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Junior Fernandez (vorne) soll nach dem Abgang von Eren Derdiyok die Lücke in Angriff schließen
Junior Fernandez (vorne) soll nach dem Abgang von Eren Derdiyok die Lücke in Angriff schließen

Samba unterm Bayer-Kreuz

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Leverkusen - Vor rund einem Monat gab Bayer Leverkusen die Verpflichtung von Junior Fernandes und Carlinhos bekannt. Sie sind nur zwei in einer langen Reihe von Südamerikanern, die für die "Werkself" kickten.

"Tita war für uns Gold wert"

Während der Brasilianer Junior Fernandes (Sportdirektor Rudi Völler: "Wir sind sicher, dass er sich in der Bundesliga durchsetzen wird") der Bayer-Elf als Ersatz für Eren Derdiyok sofort weiterhelfen soll, wird dem 18-jährigen Carlinhos zunächst eine Eingewöhnungsphase zugestanden. Leverkusen hat den Chilenen für ein Jahr ausgeliehen und verfügt anschließend über eine Kaufoption.



Dass sich die beiden Neuzugänge mittelfristig durchsetzen werden, erscheint angesichts der Historie keine allzu gewagte Prognose. Dann Bayer und Südamerika ist eine Symbiose, die sich im Laufe der Zeit schon mehrfach bewährt hat. Bereits der erste Brasilianer, der 1987 in Leverkusen seine Zelte aufschlug, hatte durchschlagenden Erfolg. Tita blieb zwar nur eine Saison, doch mit seinen zehn Treffern in 21 Spielen versetzte er die Bayer-Fans in Verzückung und leitete die Ära der Südamerikaner ein.

"Damals hat er uns 500.000 DM gekostet, war aber für uns Gold wert", sagt der ehemalige Bayer-Manager Reiner Calmund "Er hatte zwar einen holprigen Start und brauchte ein paar Wochen bis er sich akklimatisiert hatte, war dann aber unersetzlich. Er hat uns 1988 zum UEFA-Cup-Sieg geschossen. Im Viertelfinale gegen den FC Barcelona und im Finale gegen Espanyol hat er die entscheidenden Treffer erzielt."

Nach und nach trudelten vor allem Brasilianer vom südamerikanischen Kontinent in Leverkusen ein: Von Paulo Sergio über Juan, von Ze Roberto über Franca und von Paulo Rink über Lucio - viele der Neuankömmlinge entwickelten sich im Laufe der Zeit zu Importschlagern. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind es insgesamt 20 Südamerikaner, die sich in der Bundesliga das Bayer-Trikot übergestreift haben.

Viele positive Beispiele



Davon hat Juan (139) die meisten Bundesliga-Spiele bestritten und Paulo Sergio die meisten Tore erzielt (47). Die wohl besten Abwehrspieler waren indes Juan und Lucio: Juan gewann im Trikot von Bayer Leverkusen in der Bundesliga gute 63 Prozent seiner Zweikämpfe, bei Lucio waren es sogar 65 Prozent.

In Leverkusen bleibt vor allem Ze Roberto unvergessen: In seinen 113 Bundesliga-Spielen für die "Werkself" war er an 55 Treffern direkt beteiligt (17 Tore, 38 Torvorlagen) - in der Saison 2001/02 wurde er mit 17 Torvorlagen sogar Top-Vorbereiter der Bundesliga. Verantwortung übernahmen dagegen nur einige der Stars - denn lediglich drei Südamerikaner traten für Bayer Leverkusen in der Bundesliga zum Elfmeter an: Der Chilene Arturo Vidal verwandelte alle sechs Strafstöße, Rink zwei von zwei und Sergio drei von fünf. Vidal verabschiedete sich 2010/11 mit einer ganz starken Saison von den Rheinländern - in seinen 33 Spielen sammelte er 22 Scorer-Punkte (zehn Tore, elf Torvorlagen).

Ein Südamerikaner wurde während seiner Zeit bei Bayer Leverkusen sogar deutscher Nationalspieler: Rink nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an und feierte im September 1998 sein Debüt im DFB-Trikot. Der Stürmer bestritt insgesamt 13 Länderspiele für Deutschland, blieb dabei aber ohne eigenen Treffer.

Slapstickeinlagen von Cris



Das Erfolgsgeheimnis der Brasilianer in Leverkusen war unter anderem die hervorragende Integrationsarbeit, die die sportliche Führung gewährleistete. "Besonders wichtig war, dass wir immer unseren Kontaktmann Heinz Prellwitz mit nach Deutschland gebracht haben, sobald wir einen Spieler verpflichtet hatten", erinnert sich Calmund. "Er kannte beide Mentalitäten und war dadurch für die Integration enorm wichtig. Vor allem hat er sich um die Spielerfrauen bzw. die Familien gekümmert und ihnen alles gezeigt."

Doch unter den 20 Südamerikanern gab es auch einige, die den Durchbruch nicht geschafft haben: So spielte der Brasilianer Cris in der Rückrunde 2002/03 für Leverkusen und bestritt für das in seiner tiefsten Krise steckende Bayer zwei Bundesliga- und vier Champions-League-Partien - es dürften die schlechtesten Spiele seiner Karriere gewesen sein. Der Abwehrspieler torkelte von einer Verlegenheit in die andere, sorgte mit Slapstick-Einlagen ungewollt für Lacher und war in nahezu jedem Spiel an Gegentreffern beteiligt. Zurück in Brasilien fand Cris zu alter Form und wurde wieder Nationalspieler; 2004 wechselte er zum zweiten Mal nach Europa - bei Olympique Lyon hatte er weitaus größeren Erfolg als unterm Bayer-Kreuz. Vier Mal wurde Cris mit "OL" Meister.

Auch ein gewisser Marquinhos, der 2000 nach Leverkusen wechselte und die "Werkself" im Januar 2002 wieder verließ, dürfte nur den wenigsten Bayer-Fans in Erinnerung geblieben sein - er durfte nur ein Mal im DFB-Pokal ran und blieb ohne jeglichen Bundesliga-Einsatz. Dass Junior Fernandes und Carlinhos ähnlich Schiffbruch erleiden, ist indes nicht zu erwarten.

Johannes Fischer