Jens Keller führte den FC Schalke 04 von Platz 7 auf Rang 4, der zur Qualifikation für die Champions League berechtigt
Jens Keller führte den FC Schalke 04 von Platz 7 auf Rang 4, der zur Qualifikation für die Champions League berechtigt

Schalke mit Keller: Endspurt in die "Königsklasse"

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München - "Es wird noch bis zum Schluss ganz eng", sagt Timo Hildebrand und spricht damit den Kampf um Platz 4 und die Qualifikation zur Champions League an. Nur einen Punkt Vorsprung hat der FC Schalke 04 vor dem ärgsten Verfolger SC Freiburg und gerade einmal fünf Zähler auf den achtplatzierten Hamburger SV. Ein Punkt zwischen mittendrin und nur dabei.

Im Februar nur Mittelmaß

Dass es für die "Knappen" Ende Juli und Anfang August noch um etwas anderes gehen könnte, als darum, möglichst gute Grundlagen für die kommende Saison zu schaffen, hätte vor rund neun Wochen im Umfeld des Revierclubs wohl kaum noch jemand geglaubt. Zu hoffnungslos schien die Lage.



Am 9. Februar, nach der bitteren 0:4-Niederlage in der Partie beim FC Bayern München, schienen die Tage von Neu-Trainer Jens Keller bereits gezählt. Dabei hatte der ehemalige U17-Trainer die Profis erst nach Beginn der Winterpause übernommen.

Doch der Pleite beim Rekordmeister waren ein schmeichelhaftes 0:0 beim damaligen Vorletzten FC Augsburg sowie die 1:2-Heimniederlage gegen Schlusslicht Greuther Fürth vorangegangen. Schalke stürzte ab, war nur noch Zehnter. "Königsblau" drohte, im grauen Mittelmaß der Liga zu versinken.

Mittlerweile biegt die aktuelle Bundesliga-Saison auf die Zielgerade ein - und der FC Schalke ist wieder vorne dabei. Nur neun Wochen nach dem Tiefpunkt haben sich die "Knappen" zur Mannschaft der Stunde gemausert, sind nach Meister Bayern und Borussia Dortmund bestes Team der Rückrunde und liegen auf Kurs "Königsklasse" - mit, oder besser gesagt, dank Keller. (Rückrundentabelle)

Was ist passiert?



Unter dem 49-Jährigen steht S04 wieder für Spielfreude und Tempofußball. Während Vorgänger Huub Stevens, den Keller nach dem 17. Spieltag beerbt hatte, auf Ballbesitz setzte, spielt die Mannschaft mittlerweile schnell nach vorne. Standen in der Hinrunde durchschnittlich 54 Prozent Ballbesitz zu Buche, sind es in den zwölf Partien der Rückrunde nur noch 49 Prozent. Dafür kontert Schalke nun häufiger, weist bereits jetzt nach Kontern vier Torschüsse mehr auf (33) als in der gesamten Hinrunde (29).

Insgesamt legt Keller mehr Wert auf die spielerische Komponente, die der FC Schalke unter ihm deutlich verbessert hat. Fielen in der Hinrunde noch acht der 27 Tore nach Standards, hat sich dieser Anteil nun auf 17 Prozent verringert. Von den 23 Rückrunden-Toren erzielten Julian Draxler und Co. 19 aus dem Spiel heraus.

Von außen ins Zentrum



Apropos Draxler: Der Jungstar selbst ist einer der bedeutendsten Gründe für die Wiederauferstehung der Schalker. Mit einem begnadeten linken Fuß gesegnet wurde er bisher meist dort eingesetzt, wo man einen Linksfuß traditionell vermutet: auf der linken Außenbahn.

Viel wertvoller ist der 19-Jährige jedoch im Zentrum. Mit Draxler als zentralem Mittelfeldspieler holte S04 im Schnitt 2,1 Punkte pro Partie. Spielte er jedoch auf der Außenposition oder fehlte komplett, fielen durchschnittlich nur 1,4 Zähler ab. Auch die Torquote fällt ohne das Eigengewächs geringer aus (1,6) als mit ihm (2,0). Bei den Großchancen und Torschüssen pro Spiel verhält es sich genauso.

"Julian Draxler hat auch in der Jugend zentral immer wieder für Glanzlichter gesorgt", sagt Mike Büskens im Gespräch mit bundesliga.de. "Auf der Position hinter den Spitzen kann er mit seiner Schnelligkeit, seiner Beweglichkeit und seinem beidfüßig guten Abschluss immer wieder in die Lücken stoßen, um dann auch torgefährlich zu sein", erklärt das Schalker Urgestein die Stärke des 1,85 Meter großen Schlaks.

Schweres Restprogramm



Doch was ist angesichts des Vier-Punkte-Rückstands auf Bayer Leverkusen und des Restprogramms gegen die Konkurrenten aus Frankfurt, Hamburg, Gladbach und Freiburg noch drin für den FC Schalke? "Ich denke, dass auch wir noch Chancen haben, den 3. Rang zu erreichen", sagt Ciprian Marica.

Angesichts der bald wieder von Verletzungen genesenen Stammspieler Jefferson Farfan, Jermaine Jones und Klaas-Jan Huntelaar erscheint Maricas Kampfansage durchaus im Bereich des Möglichen.

Dennoch warnt Draxler, dass "wir jetzt auf keinen Fall den Fehler machen dürfen, nur nach oben zu gucken. Hinter uns auf den Plätzen ist es sehr eng". Und das wird es wohl auch bis zum Schluss bleiben.

Gregor Nentwig