Gegen Irland und Schweden traf Andre Schürrle insgesamt vier Mal - nach diesen Auftritten darf sich der Außenstürmer berechtigte Hoffnungen auf ein WM-Ticket machen
Gegen Irland und Schweden traf Andre Schürrle insgesamt vier Mal - nach diesen Auftritten darf sich der Außenstürmer berechtigte Hoffnungen auf ein WM-Ticket machen

Schürrle: "Schalke ist gefährlich!"

xwhatsappmailcopy-link

München - Die beiden letzten Duelle gegen Julian Draxler hat Andre Schürrle klar für sich entschieden: Der Chelsea-Profi erhielt in den Länderspielen gegen Irland und Schweden als Linksaußen jeweils den Vorzug vor dem Schalker und war mit vier Treffern der auffälligste DFB-Akteur.

Am Dienstag (ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) trifft der 22-Jährige in der Champions League mit den Blues als Gegenspieler auf Draxler und die Königsblauen - und gibt sich angriffslustig. "Wir haben eine überragende Mannschaft mit so viel Qualität, dass wir selbstbewusst und mit dem Ziel zu gewinnen ins Spiel gehen", sagt Schürrle im bundesliga.de-Interview. Der ehemalige Leverkusener spricht außerdem über seine positiven Erfahrungen seit dem Wechsel nach London, die Taktik seines Trainers Jose Mourinho und das Ansehen deutscher Talente in England.

bundesliga.de: Herr Schürrle, Gratulation zur WM-Qualifikation! Mit vier Toren in zwei Partien waren Sie der herausragende Akteur. Wie bewerten Sie Ihre Länderspielwoche?

Andre Schürrle: Wir haben zwei intensive Länderspiele und eine erfolgreiche Qualifikation ohne Niederlage erlebt. Auf die vier Tore in den beiden Spielen bin ich natürlich stolz, wichtiger ist jedoch, dass wir als Team dieses tolle Ergebnis erreicht haben. Neben der Mannschaft und den Trainern gehören dazu auch das tolle Umfeld um das Team herum und unsere riesigen Fans.

bundesliga.de: Im Sommer haben Sie den Schritt von Bayer Leverkusen zum FC Chelsea gewagt. Wie schwer fiel Ihnen die Eingewöhnung?

Schürrle: In London habe ich mich sehr schnell eingelebt und viele Leute kennengelernt, die bereits länger hier sind. Auch Michael Ballack hat mir einige Dinge gezeigt. In die Stadt habe ich mich direkt verliebt. Und die Mannschaft hat es mir auch relativ leicht gemacht.

bundesliga.de: Mesut Özil, Per Mertesacker und Lukas Podolski stehen ja beim Stadtrivalen Arsenal unter Vertrag. Unternehmen Sie mit Ihren Nationalmannschaftskollegen viel?

Schürrle: Ich wohne im Westen, die Jungs in Arsenal im Norden, das ist ein gutes Stück weg. Bislang hatten wir keinen Kontakt, aber ich denke, wir werden demnächst mal gemeinsam Essen gehen oder etwas unternehmen.

bundesliga.de: Ihr neuer Coach Jose Mourinho gilt als "the special one" unter den Trainern. Welche Erfahrungen haben Sie mit ihm gemacht?

Schürrle: Er ist einer der größten Trainer überhaupt, er hat schon so viel gewonnen. Für mich ist es eine Ehre, unter ihm trainieren zu dürfen. Er gibt sehr viel weiter und in gewissen Situationen spürt man seine unglaubliche Erfahrung. Ich merke, dass er mir vertraut und auf mich setzt.

bundesliga.de: Mourinho ist dafür bekannt, auf schnelles Umschaltspiel zu setzen. Wie bewerten Sie diese Taktik?

Schürrle: Das ist ja genau mein Spiel: schnell umschalten, schnell den Abschluss suchen. Das kommt mir entgegen.

bundesliga.de: Ein neuer Trainer, ein neues Team mit prominenten Stars: Das birgt als junger Spieler immer auch Risiken. Hatten Sie nie Angst, dass Sie in London auf der Bank sitzen und die WM in Brasilien ohne Sie stattfindet?

