Der FC Bayern München landet im Juli 2012 einen echten Coup und präsentiert Matthias Sammer (r.) als neuen Sport-Vorstand. Durch seinen Wechsel zum Rekordmeister...
Der FC Bayern München landet im Juli 2012 einen echten Coup und präsentiert Matthias Sammer (r.) als neuen Sport-Vorstand. Durch seinen Wechsel zum Rekordmeister...

Sammer zu den Bayern

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München - Die Europameisterschaft endet mit einer Leistungsexplosion Spaniens. In Deutschland gibt es unmittelbar nach dem Turnier eine riesige Überraschung. Der FC Bayern München gibt die Verpflichtung eines neuen Sport-Vorstands bekannt: Es ist Matthias Sammer, der vom DFB zum Rekordmeister wechselt.

Bewegung auf dem Transfermarkt

Während sich die Trainer und Spieler der DFB-Delegation nach der EURO in den verdienten Urlaub verabschiedeten, wurde in Frankfurt verhandelt. DFB-Sportdirektor Sammer bat um seine Vertragsauflösung, um eine Offerte des Rekordmeisters annehmen zu können. Denn der in der abgelaufenen Saison titellose Nobelclub von der Isar will in der kommenden Spielzeit mit aller Macht und dem bestmöglichen Personal auf allen Ebenen angreifen. Dem Ersuchen wurde statt gegeben.

So trat Sammer die Nachfolge des glücklosen Sportdirektors Christian Nerlinger an, der seinen Hut nehmen musste. Die Bayern freuten sich über ihren geheim gebliebenen Coup, die Medien reagierten mit einer Mischung aus Begeisterung und Skepsis. Würden die "Alphatiere" - Präsident Uli Hoeneß und sein neuer leitender Angestellter - miteinander auskommen? Wie würde das Tagesgeschäft zwischenTrainer Jupp Heynckes und Sammer funktionieren? Drohte aus dem FCB wieder der "FC Hollywood" zu werden?



Zunächst einmal passierte gar nichts. Die Bayern starteten ihre Saisonvorbereitung mit einem 1:0-Testspielerfolg gegen die SpVgg Unterhaching. Doch dabei fehlten noch zwölf Nationalspieler, die sich nach der langen Saison noch von den Strapazen erholten. Übrigens: Der DFB wurde schnell bei der Suche nach einem Sammer-Nachfolger fündig und installierte den ehemaligen Leverkusener Trainer Robin Dutt als neuen Sportdirektor.

Auf dem Transfermarkt tat sich in der Sommerpause naturgemäß viel. Besonders Borussia Mönchengladbach schlug zu und investierte die für Marco Reus und Dante eingenommenen Ablösesummen in neue internationale Stars. Aus der Schweiz kam der defensive Mittelfeldspieler Granit Xhaka, aus den Niederlanden Torjäger Luuk de Jong. Auch die Vertragsverlängerung des lange zögernden Trainers Lucien Favre sorgte für gute Stimmung am Niederrhein.

Bayer bleibt hart



Leverkusen gab Eren Derdiyok nach Hoffenheim und Tranquilo Barnetta nach Schalke ab, holte das spanische Toptalent Daniel Carvajal und widerstand lukrativen Angeboten für zwei seiner EM-Stars. Die Bayer-Führung um Rudi Völler und Wolfgang Holzhäuser erteilte der Anfrage des FC Chelsea für Andre Schürrle ebenso eine Absage, wie dem Werben der Bayern um Lars Bender.

Zahlreiche andere Wechsel kamen zustande. Der Ex-Mainzer Aristide Bance heuerte nach zweijähriger Wanderschaft im Ausland beim FC Augsburg an, Werder Bremen sicherte sich die Dienste der Stürmer Nils Petersen und Eljero Elia, nachdem Claudio Pizarro zu den Bayern gewechselt war.

Importschlager aus Fernost



Hochkonjunktur haben nach wie vor Japaner. Eintracht Frankfurt verpflichtete den Takashi Inui vom VfL Bochum, der 1. FC Nürnberg stellte Hiroshi Kiyotake vor und Hannover 96 Verteidiger Hiroki Sakai. Die Bundesliga verlassen haben so schillernde Gestalten wie der Peruaner Paolo Guerrero (HSV) und der Ägypter Mohamed Zidan (Mainz), die ihre Karrieren nun außerhalb Europas fortsetzen.

International sorgte Red Bull Salzburgs blamables Scheitern in der Champions-League-Qualifikation gegen den luxemburgischen Vertreter Düdelingen für große Heiterkeit, zumindest außerhalb von Österreich. Die Pleite der Glasgow Rangers, die nun einen Neuanfang in der vierten schottischen Liga machen müssen, war weniger lustig. Und in den Niederlanden wurde der ehemalige Bayern-Coach Louis van Gaal zum neuen Nationaltrainer gekürt.


Das Spiel des Monats Juni: Das Endspiel der Europameisterschaft Spanien - Italien 4:0 (2:0)



Viel Kritik war auf die Spanier niedergeprasselt, die ohne den ganz großen Glanz und mit einer gehörigen Portion Glück bei der Elfmeterlotterie im Halbfinale gegen Portugal ins Endspiel eingezogen waren. Langweilig fanden viele Experten den vor allem auf Ballbesitz und hoher Passgenauigkeit basierenden und ohne nominellen Stürmer praktizierten "Tiki-Taka-Fußball" der Iberer.

Mit dem Einzug ins Finale gegen Italien schien nun alle Last abgefallen zu sein. Die Spanier nahmen den Gegner, der ihnen in der Vorrunde noch beim 1:1-Unentschieden auf Augenhöhe begegnet war, nach allen Regeln der hohen Fußballkunst auseinander. Mit 4:0 gewann der Titelverteidiger nach Toren von David Silva (14.), Jordi Alba (41.), Fernando Torres (84.) und Juan Manuel Mata (88.). Mit dem höchsten Finalsieg der EM-Geschichte sicherte sich die "Seleccion" an diesem 1. Juli 2012 nach dem EM-Titel 2008 und dem WM-Gewinn 2010 den historischen Titel-Hattrick.

Tobias Gonscherowski


Das Jahr 2012 im Überblick