Durch das Unentschieden gegen Hertha BSC konnte Hannover 96 nicht am Tabellenführer Mönchengladbach vorbeiziehen
Durch das Unentschieden gegen Hertha BSC konnte Hannover 96 nicht am Tabellenführer Mönchengladbach vorbeiziehen

"Sind bereit für Sevilla"

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Hannover - Nein, er rotiert nicht. Auch gegen Aufsteiger Hertha BSC baute Mirko Slomka wie in jedem Spiel im bisherigen Saisonverlauf auf seine Helden der vergangenen Saison. Dabei stellt der Trainer von Hannover 96 ausschließlich den Faktor Leistung in den Vordergrund.

Jeder Spieler hat zwar nach der Philosophie des 43-Jährigen in jedem Training die Chance, sich für die Startformation zu empfehlen, aber am Ende zählt doch das Team. Selbst Didier Ya Konan, im Vorjahr mit seinen 14 Treffern und sieben Vorlagen noch Garant für den sensationellen 4. Platz des Beinahe-Absteigers von 2010, muss sich hinten anstellen.

Alte Verdienste spielen keine Rolle

An Jan Schlaudraff und Mohammed Abdellaoue, die während Ya Konans Verletzungszeit in überragender Manier das Sturm-Duo bildeten, kommt der Norweger derzeit nicht vorbei. Alte Verdienste spielen für Slomka keine Rolle.

Dass er nichts verlernt hat, stellte Ya Konan in den 30 Minuten nach seiner Einwechslung für Abdellaoue unter Beweis. Auch wenn es zu einem Treffer nicht mehr langte, für einen Einsatz im Rückspiel der Europa-League-Qualifikation beim FC Sevilla gab der pfeilschnelle, nur schwer zu bremsende Stürmer seine Visitenkarte ab.

Ebenso erwiesen sich die eingewechselten Moritz Stoppelkamp und Christian Pander, der einzige Neuzugang auf dem Feld, vom Fleck weg als gleichwertige Alternativen. Im Gefüge der 18 Spieler auf dem Spielberichtsbogen gibt es bei den "Roten" keinen Leistungsabfall.

Hannover weiter ungeschlagen

"Dafür haben wir sie geholt. Bei unserer Belastung werden sie uns sicherlich noch sehr helfen", lobt Slomka seine Neuen. In Sevilla setzt der Coach auf seine in der Vor-Saison berühmt gewordene "Zehn-Sekunden-Regel".

Innerhalb von zehn Sekunden nach Balleroberung den Abschluss zu suchen lautet das Erfolgsrezept. In der Saison 2010/11 ging die Taktik auf. Hannover gewann acht Mal auf gegnerischem Platz. In der Krisen-Saison 2009/10 gelangen gerade mal zwei "Dreier".

Chance verpasst

Mit dem 1:1 gegen Berlin blieb Hannover zwar neben Borussia Mönchengladbach die einzige Mannschaft der Bundesliga ohne Niederlage, aber den Sprung an die Tabellenspitze verpasste 96.

"Das ist schade", bedauerte nach dem Schlusspfiff nicht nur Kapitän Steven Cherundolo. "Für die zwei Heimspiele gegen Hertha und Mainz hatten wir uns zwei Siege vorgenommen. Damit hätten wir uns richtig oben festsetzen können. Die Chance haben wir leider verpasst."

Unterschätzt habe 96 die Berliner aber nicht, stellte Schlaudraff klar. Dass vielleicht die Gedanken schon beim Europa League-Rückspiel in Sevilla gewesen seien, schloss Slomka vehement aus: "Wir waren zu 100 Prozent auf das Spiel fokussiert!"

Auch eine Überlastung nach dem "extrem hohen Tempo über 90 Minuten", wie Cherundolo gegenüber bundesliga.de die Partie gegen die Spanier analysierte, schlossen die Verantwortlichen als Grund für den Punktverlust gegen die Gäste aus der Hauptstadt aus.

"Können nicht immer gewinnen"

"Ärgerlich, dass wir drei Punkte nicht hier behalten haben", sagte Slomka, aber "ich glaube nicht, dass die Doppelbelastung schuld war." Als Beweis führte der 96-Coach an, dass "wir in der Schlussphase noch einmal zulegen konnten".

"Wir waren sehr motiviert und haben 100 Prozent gegeben, aber wir können auch nicht immer gewinnen", warnt Karim Haggui vor zu hohen Erwatungen und stellt klar: "Wir sind bereit für das Spiel in Sevilla am Donnerstag."

Daran hat auch der erste Punktverlust der Saison in einem Pflichtspiel nichts geändert. Stellte doch schon Cherundolo nach dem Hinspiel im Gespräch mit bundesliga.de fest: "Ich traue uns zu, dass wir in Sevilla gewinnen."

Aus Hannover berichtet Jürgen Blöhs