Timm Klose fasst es nicht: Schiedsrichter Christian Dingert entscheidet in der Nachspielzeit auf Elfmeter
Timm Klose fasst es nicht: Schiedsrichter Christian Dingert entscheidet in der Nachspielzeit auf Elfmeter

"Sind selbst schuld"

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Nürnberg - Nach der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen den SC Freiburg zeigen sich die Spieler des 1. FC Nürnberg selbstkritisch. Im Kampf um den Klassenerhalt könnte gerade der fränkische Realismus ein entscheidender Vorteil sein.

Markus Feulner war selbstkritisch, wie auch alle seine Mitspieler, die sich nach der unglücklichen 1:2-Niederlage gegen Freiburg den Fragen der Reporter stellten.

"Wir sind selbst schuld"

"Wir sind selbst schuld, weil wir es nicht gebacken kriegen, einen Vorsprung mal länger zu halten", ärgerte sich der Mittelfeldmann, der zu Saisonbeginn aus Dortmund gekommen war. In der Tat hatte Freiburgs Bester, Mittelfeldmann Jan Rosenthal (34.) den Nürnberger Führungstreffer durch Mike Frantz (32.) fast postwendend egalisiert. Der Vorsatz der Gastgeber, die Führung zu halten, wurde also gerade einmal zwei Minuten gehalten.

"Dabei wäre es wichtig gewesen, mit einem 1:0 in die Pause zu gehen", sagte Feulner, "das hätte für Sicherheit gesorgt."

Ein paar Meter weiter war Timm Klose am Boden zerstört. Der deutsch-schweizer Innenverteidiger, der als eine der Entdeckungen der bisherigen Spielzeit gilt, köpfte in der Nachspielzeit einen langen Ball von Freiburgs Oliver Barth zurück zum eigenen Keeper, übersah in seinem Rücken aber den durchgelaufenen Rosenthal. Was folgte, war ein Foul von Ersatz-Keeper Alexander Stephan, ein Pfiff, schließlich nach kurzer Diskussion unter den in Frage kommenden Freiburger Schützen: ein verwandelter Elfmeter.

Pechvogel Klose

Goalgetter Papiss Demba Cisse hatte den 2:1-Siegtreffer für Freiburg erzielt. Und der 23-jährige Klose gab sich nicht ganz ohne Grund die Schuld daran, dass der "Club" nun drei Punkte an einen direkten Konkurrenten abgab, der nun wieder Anschluss ans untere Mittelfeld gefunden hat. "Es tut mir leid", sagte Klose mit Tränen in den Augen "dass ich das ganze Spiel kaputt gemacht habe. Da macht man so einen Fehler und stürzt alle in den Abgrund. Das ist unverzeihlich."

In der Tat hätte er wohl besser "den Ball übers Stadiondach gehauen", wie Keeper Raphael Schäfer rückblickend empfahl. Der Routinier war in der Halbzeit in der Kabine geblieben und hatte dem Kollegen Stephan Platz gemacht, "eine Adduktorenverletzung, die ich mir bei einem Abschlag zugezogen habe", berichtete Schäfer. Nach der Länderspielpause, wenn der "Club" beim FC Schalke 04 antritt, dürfte Schäfer wieder einsatzfähig sein.

Gesunder Realismus in Franken

FCN-Trainer Dieter Hecking war nach dem Schlusspfiff restlos bedient. "Wir haben in der zweiten Halbzeit viel gewollt, aber die spielerische Linie hat gefehlt." In der Schlussphase habe der Gegner aus Freiburg allerdings doch "nur noch auf ein 1:1 gespielt."

Sein Team, da dürfe man sich keine Illusionen machen, stecke nun mitten im Abstiegskampf. "Wir machen einfach zu viele leichte Fehler. Das müssen wir schnellstmöglich abstellen." Erstmals seit der Saison 2007/2008 hat der "Club" nun sieben Partien in Folge nicht gewonnen. Damals stieg man ab. Doch im Fränkischen haben sie sich vorgenommen, nun erst einmal die Köpfe wieder frei zu bekommen. Zumal zu übertriebener Schwarzmalerei kein Anlass besteht. Denn zum einen scheint die Moral der Mannschaft, die auch am Samstag lief und rackerte, intakt.

Und zum zweiten ist in Nürnberg längst ein gesunder Realismus eingekehrt. Den siebten Tabellenplatz aus der zurückliegenden Saison hat man schon im Sommer als Ausreißer nach oben bezeichnet. Wohlwissend, dass diese Spielzeit nach den Abgängen von Mehmet Ekici und Ilkay Gündogan schwieriger werden dürfte. "Wir wissen, worum es geht", hat Alexander Esswein noch gesagt, "und irgendwann werden wir für unseren Aufwand auch wieder belohnt werden."

Christoph Ruf