Schürrle: Darin habe ich überhaupt keine Gefahr gesehen. Für mich war der Schritt zu hundert Prozent positiv. Jeden Tag im Training habe ich den Leistungsdruck gegen absolute Topspieler. Das kommt mir zugute. Für mich wird sich das auch in der Nationalmannschaft auf längere Sicht positiv auswirken.

bundesliga.de: Vier Mal standen Sie in der Startelf, drei Mal wurden Sie eingewechselt. Wie bewerten Sie Ihr Standing in der Mannschaft?

Schürrle: Sehr gut. Gerade im Offensivbereich haben wir zwar sehr viele Spieler und der Trainer lässt viel rotieren. Aber das klappt gut. Ich spüre das Vertrauen der Mitspieler, gerade auch der älteren, die schon lange im Verein sind.

bundesliga.de: Sie haben mittlerweile drei Monate Premier-League-Luft schnuppern können. Wie unterscheidet sich Englands Top-Liga von der Bundesliga?

Schürrle: Das Spiel hier wird ein Stück intensiver geführt, mit mehr Körpereinsatz und zum Teil robuster im Kampf um den Ball. Das erfordert ein hohes Maß an Durchsetzungsvermögen, darauf muss man sich einstellen.

bundesliga.de: Sie leben aber doch eher von Ihrer Schnelligkeit und Dribbelstärke ...

Schürrle: Für mich ist es gut, weil ich mich dadurch noch weiterentwickeln kann. In Sachen Physis trainiere ich sehr viel. Als flinker Spieler ist es sogar ein Vorteil, wenn man es mit vielen robusten Gegnern zu tun hat.

bundesliga.de: Am Dienstagabend wartet Altvertrautes auf Sie, wenn Sie mit Chelsea auf Schalke spielen. Mit welchen Gefühlen kehren Sie in ein Bundesliga-Stadion zurück?

Schürrle: Nach Deutschland zurückzukehren, ist natürlich schön: gegen Schalke, in dieser Arena, mit den tollen Fans. Und dann treffe ich mit Adam Szalai auf einen meiner besten Kumpels im Fußball. Das wird ein schönes Spiel für mich. Klar geht es für uns aber auch sportlich schon um viel.

bundesliga.de: Wie sehen Sie Schalke in dieser Saison? Auf welche Spieler müssen Sie und Ihr Team besonders aufpassen?

Schürrle: Die Schalker haben eine sehr gute Mannschaft mit starken Einzelspielern. In Kevin-Prince Boateng haben sie einen richtigen Kracher geholt, der ihnen gut tut. Sie sind gefährlich, zweifellos. Aber wir haben eine überragende Mannschaft mit so viel Qualität, dass wir selbstbewusst und mit dem Ziel zu gewinnen ins Spiel gehen.

bundesliga.de: Erwarten Sie defensiv eingestellte Knappen, die auf Konter lauern?

Schürrle: Sie werden zuhause das Spiel machen wollen, gegen große Vereine, wie wir einer sind, ist das natürlich schwer.

bundesliga.de: Zum Champions-League-Start gab es zwei deutsche Erfolge, am zweiten Spieltag feierten die vier deutschen Teams vier Siege. Wie sehen Sie die Bundesliga im internationalen Vergleich?

Schürrle: Die Bundesliga hat unglaublich zugelegt in Sachen Qualität der Mannschaften. So erklären sich für mich auch die vier Siege. Den Trend hat man ja auch vergangene Saison schon gesehen.

bundesliga.de: Viele junge deutsche Spieler werden von internationalen Top-Clubs umworben, Sie selbst waren im Sommer das beste Beispiel. Werden Sie von Teamkollegen oder Trainern auf den Aufschwung der Bundesliga und des deutschen Fußballs im Allgemeinen angesprochen?

Schürrle: Besonders die Engländer interessieren sich dafür, mit John Terry habe ich darüber beispielsweise gesprochen. Sie fragen nach unserem System mit den Jugendspielern, weil sie sehen, wie unglaublich viele Top-Talente in der Bundesliga und der Nationalmannschaft spielen. Ich glaube, die Engländer beneiden uns in dieser Hinsicht.

Das Gespräch führte Andreas Messmer