Nach dem Gewinn der Champions League attestiert Sportvorstand Matthias Sammer der Bayern-Mannschaft die Aussicht, in die Geschichte des Vereins einzugehen
Nach dem Gewinn der Champions League attestiert Sportvorstand Matthias Sammer der Bayern-Mannschaft die Aussicht, in die Geschichte des Vereins einzugehen

Sammer heiß auf das Triple: "Viel, viel mehr als ein Pokalfinale"

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München - Arjen Robben radelte am Dienstag ein bisschen im Kraftraum, um sich zu erholen. Das Feiern nach dem Champions-League-Triumph hat Bayern München ebenso Kraft gekostet wie der Sieg gegen Borussia Dortmund. Und auch das Training seiner Kollegen habe deshalb "noch nicht die höchste Qualität" gehabt, sagte der Finalheld schmunzelnd. Sportvorstand Matthias Sammer stand im Gegensatz dazu sinnbildlich schon wieder in Flammen.

Ritterschlag für goldene Bayern-Generation

Obwohl auch Sammer davon sprach, dass der Gedanke an den gewonnenen Henkelpott sich "nach wie vor traumhaft und seelisch" anfühle, lenkte der 45-Jährige bereits drei Tage nach dem Coup von Wembley eindringlich den Fokus auf das mögliche Triple. "Wir sind emotional eigentlich auf dem Höhepunkt, aber das darf nicht dazu führen, eine historische Chance zu verpassen. Es ist viel, viel mehr als ein Pokalfinale für diesen Club", sagte Sammer mit Blick auf das DFB-Pokalendspiel gegen den VfB Stuttgart am Samstag (ab 19:30 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) in Berlin.



Dort kann der FC Bayern als erste deutsche Männermannschaft in einem Jahr die deutsche Meisterschaft, den Champions-League-Titel und den DFB-Pokal gewinnen. Damit, sagte Sammer, würden Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und Co. in die Reihe der größten Spieler in der Geschichte der Münchner aufsteigen.

"Sie werden immer mit den Granden des Vereins wie Franz Beckenbauer oder Uli Hoeneß konfrontiert, das piekst. Jetzt sind sie diejenigen, die einen Stempel draufdrücken können und sich aus der starken Tradition abheben können. Sie können an die Spitze treten", sagte Sammer. Dieser Gedanken müsse den Weg für das Endspiel gegen den VfB bestimmen.

Zudem brachte Sammer die Diskussion um Führungsspieler in Deutschland wieder einmal auf den Tisch. Schweinsteiger und Lahm hätten mit dem Sieg in der "Königsklasse" gezeigt, "dass es ja scheinbar Führungsstrukturen im deutschen Fußball gibt". Man müsse diese wie Trainer Jupp Heynckes aber auch einfordern, sonst könne man keine Reaktion erwarten.

Der Inhalt ist entscheidend



Es werde immer gesagt, es sei eine andere Zeit, eine andere Generation. Dem, stellte der Europameister von 1996 klar, müsse man sich in der Kommunikation anpassen, "aber nicht im Inhalt. Diese Gesetzmäßigkeit bleibt gleich. Es gibt ein paar stabile Faktoren." Mahnen könne jeder, aber es gehe um Inhalt, Kommunikation und Substanz.

Mit Führung würden immer "deutsche Tugenden, Tradition und Rumschreien" in Verbindung gebracht. Daher hätten die Spieler das abgelehnt, "weil man es ihnen vielleicht auch nicht richtig erklärt hat. Sie brauchen das Gefühl, es ist gewollt, dass wir es in die Hand nehmen."

Auch am Samstag in Berlin müssten diese Spieler, zu denen Sammer beim FC Bayern auch Torhüter Manuel Neuer und Dante zählte, "wieder mit in den Fokus und sagen: Diese historische Chance müssen wir beim Schopfe packen."

Sammer: "Robben und Ribery sind Freigeister"



Robben oder Franck Ribery nannte Sammer nicht. Aus einem einfachen Grund - für ihn sind die beiden Superstars Individualisten und keine Führungsfiguren. "Sie sind Freigeister, die nach Liebe schreien", sagte Sammer, "die darf man nicht mit einer solchen Rolle überfrachten."

Sammer ist mit ihnen "ganz kritisch" umgegangen, wie Robben gesteht. "Er verlangt viel, aber das muss er auch." Wie Heynckes hat der Sportvorstand beharrlich Defensivarbeit von beiden eingefordert. Und die beiden Flügelstürmer hätten "jetzt gemerkt, dass man viel mehr Respekt bekommt, wenn man für die Mannschaft arbeitet".

Robben: "Können in die Geschichte eingehen"



Robben sieht natürlich ebenfalls die von Sammer so besonders in den Mittelpunkt gestellte große Triple-Chance. Der 29-Jährige hat am Dienstag nicht nur über den lockeren Aufgalopp in die letzte Trainingswoche der Saison gesprochen. "Uns ist bewusst, dass wir in die Geschichte eingehen können", sagte er.

Und jetzt noch einmal umzuschalten vom Feiermodus in den Wettkampfmodus, das sei "nicht schwierig, wir werden noch mal alles reinlegen. Der Pokal macht das Triple komplett, wir wollen unbedingt gewinnen".

Vom Siegesrausch wie am Samstag kann auch ein Robben nicht genug bekommen, und Stuttgart kann sich inzwischen vom Gedanken verabschieden, im Finale gefühlsberauschten und unkonzentrierten Bayern zu begegnen.