Ingo Anderbrügge (2.v.l.) bejubelt seinen 1:1-Ausgleichstreffer gegen Blau-Weiß 90 Berlin. Einer der ersten Gratulanten ist Kapitän Andreas Müller (r.). Beide sind acht Jahre später Teil der legendären "Eurofighter", die 1997 den UEFA-Cup gewinnen - © © imago
Ingo Anderbrügge (2.v.l.) bejubelt seinen 1:1-Ausgleichstreffer gegen Blau-Weiß 90 Berlin. Einer der ersten Gratulanten ist Kapitän Andreas Müller (r.). Beide sind acht Jahre später Teil der legendären "Eurofighter", die 1997 den UEFA-Cup gewinnen - © © imago

Schalke feiert 25 Jahre Nichtabstieg

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Gelsenkirchen - In der Saison 1988/1989 stand es nicht gut um den FC Schalke 04. Dem Traditionsverein aus dem Revier drohte der Sturz in die Dritte Liga - und somit vielleicht in die Bedeutungslosigkeit. Am 11. Juni 1989 verhinderte Königsblau durch einen 4:1 Heimsieg gegen BW 90 Berlin allerdings das Allerschlimmste, eine nervenaufreibende Saison nahm doch noch ein gutes Ende.

Gut gelaunter Neururer sorgt für Lacher

Über 60.000 Zuschauer feierten am 37. Spieltag im Parkstadion den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga wie eine Deutsche Meisterschaft. Der Grundstein für einen vernünftigen Wiederaufbau war gelegt. Am 10. Oktober blickten zahlreiche Protagonisten aus der damaligen Zeit im Rahmen der beliebten Nostalgie-Reihe "90 Minuten - ein Abend unter Schalkern", ausgerichtet von der Abteilung Fanbelange des FC Schalke 04 im Medienzentrum der VELTINS-Arena, auf das Geschehen vor 25 Jahren zurück.

Peter Neururer, seinerzeit Trainer auf Schalke, sowie die ehemaligen Profis Jürgen Luginger, Ingo Anderbrügge, Reiner Edelmann, Jörg Mielers, Werner Vollack, Carsten Marquardt, Bjarne Goldbaek, Günter Schlipper erinnerten sich ebenso wie Masseur Gerard Kuipers und "Maskottchen" Pele Nowak an die turbulente Zeit. Moderiert wurde der Abend, der binnen weniger Stunden komplett ausverkauft war, von Jörg Seveneick.

Die Themen in der Talkrunde waren vielfältig. Wie kam es zum Abstieg aus der Bundesliga? Wie war die Gesamtsituation? Was lief schief auf Schalke? Wie wurde der Trainerwechsel von Horst Franz zu Diethelm Ferner wahrgenommen? Was wurde anders unter Peter Neururer? Was machen die ehemaligen S04-Kicker heute? Anderbrügge und Co. ließen keine Frage unbeantwortet. Vor allem Neururer, heute Coach des VfL Bochum, zeigte sich bestens aufgelegt und hatte nicht nur ein Mal die Lacher auf seiner Seite.

Vor 25 Jahren schaffte Neururer mit den Knappen die Wende. "Der Zusammenhalt wurde gestärkt", führte das Team aus, weshalb es zum Aufschwung gekommen sei. Ein Highlight sei beispielsweise die sensationelle Fanunterstützung bei Fortuna Köln (3:3 nach 0:2- und 1:3-Rückstand) gewesen. In der Halbzeitpause jener Partie habe sich Stürmer Uwe Igler, so verrieten seine ehemaligen Mitspieler, seine Schienbeinschoner genommen, diese um die Ellbogen geschnallt und gerufen "Ich ramme jetzt vorne alles weg. Den Rest macht ihr." Logisch, dass diese Anekdote für einige Schmunzler im Publikum sorgte.  

Bewunderung für Jörg Mielers

Schlipper erinnerte sich an das Wintertrainingslager, das aus der Sicht nahezu aller Spieler katastrophal verlaufen sei. "Schlippinho" lachend dazu: "Ich kam ja immer mehr über den Kampf und den Einsatzwillen. Mir hat das im Gegensatz zu den Kollegen nichts ausgemacht." Neururer hielt anschließend eine Laudatio auf Jörg Mielers, der seine Gesundheit für den FC Schalke 04 geopfert habe, damit der Verein die Klasse hält. "Wo ich frühzeitig hochsprang, ist Jörg voll reingegangen", erinnerte sich auch Anderbrügge.

Das große Finale der Saison sei selbstredend das Duell mit BW 90 Berlin gewesen. "Wir sind mit dem Bus zum Stadion gefahren und haben dort die volle Gegengerade gesehen. Nach rechts geguckt - Südkurve auch voll. Nach links geguckt - Nordkurve sowieso voll. Auf die Haupttribüne geguckt: Auch voll", schwärmten die Ex-Kicker. Da sei keine lange Kabinenansprache notwendig gewesen, verriet Neururer. "Macht es für die Fans. Schaut euch diesen Wahnsinn an. Das ist Schalke!" Anschließend kamen bei jedem Einzelnen weitere Erinnerungen hoch.

Als um 21.34 Uhr nach mehr als zweieinhalb Stunden der Abpfiff des Nostalgie-Talks ertönte und die Chronographen damit rund 60 Minuten Nachspielzeit anzeigten, ließ das alte Team den Abend in geselliger Runde in der VELTINS-Arena ausklingen. Dabei wurden noch weitere Erinnerungen wieder lebendig, denn nahezu jeder Satz begann mit "Weißte noch …?" Zuvor erfüllten Neururer und Co. aber die zahlreichen Autogramm- und Fotowünsche der Gäste.