Klaus Toppmöller trainierte Eintracht Frankfurt, den VfL Bochum, Bayer Leverkusen und den Hamburger SV in der Bundesliga
Klaus Toppmöller trainierte Eintracht Frankfurt, den VfL Bochum, Bayer Leverkusen und den Hamburger SV in der Bundesliga

"Schalke vor Frankfurt und Hamburg"

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Köln - An den letzten acht Bundesliga-Spieltagen dürfte der Kampf um die internationalen Plätze noch ein munteres Hauen und Stechen werden. Nur drei Punkte trennen Eintracht Frankfurt auf Platz 4 und den SC Freiburg auf Rang 9. Selbst Hannover 96 und der 1. FC Nürnberg sind noch lange nicht abgeschlagen.

Im Interview mit bundesliga.de bewertet Klaus Toppmöller die Erfolgschancen aller Europacup-Kandidaten. Darüber hinaus gibt der 61-jährige Ex-Trainer von Vereinen wie Leverkusen, Frankfurt und Hamburg auch seine Prognose ab, wer das Rennen am Ende machen wird.

bundesliga.de: Herr Toppmöller, die Plätze 1 bis 3 in der Bundesliga scheinen bereits an Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen verteilt zu sein. Oder muss man hinter Leverkusen noch ein kleines Fragezeichen setzen?

Klaus Toppmöller: Nein. Die Plätze 1, 2 und 3 sind vergeben. Die sind für mich durch.

bundesliga.de: Leverkusen schwächelt in der Rückrunde allerdings doch ein bisschen. Sie machen sich aber keine Sorgen?

Toppmöller: Die "Werkself" wird wieder kommen, sie hat sechs Punkte Vorsprung. Das wird mit Sicherheit reichen. Gegen die Bayern hätten sie das Spiel auch noch gewinnen können. In der ersten Halbzeit war Leverkusen schwach, nach der Pause aber gut. Man hat da gesehen, dass die Bayern sich wohl mehr auf die Champions League und den Pokal konzentrieren. Selbst wenn die Bayern einmal drei Spiele verlieren sollten, brennt da nichts mehr an.

bundesliga.de: Ab Platz 4 mit Frankfurt bis runter auf Platz 9 mit Freiburg trennen die Vereine nur drei Punkte. Die Eintracht hat lange nicht mehr gewonnen, ist aber immer noch Vierter.

Toppmöller: Eintracht Frankfurt hat eine sensationelle Hinrunde gespielt und viel mehr Punkte geholt, als man erwartet hätte. In Frankfurt wurde richtig Fußball gespielt, ein Riesenkompliment an Armin Veh. Großartig, was er aus der Mannschaft gemacht hat. Seine Handschrift ist klar zu erkennen. Die Eintracht spielt von hinten heraus richtig gut nach vorne. Sie kombinieren sich durch, bis sie die Tore machen. Das ist bewundernswert. Allerdings haben sie zu viele Gegentore geschluckt. Kevin Trapp hat eine Riesenrunde gespielt und sich jetzt leider die Hand gebrochen. Sebastian Rode, Sebastian Jung, Takashi Inui, Alexander Meier und wie sie alle heißen haben alle einen großen Sprung nach oben geschafft.

bundesliga.de: Glauben Sie denn, dass die Eintracht den 4. Platz halten kann?

Toppmöller: Nein, ich denke, dass Schalke den längeren Atem hat und noch an Frankfurt vorbeizieht. Schalke ist aus allen Wettbewerben ausgeschieden und wird sich jetzt den 4. Platz sichern. Ich bin mir aber sicher, dass Frankfurt dann Fünfter oder Sechster wird. Die Klasse hat die Eintracht.

bundesliga.de: Auf Platz 6 steht momentan Mainz 05.

Toppmöller: Auch die Mainzer haben wieder eine sensationelle Runde gespielt. Sie haben die gleichen Chancen wie Gladbach, Hamburg oder Freiburg. Der Sport-Club hat zwar jetzt zwei Mal richtig einen auf den Deckel bekommen, aber er spielt auch eine tolle Runde. Alle anderen Vereine wie Hannover, Nürnberg oder Wolfsburg spielen für mich keine Rolle mehr.

bundesliga.de: Hannover liegt aber auch nur vier Punkte hinter Platz 5.

Toppmöller: Hannover hat zwar das Potenzial von der Mannschaft her mit Ron-Robert Zieler, Mame Diouf, Didier Ya Konan, Jan Schlaudraff, Christian Pander und wie sie alle heißen. Sie haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie auch international mithalten können. Sie stehen in der Tabelle unter Wert, haben aber einfach zu viele Spiele unnötig verloren. Zuhause können sie jeden putzen, aber dafür verlieren sie auswärts ihre Spiele bei Gegnern, bei denen man das nicht erwartet hätte.

bundesliga.de: Mönchengladbach hat nur sechs Spiele verloren, spielt aber zu häufig unentschieden.

Toppmöller: Auch Borussia Mönchengladbach ist ein heißer Kandidat. Mit Juan Arango und Patrick Herrmann haben sie, wenn die beiden fit bleiben, Topleute. Ich traue der Borussia zu, dass sie auch noch gefährlich werden kann. Sie sind wegen ihrer Heimstärke stabil, sie schwächeln aber auch auswärts. Unter Lucien Favre spielt die Borussia sehr kompakt und kann auch ein 1:0 über die Zeit bringen.

bundesliga.de: Ist der Hamburger SV zu unbeständig für den internationalen Wettbewerb?

Toppmöller: Man darf nicht daheim gegen Augsburg verlieren. Solche Spiele könnten entscheidend sein. Dennoch hat auch der HSV noch seine Möglichkeiten. Wenn Rafael van der Vaart spielt, hat der HSV die gleichen Chancen wie Gladbach. Wenn bei Hamburg alles passt und van der Vaart fit bleibt, tendiere ich etwas mehr zum HSV.

bundesliga.de: Wie lautet Ihr Einlauftipp?

Toppmöller: Ich glaube, dass Schalke auf Platz 4 landet, Frankfurt auf Rang 5 und der HSV auf Platz 6. Ich würde mich freuen, wenn Freiburg über das Pokalfinale gegen voraussichtlich die Bayern auch noch in die Europa League einziehen würde. Über die Bundesliga werden sie es eher nicht schaffen. Der Sport-Club hat wie die Eintracht körperlich etwas abgebaut in der Rückrunde. Diese Vereine haben lange am Limit gespielt.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski