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Erfolg muss nicht immer mit Veränderungen einhergehen: Pep Guardiola setzt in den ersten Testspielen auf die Jugend, ist in Gedanken aber schon bei seiner Stamm-Elf
Erfolg muss nicht immer mit Veränderungen einhergehen: Pep Guardiola setzt in den ersten Testspielen auf die Jugend, ist in Gedanken aber schon bei seiner Stamm-Elf

Sieben Tage Pep: Ein Zwischenfazit

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München - Von einer Ära in die nächste - eine Woche ist der begehrteste Fußball-Lehrer der Welt, Josep Guardiola, nun schon Nachfolger von Jupp Heynckes beim deutschen Rekordmeister und Triple-Champion FC Bayern München. bundesliga.de zieht Bilanz aus sieben Tagen "Pep" und gibt einen Überblick über die bisherigen Ereignisse und Veränderungen an der Säbener-Straße.

Peps Gedankenspiel: Ribery als "Zehner" oder "Neuner"?

"Guten Tag und Grüß Gott, meine Damen und Herren." Guardiolas erste Worte bei seiner offiziellen Vorstellung waren mindestens so gewichtig wie das legendäre "O`zapft is", mit dem der Münchener Bürgermeister beim alljährlichen Oktoberfest-Auftakt tausenden Menschen die Lizenz zum Feiern erteilt. Die Euphorie, die Guardiolas Einstand auslöste, hatte teilweiße tatsächlich Wiesn-Ausmaße.Und das nicht ganz zu Unrecht - Guardiola wirkt souverän, abgeklärt und sein Charisma zieht Journalisten, Fans und Spieler gleichermaßen in seinen Bann. Von Überheblichkeit keine Spur.

Nach seinem Sabbatjahr in New York fühlt er sich geehrt beim "größten Verein der Welt" arbeiten zu dürfen und zeigt sich um eine irdische Erwartungshaltung bemüht: "Es wäre arrogant zu sagen, dass eine neue Ära eingeleitet wird. Lasst mir etwas Zeit, mein Deutsch ist nicht gut genug. Ich versuche, das hohe Niveau von Jupp Heynckes fortzusetzen." Aller Bescheidenheit zum Trotz und ob nun gewollt oder nicht, Guardiolas Person hebt den altbekannten "FC-Hollywood"- Status der Bayern auf ein neues Level. Das beweisen die bisher größte Pressekonferenz in der Vereinsgeschichte und die über 200 akkreditierten Journalisten aus aller Herren Länder.



Einem imposanten ersten Auftritt mit gewaltigem Medien-Echo, folgten zwei Tage darauf die ersten beiden Übungseinheiten der "neuen Ära". Wegen des zu erwartenden Fan-Andrangs wurde der Trainingsauftakt gleich einmal in die heimische Allianz Arena verlegt. Der 42 Jahre alte Spanier war allerdings weit davon entfernt das öffentliche Training in ein Spektakel mit Zirkus-Ausmaßen ausarten zu lassen. Er beobachtete, dirigierte und taktierte von der ersten Sekunde an - In Gedanken wohl schon mit möglichen Positionen und Taktiken jonglierend.

Dabei führte er auch die Einzelgespräche, für die ihn seine ehemaligen Spieler so schätzen. So geschehen mit Superstar Franck Ribery: "Er fragte mich, auf welcher Position ich am liebsten spiele und ob ich möglicherweise auf der Zehn spielen könnte", wird der bis dato auf der linken Seite nahezu einbetonierte Dribbelkünstler von der französischen Zeitung "L'Equipe" zitiert. Der französische Nationalspieler ist dem nicht abgeneigt. "Ich habe geantwortet, dass ich in der Offensive flexibel einsetzbar bin. Er hat viele Ideen."

Ideen die es umzusetzen gilt - Guardiola lässt keinen Spielraum für Zweifel aufkommen. Schon beim ersten Testspiel gegen eine Fanclub-Auswahl in Weiden, experimentierte er mit allerhand Positionen und Taktiken. Beim lockeren 15:1 Erfolg, setzte er zwar auf acht Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, Ribery und Müller testete er aber dennoch schon einmal rein pro forma als Sturmspitze - Genauso wie eine 4-1-4-1 - Formation. "Angenehm, intensiv, vertrauensvoll" beschreibt Sportvorstand Matthias Sammer die ersten Tage der Zusammenarbeit mit dem bescheidenen Spanier, der mit seinem Schachzug, Ribery auf der Zehn oder sogar als Sturmspitze einzusetzen für eine echte Überraschung sorgen könnte.

Kaum Anhaltspunkte für gezielte Prognosen



Ein Gedankenspiel bleibt vorerst allerdings auch ein Gedankenspiel. Beim 9:1 im zweiten Test gegen Bezirksligist TSV Regen schickte Guardiola eine verstärkte B-Elf auf den Rasen, die sogar von Minute fünf bis Minute 32 einem 0:1 Rückstand hinterherlief. Außer Müller, Lahm, Boateng und Ribery standen keine Stammkräfte in der Startformation des Rekordmeisters. Zur Halbzeit wechselte der Trainer-Superstar dann gleich zehn Spieler aus, so dass es im Moment eigentlich unmöglich ist eine gehaltvolle Prognose für die zukünftige Bayern-Marschroute abzugeben - nach nur einer Woche im Amt allerdings auch nicht gerade ungewöhnlich.

Ohne Buddhas im Gepäck, dafür mit Konzept



Auch wenn Veränderungen bisher mit bloßem Auge nur schwer zu erfassen sind - der Spanier verzichtet anders als einst Jürgen Klinsmann komplett auf Dekoratives wie Buddha-Statuen - wirkt Guardiola keinesfalls konzeptlos oder unsicher. Dem Fakt geschuldet, dass der neue Bayern-Trainer keine Einzelinterviews gibt und auch so nur das Allernötigste nach außen trägt, wird man über mögliche Taktiken und Aufstellungen wohl bis zum Saisonstart am 9. August gegen Borussia Mönchengladbach nur Rätselraten können.

Seine Gedankenspiele lassen aber auf eine gewisse Experimentierfreude schließen, die mit Mario Götzes Genesung und allen Stammkräften an Bord nochmals intensiver werden könnte. Deutlichere Anhaltspunkte könnten aber spätestens am 24. Juli publik werden - dann trifft Pep mit seinen Bayern im Rahmen des Uli-Hoeneß-Cups auf seine alte Liebe FC Barcelona. Ein Sieg könnte auch für Guariola persönlich "seine Ära" beim FCB gebührend einläuten.

Thomas Aigner