Für Franck Ribery und die französische Nationalmannschaft geht es im Spiel gegen die Ukraine schon um fast alles
Für Franck Ribery und die französische Nationalmannschaft geht es im Spiel gegen die Ukraine schon um fast alles

Sieg oder "Südafrika"

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Donezk - Es wird ernst für Frankreich: Die Angst vor einem Desaster im Glutofen von Donezk drückt bei der Equipe Tricolore gehörig auf das Betriebsklima. Schon im zweiten Spiel steht der EM-Favorit gegen die selbstbewussten Ukrainer unter Druck (ab 17:45 Uhr im Live-Ticker). Derweil fordert der ukrainischie Cheftrainer Oleg Blochin eigentlich nur zwei gute Spiele von seiner Mannschaft, um die Gruppenphase zu überstehen.

Ohne Klarheit und Durchschlagskraft

Die Euphorie im Co-Gastgeberland Ukraine nach dem Auftaktsieg ist Blochin dagegen ein Dorn im Auge. "Für einen Höhenflug ist es noch viel zu früh", sagte der 59-Jährige, der nach dem Sieg gegen Schweden Kritik am mannschaftstaktischen Verhalten seines Teams äußerte. "Warum sollten wir euphorisch sein? Es ist doch erst ein Spiel vorbei."

Mit einem weiteren Sieg hätte die "Sbrina" das Viertelfinale erreicht und zudem ihren Donezk-Fluch abgelegt: In der Donbass-Arena konnte sie bei keinem der bisherigen fünf Auftritte gewinnen (zwei Unentschieden, drei Niederlagen) und verlor dort auch schon gegen Frankreich (1:4 am 6. Juni 2011). Doch trotz der statistisch schlechten Vorzeichen gibt es in der Ukraine keine Angst vor dem Duell mit dem EM-Mitfavoriten aus Frankreich.

"Vor wem sollte ich Angst haben? Alles hängt davon ab, wie wir spielen werden. Wir wollen natürlich gegen Frankreich gewinnen. Es ist ganz einfach: Wir müssen noch zwei gute Spiele machen, dann werden wir die Gruppenphase überstehen", erklärte Blochin, dessen Team versuchen wird auch nach dem 2. Spieltag noch Tabellenführer der Gruppe D zu sein.



Die Franzosen können ihrerseits auf eine stolze Serie von 22 Spielen ohne Niederlage unter Blanc verweisen - doch bei großen Turnieren ist die Equipe Tricolore seit acht Spielen ohne Sieg, seit dem 1:0 gegen Portugal im Halbfinale der WM 2006. Wieder droht ein Scheitern in der Vorrunde.

Ein Rumoren ist in der Heimat bereits vernehmbar. Besonders der erfahrene Franck Ribery, der sich mit insgesamt drei Treffern in drei Testspielen in Hochform präsentierte, würde nicht genug Einfluss auf das Spiel nehmen und Benzema sich zu weit zurückfallen lassen, bemängeln die Journalisten. Trainer Blanc wirkte irritiert und fragte zurück: "Habt ihr mal gesehen, wie Benzema bei Real spielt? Genau so." Er gab allerdings zu dass man noch mehr Tempo, Klarheit und Durchschlagskraft in die Aktionen bringen müsse.

22 Spiele ohne Niederlage sind Schall und Rauch, wenn Les Bleus auch beim dritten großen Turnier in Folge versagen. Jeweils ein Punkt und ein Treffer in Südafrika und bei der EM 2008 in der Schweiz und Österreich symbolisierten schon vor dem Anpfiff gegen England das ganze Dilemma des Weltmeisters von 1998. Les Bleus wandeln auf einem schmalen Grat. Ideal wäre ein überzeugender Sieg, sonst drohen Verhältnisse wie bei der WM 2010 in Südafrika, als die Franzosen das Bild eines zerstrittenen Haufens abgaben, der ebenfalls nach der Vorrunde die Heimreise antrat.

Voraussichtliche Aufstellungen:

Ukraine: Pyatov - Gusyev, Mikhalik, Khacheridi, Selin - Tymoshchuk - Yarmolenko, Nazarenko, Konoplyanka - Voronin - Shevchenko

Frankreich: Lloris - Debuchy, Rami, Mexes, Evra - Cabaye, A. Diarra, Malouda - Nasri, Benzema, Ribery

Schiedsrichter: Kuipers (Niederlande)

Die Top-Fakten zum Spiel:

    Direkter Vergleich: 6 Spiele - 3 Unentschieden - 3 Niederlagen

    Die Ukraine schaffte dank Andriy Shevchenko den ersten Dreher bei dieser EM-Endrunde (2:1 gegen Schweden) und feierte gleich bei der Premiere ihren allerersten Erfolg bei einer Europameisterschaft

    Erstmals seit zwölf Jahren hat damit wieder ein EM-Gastgeber sein erstes Gruppenspiel gewonnen (2000: Niederlande gegen Tschechien 1:0)

    Die Ukraine kann sich schon im zweiten Spiel aus eigener Kraft für das Viertelfinale qualifizieren: Mit einem Sieg ist der Gastgeber sicher in der Runde der letzten acht Teams dabei!

    Frankreich startete zum vierten Mal in Folge bei einem EM- oder WM-Turnier mit einem Unentschieden

    Bei den vergangenen drei Turnieren gelang Frankreich auch im zweiten Gruppenspiel jeweils kein Sieg: 2006 gab es ein 1:1 gegen Südkorea, 2008 ein 1:4 gegen die Niederlande und 2010 ein 0:2 gegen Mexiko

    Frankreich hat bei Welt- und Europameisterschaften bisher fünf Mal gegen einen Turnier-Gastgeber gespielt und nie gewonnen (ein Unentschieden, vier Niederlagen)

    Die Blanc-Elf ist seit 22 Länderspielen ungeschlagen (15 Siege, sieben Unentschieden) - so lange wie kein anderer EM-Teilnehmer! Die letzte Niederlage setzte es Anfang September 2010 gegen Weißrussland

    Frankreich blieb aber in seinen vergangenen acht Turnierspielen (EM und WM) ohne Sieg - der letzte Erfolg auf der großen Fußballbühne gelang "Les Bleus" im WM-Halbfinale 2006 gegen Portugal (1:0 - Siegtorschütze: Zinedine Zidane)

    Andriy Shevchenko wurde durch seine zwei Kopfballtreffer gegen Schweden zum ältesten Doppelpacker der EM-Historie (er löste Schwedens Hendrik Larsson ab) und zum ältesten Torschützen in diesem Turnier