollte ich sie überraschen und ihr ein Geschenk machen.

Frage: Bayer 04 hat in dieser Saison nur vier von 21 Pflichtspielen verloren. Die Mannschaft hat dann nach einer Niederlage immer sofort eine Reaktion gezeigt und das nächste Spiel gewonnen. Diesmal auch. Werten Sie das als Zeichen von mentaler Stärke?

Son: Ja, das kann man schon sagen, weil wir auch eine gute Truppe sind. Wir wissen, wie wir mit einer Niederlage umzugehen haben. Das ist sehr wichtig. Die Saison ist noch lang. Man kann immer mal ein Spiel verlieren, aber wir wissen, was wir können und versuchen dann im nächsten Spiel unsere Leistung abzurufen.

Frage: Jetzt steht am Mittwoch der DFB-Pokal auf dem Programm. Was hat sich die Mannschaft für das Spiel in Freiburg vorgenommen?

Son: Für uns ist jedes Spiel wichtig. Der Pokal natürlich auch. Im Pokal ist jedes Spiel wie ein Endspiel. Wir müssen dann wieder zeigen, was wir können. Der Pokal ist ein schwerer Wettbewerb, Freiburg ist ein Bundesligist und eine Mannschaft, die einen sehr guten Fußball spielt. Wir müssen unsere Leistung bringen, dann wird das schon.

Frage: Sie haben für Leverkusen bislang noch kein Auswärtstor erzielt. In Freiburg haben Sie nun die nächste Gelegenheit.

Son: Natürlich wäre das nicht schlecht. Ich versuche auch auswärts immer, ein Tor zu machen. Das hat leider noch nicht geklappt. Aber für mich macht es keinen Unterschied, ob ich daheim oder auswärts treffe. Jedes Tor ist schön.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski