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"Wir spielen auf Schalke, da ist Druck nichts Neues für uns. An dem besonderen Druck darf so etwas nicht liegen und hat es auch nicht gelegen", erklärte Marco Höger (r.) gegenüber bundesliga.de
"Wir spielen auf Schalke, da ist Druck nichts Neues für uns. An dem besonderen Druck darf so etwas nicht liegen und hat es auch nicht gelegen", erklärte Marco Höger (r.) gegenüber bundesliga.de

Schalke unter Druck: Verlieren verboten

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Gelsenkirchen - Was für ein herrlicher Tag auf Schalke: Julian Draxler hat seinen Vertrag bis 2018 verlängert, die Trainerfrage ist endlich geklärt, es fehlt nur noch ein Sieg zum Einzug in die Champions League und sogar der Himmel lacht pünktlich zum Anpfiff königsblau. Und dann das!

"Das ist absolut enttäuschend!"

Die Sonne schien 90 Minuten später zwar immer noch, aber sportlich schwebt über Schalke seit Samstagnachmittag ein großer Schatten. Nach der droht dem Verein auf der Zielgeraden die Luft auszugehen.

Den ersten Matchball Richtung "Königsklasse" hat Schalke leichtfertig vergeben. Und während der konsternierte Blick von Kapitän Benedikt Höwedes Richtung Himmel ging, Jermaine Jones platt auf dem Rücken lag und Trainer und Manager noch auf dem Rasen mit der Fehleranalyse begannen, gab es den Spott der VfB-Fans obendrein. "Und Ihr wollt in die Champions League?", dröhnte es durch die Arena.



Irgendwie war alles anders gekommen, als Schalke es sich vorgenommen hatte. Und keiner wusste nach dem Spiel so recht, warum eigentlich. Trainer Jens Keller hatte noch im Stadionmagazin angekündigt, seine Mannschaft werde sich "mit einer leidenschaftlichen Leistung" auch für die Unterstützung der Fans in den letzten Wochen bedanken. Es blieb ein frommer Wunsch. "Der VfB war aggressiver. Und wir waren nicht bereit, die nötigen Dinge zu tun", musste Keller nach dem Spiel feststellen. Eine Tatsache, die auch Horst Heldt sauer aufgestoßen war: "Es ist nicht erklärbar, dass der VfB mehr vom Spiel wollte als wir. Das ist absolut enttäuschend!"

Warum Schalke den Schwung mit zwei Siegen aus den letzten beiden Spielen nicht mitnehmen konnte - allgemeines Schulterzucken. Heldt versuchte es mit beißender Ironie. "Wir haben den Schwung doch gehabt", meinte der Sportvorstand, "in den ersten drei Minuten."

"Immer einen Schritt zu spät"



Es war allerdings wirklich nur die Anfangsphase, in der Schalke Willen, Leidenschaft und Konzentration erkennen ließ. Danach wirkte das Spiel wenig zielstrebig, wenig druckvoll und teils auch fahrig. "Wir haben zu viele Fehler gemacht im Spielaufbau und hatten zu viele Ballverluste, was Stuttgart zu Kontern genutzt hat", ärgerte sich Marco Höger. "Wir waren eigentlich immer einen Schritt zu spät. Dadurch hatte der Gegner zu viele Räume. So haben wir es Stuttgart leicht gemacht", schimpfte Klaas-Jan Huntelaar.

Der Niederländer hatte auf dem Platz schon in der ersten Halbzeit die Geduld verloren, als er nach einem schlampig vorgetragenen Angriff seine Mitspieler gestenreich zusammengefaltet hatte. Auch Torhüter Timo Hildeband war laut geworden und hatte seine Vorderleute ordentlich zusammengestaucht. Genützt hat es nichts.

Bei der Suche nach Gründen für den schwachen Auftritt tat sich auch der Kapitän schwer. Benedikt Höwedes glaubt allerdings, dass "wir uns selbst zu sehr unter Druck gesetzt haben. Wir wollten im letzten Heimspiel unbedingt alles klarmachen und den Fans tollen Fußball zeigen." Auch Jermaine Jones gestand indirekt mentale Probleme ein: "Stuttgart konnte befreit aufspielen und hatte keinen Druck."

Ausreden zählen nicht



Bei der sportlichen Führung allerdings teilt man solche Einschätzungen nicht. Im Gegenteil. "Wir haben gestandene Spieler in der Mannschaft, erfahrene Nationalspieler. Wenn man da von Druck spricht, dann ist das nur eine Ausrede", redete Jens Keller Klartext. Und auch in der Mannschaft wollte nicht jeder den Erklärungsversuch der Kollegen als Entschuldigung gelten lassen. "Wir spielen auf Schalke, da ist Druck nichts Neues für uns. An dem besonderen Druck darf so etwas nicht liegen und hat es auch nicht gelegen", erklärte Marco Höger gegenüber bundesliga.de.

Sollte es auch besser nicht, denn geringer wird der Druck am letzten Spieltag ganz sicher nicht. In Freiburg kommt es am Samstag zum direkten Duell um Platz vier. Bei einer Niederlage kann Schalke die Champions League samt Millioneneinnahmen abschreiben. Und selbst ein Unentschieden könnte zu wenig sein, wenn Frankfurt parallel ein hoher Sieg gelingt. "Den ersten Elfmeter haben wir meilenweit über das Tor gehauen, aber wir haben es immer noch selbst in der Hand", versucht es Horst Heldt vor dem Showdown mit Zweckoptimismus.

An die eigene Stärke glauben



Ruhe bewahren und an die eigene Stärke glauben, empfiehlt der Sportvorstand für die Woche der Wahrheit. Und zumindest da befinden sich auf Schalke wieder alle auf einer Wellenlänge. "Ich glaube an die Mannschaft, auch wenn wir das gegen Stuttgart nicht unter Beweis stellen konnten", meint Benedikt Höwedes. Und Marco Höger betont, "dass wir in den letzten Wochen mehrfach gezeigt haben, dass wir Qualität haben."

Die Stuttgart-Pleite abhaken und volle Konzentration auf das Endspiel, so sieht es auch Klaas-Jan Huntelaar: "Wir haben schon öfter in dieser Saison gezeigt, dass wir es können. Das müssen wir jetzt noch einmal abrufen. Und dann können und müssen wir die Qualifikation für die Champions League in Freibug perfekt machen."

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte