Vier Schüsse gab Raffael (l.) am Freitag Abend auf das Tor von Sven Ulreich ab. Der letzte zappelte dann schließlich im Netz
Vier Schüsse gab Raffael (l.) am Freitag Abend auf das Tor von Sven Ulreich ab. Der letzte zappelte dann schließlich im Netz

"So kann's weitergehen"

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Berlin - Es war die 86. Minute in der Partie Hertha BSC gegen den VfB Stuttgart, als auf den Rängen des Olympiastadions nach einem Kopfball von Raffael ein Orkan aufbrandete.

Als alle sich vier Minuten plus Nachspielzeit vor dem Abpfiff von Schiedsrichter Jochen Drees bereits mit einem Remis und damit mit dem Ausbau der Negativserie abgefunden hatten, fand der Ball vom Kopf des Brasilianers zum 1:0-Endstand ins Gehäuse des VfB.

Zwei Jahre Durststrecke

"Ich freue mich ganz besonders für die Fans", so ein glücklicher Peter Niemeyer. Die Anhänger hatten über zwei Jahre auf einen Heimsieg ihrer Hertha in der Bundesliga warten müssen. Am 8. August 2009 waren die Berliner mit einem 1:0 über Hannover 96 in die Saison gestartet.

Schlechter als der kleine Nachbar Tasmania

Danach gab es - unterbrochen von einem Jahr in Liga zwei - 17 Spiele im Oberhaus vor heimischen Publikum ohne Sieg. Gerade mal sechs Punkte konnten die "Blau-Weißen" in dieser Zeit einsammeln. Damit hatte die große Hertha bereits in der Saison 2009/10 in der Statistik einen Club übertroffen, der als Synonym für viele Negativ-Rekorde in der Bundesliga steht.

Die kleine Nachbar Tasmania Berlin schaffte es in seiner einzigen Bundesliga-Saison 1995/96 15 Spiele in Folge nicht, seinen Anhängern ein Erfolgserlebnis im eigenen Stadion zu bescheren.

"Endlich den Bann gebrochen"

"Endlich haben wir den Bann gebrochen", wirkte Christian Lell erleichtert. Sein Trainer Markus Babbel sprach von einem glücklichen, "aber auf Grund der zweiten Halbzeit nicht unverdienten" Sieg.

"Die Mannschaft ist im Rahmen ihrer Möglichkeiten an die Grenze gegangen", spricht Babbel ein Manko des Aufsteigers an. Zu ihren Möglichkeiten gehört es eben nicht, das Spiel machen zu können
.
"Die Mannschaft gibt nie auf"

"Das ist uns bewusst", gibt Thomas Kraft zu. Für den Torwart ist es "die Qualität der Mannschaft, dass wir hinten gut stehen und bis zum Schluss versuchen zu kontern. Die Mannschaft gibt nie auf".

Die Kraft dafür haben die Herthaner. "Wir sind fit und glauben bis zum Schluss an unsere Chance", beschreibt Raffael das große Plus der Mannschaft. "Hier läuft einer für den anderen. Es ist egal, wer die Tore schießt, Hauptsache wir schießen Tore", so der 26-Jährige.

Akku wieder aufladen

Auch wenn die Hertha mit zwei Unentschieden auf des Gegners Platz und einem Sieg aus den letzten drei Spielen gerade einen Lauf hat, unglücklich ist Kraft über die Länderspielpause nicht.

"Wir müssen in jedem Spiel 120 Prozent geben. Da ist es ganz gut, dass wir den Akku mal wieder aufladen können", so der Ex-Bayern-Keeper auf Nachfrage von bundesliga.de.

"Haben den richtigen Weg eingeschlagen"

Mit dem aufgeladenen Akku geht es dann am 10. September zum amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund. Auch da werden die Berliner wieder auf ihre "starke Abwehr", wie VfB-Trainer Bruno Labbadia lobte, bauen und versuchen, mit Kontern ihre Nadelstiche zu setzen. "Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen", ist Mittelfeldspieler Niemeyer sicher, "So kann's weitergehen."

Aus Berlin berichtet Jürgen Blöhs