Roman Weidenfeller genoss Übergabe der Schale in vollen Zügen
Roman Weidenfeller genoss Übergabe der Schale in vollen Zügen

Schale in der Hand, Pokal im Kopf

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Dortmund - Roman Weidenfeller bekam das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht. Und gab die Schale nicht mehr aus der Hand. Als seine Kollegen teils schon geduscht Richtung Meisterbankett aufbrachen, eilte der BVB-Keeper immer noch durch die Stadionkatakomben, gab Interviews und ließ sich fotografieren. Immer dabei: Die silberne Meisterschale, die Weidenfeller strahlend hütete wie einen Schatz.

"Das Double ist noch keinem gelungen"

Rundum glücklich und zufrieden sah der Torhüter aus, und diesen Eindruck vermittelten auch die anderen Dortmunder Meister. Bei ihnen es war dieses Mal nicht die ganz große Explosion der Emotionen, die sich nach dem Abpfiff widerspiegelte.

Ekstatisch feierten nur die Fans auf den Straßen und in den Kneipen, verwandelten den Alten Markt in der City und das nahe gelegene Kreuzviertel in eine große schwarz-gelbe Partyszene.



Bei den Spielern ging es deutlich moderater zu - kein Wunder, denn nach dem Spiel ist in diesem Fall vor dem Spiel. Das DFB-Pokalfinale und die Chance auf das Double bremsten die ungehemmte Partylaune. "Wir wollen wieder in die Vereinsgeschichte, wir wollen das Double schaffen. Das ist noch keinem gelungen", stellte Kevin Großkreutz mit Blick auf die 103-jährige Historie des BVB fest. Und auch Kapitän Sebastian Kehl hatte statt großer Meistersause eher "das I-Tüpfelchen einer fantastischen Saison" im Kopf.

Ihr Meisterfeuerwerk hatte die Borussia dieses Mal eher im Spiel abgebrannt als danach. Zumindest eine Halbzeit lang demonstrierten die Dortmunder beim all das, was sie mit 81 Punkten zum besten Meister aller Zeiten gemacht hat: Torgefahr, Gier, Können und Leidenschaft. "Wir wollten diesen Punkterekord, darum haben wir von Anfang an noch einmal richtig Gas gegeben", bekräftigte Lukasz Piszczek.

Fans auf Souvenirjagd - Freiburger Glückwünsche



Dass nach dem Abpfiff allerdings die Ehrenrunde samt Schale im Stadion ausfiel, war so nicht geplant. Der Verein hatte es nicht hinbekommen, die jubelnden Fans zunächst auf den Rängen zu halten. Als der Rasen geflutet war, wie es seit Jahren bei Titeln in jedem Stadion Brauch geworden ist, ging aufgrund mangelnder Vorkehrung allerdings nichts mehr. "Wir hatten fest vor, noch einmal runter zu gehen, zu den Tribünen zu laufen und uns gebührend zu verabschieden. Das war leider nicht möglich", ärgerte sich Kehl, der zuvor auf der Ehrentribüne die Schale entgegen genommen hatte.

Auch das obligatorische Meisterfoto fiel so aus. Stattdessen tanzten und sangen die Fans ebenso friedlich wie freudetrunken über den Platz, gingen vom Meisterrasen bis zum Torpfosten auf Souvenirjagd und konnten ihr Glück kaum fassen: "Und schon wieder Deutscher Meister, BVB...!" Echtes Fair-Play demonstrierten die Freiburger Anhänger, die lautstark mit einstimmten, nachdem sie zuvor schon via Transparent ("Freiburg gratuliert allen Dortmunder Jungs") ihre Glückwünsche übermittelt hatten. Die Mannschaft bahnte sich derweil durch verschlungene Stadionpfade von der Ehrentribüne aus ihren Weg zurück in die Kabine.

Unterstützung für Feierbiest Großkreutz



Hier spritzte dann aber doch der Schampus in Strömen aus den Magnumflaschen, weil das bekannte Dortmunder Feierbiest Kevin Großkreutz tatkräftige Unterstützung bekam. Chris Löwe und Moritz Leitner hatten sichtlich Spaß daran, alles und jeden voll zu spritzen, der nicht schnell genug flüchten konnte.

Andere ließen es sichtlich ruhiger angehen und wirkten fast geschäftig. Ein paar Fotos mit den Fans, ein Gruß in die Runde - und ab ging es zum Meisterbankett. Dafür hatte Jürgen Klopp sogar den Zapfenstreich von 1 auf 2 Uhr verlängert, viele Profis lagen aber zeitig im Bett. Am Sonntag konnte der Coach dann alle Spieler pünktlich zum gemeinsamen Frühstück begrüßen, anschließend stand Regeneration auf dem Trainingsplan. Die Vorbereitung auf das Pokalfinale in Berlin hat beim BVB begonnen.

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte