Hannover 96 um Manuel Schnmiedebach (l.) taten sich gegen den FC Augsburg richtig schwer
Hannover 96 um Manuel Schnmiedebach (l.) taten sich gegen den FC Augsburg richtig schwer

Slomka dreht an der Systemschraube

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Augsburg - 45 Minuten lang kaum Strafraumszenen, dazu keine einzige nennenswerte Torgelegenheit: Im ersten Durchgang hatte die Partie zwischen dem FC Augsburg und Hannover 96 einen hohen Gähn-Faktor. Für Gäste-Coach Mirko Slomka der Anlass, zur Pause an der Systemschraube zu drehen.

Altin Lala ersetzte Konstantin Rausch, und mit dieser personellen Änderung ging eine Neuausrichtung der Grundordnung einher: 4-1-4-1 statt 4-4-2. Lala fungierte zentral vor der Abwehr, und Manuel Schmiedbach sowie Sergio Pinto, die bis dahin die Doppel-Sechs gebildet hatten, schlüpften in offensivere Rollen. Jan Schlaudraff, zuvor der Sturmpartner von Didier Ya Konan, rückte dagegen etwas zurück.

Stindl untröstlich

Effekt dieser Maßnahmen: Die von Slomka erhoffte "Dominanz im Zentrum". Dass die daraus resultierenden hochkarätigen Möglichkeiten - Ya Konan traf zweimal aus kürzester Distanz nur den Pfosten (62., 66.), Lars Stindl versagten zunächst im Nachschuss (66.) und später frei vor Keeper Simon Jentzsch (86.) die Nerven - ungenutzt blieben, stimmte den Trainer nachdenklich. "Wenn man auswärts solche Chancen hat wie wir in Augsburg und man sich im oberen Drittel der Tabelle etablieren möchte", beschied Slomka, "sollte man so ein Spiel gewinnen."

Vorwürfe allerdings gab es nicht, im Gegenteil: Stindl nahm der Coach ausdrücklich in Schutz. "Für mich war wichtig, ihn gleich wieder anzupacken, ihn anzusprechen", sagte Slomka, "dass er die nächste Chance dann vielleicht nutzt." Zwar habe Stindl auch die zweite Möglichkeit vergeben, "aber es passiert ja in jeder europäischen Spitzenliga, dass Klassespieler solche Bälle mal nicht ins Tor schießen". Der Pechvogel selbst war untröstlich. "Den muss ich reinmachen, dann wäre es auch mit dem Sieg etwas geworden", zeigte sich der 23-jährige Ex-Karlsruher selbstkritisch.

Mehr Torgefahr durch Systemumstellung

Bereits im Training hatte Mirko Slomka das neue System mit der Mannschaft einstudiert. Nach den Ausfällen der Angreifer Mohammed Abdellaoue, Moritz Stoppelkamp (beide verletzt) und Artur Sobiech (gesperrt) war es ihm darum gegangen, "das Gespür für die Situation zu entwickeln, was passiert eigentlich, wenn wir nur noch einen Stürmer auf dem Platz haben, was machen wir dann, ohne unsere Torgefahr zu verlieren".

Da 96 bei der Nullnummer in Augsburg nach der Umstellung an Torgefahr deutlich zulegte, ist eine Wiederholung nicht auszuschließen, könne diese "taktische Maßnahme", wie Slomka anmerkte, "immer mal wieder Anwendung finden". Schon am Donnerstag, wenn es am zweiten Spieltag der Europa-League-Gruppenphase in der Ukraine gegen Worskla Poltawa geht? Zunächst einmal setzt der Coach auf die in Augsburg gut funktionierende Defensive. Slomka: "Wir haben nur wenige richtig gute Chancen zugelassen und gut gearbeitet. Auch in der Europa League jetzt gegen Poltawa ist es wichtig, auswärts zu Null zu spielen."

Abdellaoue vor Rückkehr

Für mehr Effektivität als zuletzt gegen den FCA soll ein Comeback sorgen. Er sei "guter Hoffnung", sagte der Trainer, "dass wir in vorderster Front einen Spieler zurück bekommen." Gemeint war Hannovers zielsicherster Schütze, der in der Meisterschaft drei Mal erfolgreiche Mohammed Abdellaoue. "Es sieht gut aus, dass Moa am Donnerstag zum Einsatz kommen kann. Das wäre sehr positiv."

Reinhart Kruse